„Der Prince of Darkness ist gegangen“ – Zum Tod von Ozzy Osbourne

Black Sabbath 2017 in Köln FOTO: Dylan Akalin

Ozzy Osbourne ist am 22. Juli 2025 gestorben – 17 Tage nach seinem bewegenden letzten Bühnenauftritt mit Black Sabbath in Birmingham. Beim gigantischen Benefizkonzert im Villa Park saß der „Prince of Darkness“ auf einem Thron und sang sich mit „Crazy Train“ und „Paranoid“ in die Herzen der Fans – ein würdevoller Abschied, laut, wild und voller Leben. Weggefährten wie Metallica, Steven Tyler und Alice Cooper verneigen sich, Millionen trauern weltweit. Ein Blick zurück auf eine Karriere zwischen Heavy Metal, Hundekot und Herzen aus Gold.

Von Dylan C. Akalin

Ozzy Osbournes letzter offizieller Bühnenauftritt fand dort statt, wo alles begann: in Birmingham, der rußgeschwärzten Wiege des Heavy Metal. Am 5. Juli 2025 trat Ozzy Osbourne letztmalig mit Black Sabbath auf – im ehrwürdigen Villa Park in seiner Heimatstadt Birmingham. Die Show „Back to the Beginning“ war ein einmaliges Benefizfestival, das nicht nur seine letzte Bühnenerfahrung markierte, sondern auch die Rückkehr der ursprünglichen Quartettbesetzung nach 20 Jahren. 

Am 22. Juli 2025 starb der Prince of Darkness

Trotz der Parkinson-Erkrankung sang Ozzy – sitzend auf einem prunkvollen Thron – mit ungebrochener Hingabe die Songs seiner Karriere, von eigenen Klassikern wie „Crazy Train“ bis zum abschließenden „Paranoid“ mit der gesamten Band. Diese letzte Show zog zehntausende Fans an, generierte über 190 Millionen Dollar für wohltätige Zwecke und wurde von Kollegen wie Metallica, Guns N’ Roses und Steven Tyler unterstützt. Es war eine emotionale, beeindruckende Demonstration seiner Musik, seines Witzes und seiner ungebrochenen Stimme – ein Abschied, der mehr an ein triumphales Finale erinnerte als an das Ende einer Ära. 17 Tage später, am 22. Juli 2025 starb der Prince of Darkness.

Mit dem Tod von Ozzy Osbourne verliert die Musikwelt nicht nur einen der eigenwilligsten und exzentrischsten Performer der Rockgeschichte, sondern eine ganze Epoche verliert ihre Stimme. Ozzy war mehr als nur der Sänger von Black Sabbath, mehr als ein Reality-TV-Star, mehr als der schräge Typ, der einer Fledermaus den Kopf abbiss. Er war Mythos, Archetyp, Relikt – und trotz allem stets lebendig, verletzlich, menschlich.

2017 mit Black Sabbath letztmals in Köln

Als Black Sabbath 2017 in Köln ein letztes Mal die deutsche Bühne betrat, wirkte Ozzy gealtert, ja, fast zerbrechlich – und doch stand da ein Mann, der mit jeder Geste, mit jedem „Let me see your hands!“ das Publikum mitriss. Seine Bewegungen waren reduziert, fast starr, seine Augen hafteten seltsam fixiert auf einem Punkt – vielleicht war es der Teleprompter, vielleicht auch nur der innere Kompass, der ihn durch seine Songs leitete. Schon damals schrieb ich über diese letzte Show: „Ozzy bleibt meistens merkwürdig starr an seinem Mikro \[…] Ob Ozzy, der an Dyslexie, also an Leseschwäche, und ADS leiden soll, tatsächlich abgelesen hat?“ – Es war gleichgültig. Der Mann war da, sang „Iron Man“, „War Pigs“ und am Ende „Paranoid“, und ließ die Arena erbeben.

Ozzy Osbourne war vielleicht kein perfekter Sänger, aber er war der einzig richtige Sänger für Black Sabbath. Seine Stimme – eine Mischung aus schiefem Klagegesang, nasaler Melancholie und unbändigem Wahn – passte perfekt zu Tony Iommis heruntergestimmten Riffs, zu Geezer Butlers düsteren Texten, zu dieser schwerfälligen, apokalyptischen Klangmasse, die man später als „Heavy Metal“ etikettieren sollte.

„Without Black Sabbath, there would be no Metallica.“ Das sagte James Hetfield – nicht als Floskel, sondern als tief empfundene Wahrheit. Und es ist ebenso richtig zu sagen: Ohne Ozzy kein Sabbath. Kein „Children of the Grave“, kein „N.I.B.“, keine schwarze Messe im kollektiven Gedächtnis der Rockmusik.

