Eins muss man sofort klar machen: Steorrah sind nicht für schwache Nerven! Denn wir bewegen uns hier ins Königreich des Prog-Death Metals, das nicht gerade das einfachste musikalische Gebiet zu betreten ist.
Von Tania Rusca
Das Wunderbare an der Progressive Music ist aber gerade diese Art Reise, die sie mit langen, technischen, hypnotischen Stücken nach und nach, gestaltet. Eine paradoxerweise kohärente Atmosphäre, die sich gerade aus Tempowechseln und ständigen Umbrüchen ergibt. Das ist gerade was Steorrah mit The Altstadt Abyss meisterhaft gelingt.
Die vierköpfige Bonner Band veröffentlicht ihr mittlerweile schon viertes Album, das noch an Reife und Bewusstsein gewinnt, nach An Eroticism In Murder 2010, II: Thin White Paint 2015 und das Livealbum „Nocturnal Emission“ 2016.
Düstere Atmosphäre einer seltsamen Reise
Der ebenso sehr Bonner Titel, „The Altstadt Abyss“, verspricht die düstere Atmosphäre einer seltsamen Reise, die nicht in die Ferne, sondern in die Tiefe geht. Die Tiefe ist, auf einer Seite, jene der Musik, die technisch sehr anspruchsvoll ist: Christian Schmidt am Schagzeug, Raoul Zillani am Bass, Nicolao Dos Santos an der Gitarre und der Vokalist und Gitarrist Andreas März sind makellose Musiker, die sich vor experimentellen Mischungen nicht fürchten. Einflüsse von Gothic und Epic Metal sind zu spüren (etwa wie in „Woves and Seagulls“), jederzeit mixen sich akustische Gitarre, Metal-Riffs und Jazz-Variationen, während der Sänger vom Growl in den melodischen Gesang wechselt. Und das, wie gesagt, ohne dass man je den Faden verliert.
Die Tiefe ist aber auch jene der Stimmung, die das ganze Album erfüllt. Gotische Kulissen, die uns in den Altstadtabgrund einführen. Das Lied, das dem Album den Titel gibt, ist dasjenige, das am meistens Progressive-Rhythmen und Death Metal-Töne zusammen mischt, sowohl im Instrumentalen als auch im Gesang. Das folgende „Spheroid Nine“, ist ein beeindruckendes, sanftes Piano Stück, das das Album dramatisch abschließt.
„The Altstadt Abyss“
The Altstadt Abyss ist ein mutiges Werk, das sich nach und nach immer besser genießen lässt, desto mehr man es sich anhört. Es ist keinesfalls ein Background für Kaffee und Kuchen, sondern eine komplexe Arbeit, die sich detailliert genießen lassen. Ein Stück bittere Edelschokolade. Etwas intellektuell. Jedenfalls eine vielversprechende Reise in die Tiefe, nicht nur der Altstadt, sondern viel mehr der guten Musik.
Next live gig:
Sa, 2.2.19 | Köln (D) | Halle am Rhein