Die Reaktionen aus der Musikwelt

Die Reaktionen aus der Musikwelt zum Tod Osbournes sind ergreifend. Sharon Osbourne, seine jahrzehntelange Partnerin, Managerin und Lebensretterin, schrieb auf X:

„He fought the demons, on stage and within himself. He was always my warrior. I love you forever.“

Tony Iommi, der Sabbath-Gründer und Freund, ließ verlauten:

„I lost my brother. We created something from nothing, and Ozzy gave it the madness and the magic. I can’t believe he’s gone.“

Geezer Butler, sonst eher wortkarg, postete nur ein Bild: Ozzy, lachend, mit ausgestreckter Zunge. Darunter ein Satz: „There will never be another.“

Auch aus anderen Lagern kamen große Worte. Dave Grohl (Foo Fighters, Nirvana) schrieb:

„Ozzy was the weird uncle we all wished we had. He showed us that you could be broken, wild, and still change the world with your music.“

Und Alice Cooper erinnerte sich auf Instagram an ihre gemeinsame Tour in den 70ern:

„We tried to out-crazy each other. But Ozzy was always the real deal. Madness with a heart of gold.“

Rock’n’Roll-Reality-Doku „The Osbournes“

Ja, diese Verrücktheit, seinen schrägen Humor und Witz lernten wir alle hautnah kennen – als Hauptfigur der ersten wirklich erfolgreichen Rock’n’Roll-Reality-Doku „The Osbournes“ (MTV, 2002–2005). Zusammen mit Ehefrau Sharon und den Kindern Kelly und Jack gewährte Ozzy einen zutiefst privaten, oft völlig absurden Einblick in seinen Alltag. Millionen Zuschauer sahen ihn beim Fluchen, Herumstammeln, Hundekacke entfernen – und konnten einfach nicht wegsehen. 

Eine der legendärsten Szenen: Ozzy, der wie ein Zombie durch die Villa schlurft, mit einem Becher Kaffee in der Hand, murmelnd: „Sharon! Sharon! Where’s the fucking remote?!“ Oder wie er verzweifelt versucht, ein neues Fernsehgerät zu bedienen („Why do I need five remotes to watch the bloody news?“). 

Die Serie zeigte ihn als sympathisch-überforderten Hausvater im permanenten Bademantel-Modus – ein krasser Kontrast zum „Prince of Darkness“-Image, das ihn auf der Bühne umgab. Gerade diese Mischung aus Wahnsinn, Witz und Weichheit machte die „Osbournes“ zu einer der einflussreichsten Popkultur-Sendungen der Nullerjahre. Ozzy war plötzlich nicht nur Rockikone, sondern auch Kultfigur im Mainstream – ein Rockstar, der sich selbst nicht zu ernst nahm und damit Millionen eroberte.

Witzfigur und Legende

Wie soll man jemanden würdigen, der gleichzeitig Symbol des Exzesses und der Überlebenskunst war? Einen Mann, der sich selbst in seinen schlimmsten Drogenphasen nie ernst nahm, aber mit seiner Musik Millionen berührte? Der Witzfigur und Legende war?

Vielleicht, indem man sich an das erinnert, was bei aller Show und Skurrilität immer blieb: eine tiefe Liebe zur Musik. Ozzy war bei aller Skurrilität ein Kind der Working Class. Er wuchs in einem der ärmsten Viertel Birminghams auf, klaute als Teenager, jobbte als Schlachter und schwankte zwischen Gefängnis und Fabrikarbeit – bis ihm die Musik einen Ausweg bot.

Die Jungs aus Birmingham

Und dann war da diese Band, diese drei anderen Jungs aus Birmingham, die den Weltuntergang auf Vinyl pressten. Und da war dieser Sänger, der kein großer Lyriker war, aber wusste, wie man die Welt mit zwei Tönen erschüttert. Dass Frank Zappa 1978 sagte, „Iron Man ist ein Kunstwerk“, war kein Zufall. Selbst ein Zappa, der an Kollegen oft kein gutes Haar ließ, erkannte die Größe dieser apokalyptischen Visionen.

Am Ende ist es vielleicht so, wie es auf jener letzten Tour von Black Sabbath klang, als das Outro „Zeitgeist“ vom Band lief – ein melancholischer Schlusspunkt einer Karriere, die so laut, so grell, so düster, so lebendig war. Vielleicht war das schon sein Nachruf. Damals schrieben wir: „Wie ein Abschied fühlt sich der Abend wirklich ganz und gar nicht an.“ Jetzt fühlt es sich an wie das Ende einer Ära.

Der „Prince of Darkness“ ist tot. Es lebe sein Vermächtnis.

Rest in riffs – and peace, Ozzy.