Tarja
In The Raw
Erscheinungsdatum: 30. August 2019
Label: Earmusic (Edel)
Die Frau hat das Konzept von Dramatik, finsteren Sounds und symphonischen Metalarrangements so sehr in sich absorbiert, dass „In The Raw“ wie aus einem organischen Guss klingt. Tarja, die einstige Frontfrau von Nightwish, legt ein weiteres Produkt ihrer seelenvollen Kreativität vor. In The Raw erscheint am 30. August 2019.
Von Dylan Cem Akalin
Kräftige Akkorde vom präsenten Piano, verzerrte, darüber auflodernde, verzerrte Powerchords von der Gitarre und der Soprangesang von Tarja Turunen bestimmen nicht nur den Song „Silent Masquerade“, der die Dramatik eines Metalrock-Musicals hat. „Serene“ dagegen geht von der Instrumentierung ziemlich metalmäßig ab, doch der Gesang der Finnin hält alles an der langen Kettenleine.
Die Inhalte der Texte sind so melancholisch und schwarz, dass man meint, Kate Beckinsale würde gleich mit den Wesen aus „Underworld“ aus dem CD-Player springen. Tatsächlich kriechen Schattenwesen aus der Dunkelheit, die Protagonistin geht verschworene Pakte mit Feinden ein, tanzt mit ihren Ängsten, Träume sterben unter riskanten Spielen mit dem Leben. Natürlich sind das alles Metaphern über ein ungemein zerrissenes Innenleben voller Selbstzweifel und ausschweifenden Fantasien.
„Du brauchst Schmerzen“
„Ich glaube, du brauchst Schmerzen, um Musik zu machen“, sagt die Künstlerin in einem Interview. Insbesondere auf diesem Album habe sie das Gefühl von Einsamkeit getrieben und so sei das Album „in Gemeinschaft mit meiner eigenen Seele“ entstanden. Das hört man auf jeden Fall. Die Songs sind so voller innerer Monologe, sie fast übermannenden Emotionen, dass man sich das ganze Album mit fast unübersichtlichen Eindrücken anhört. „Und da ist noch ein anderes Wort – Rohheit. Es ist nur ich, nur ich. Ich selbst schaue in den Spiegel und ich selbst schaue in meine Vergangenheit und sehe, warum ich heute die Person bin, die ich bin“, sagt sie.
Gitarrist Alex Scholpp ist mit seiner Versiertheit und seiner Fähigkeit, sich gut in neue Sounds einzudenken, eine tolle Wahl. Außerdem gehört er zu den Virtuosen, die einen Song nicht mit technischer Angeberei überfrachten, sondern sich effektvoll einsetzen. „Ich mag es, wie die Gitarre klingt: einfach schonungslos geraderaus“, sagt sie. „Wenn ich kraftvoll singe, brauche ich etwas Kraftvolles, das mich unterstützt, damit ich nicht das Gefühl habe, allein gelassen zu werden.“
Die Höhle ist eine symbolische Sache
Das gilt auch für Björn Ove „Speed“ Strid, der schon für Soilwork, Terror 2000, Disarmonia Mundi, Coldseed und The Night Flight Orchestra gesungen hat und als Duett Partner bereitsteht. Weitere vokale Unterstützung holt sich Tarja von Cristina Scabbia von Lacuna Coil und Kamelot-Sänger Tommy Karevik. Ich mochte Timm Schreiner als Drummer schon bei den Farmer Boys und auf Tarjas „Act II“. Der Mann hat einen fetten, präsenten Drumstil, der sich bewährt hat.
Auf dem Cover sehen wir Tarja in der St. Michael’s Grotte, Gibraltar, umgeben von lebendigen Farben und goldenem Schimmer. Das Kalksteinhöhleensystem im Upper Rock Nature Reserve im britischen Überseegebiet Gibraltar ist nur ein paar Kilometer von ihrem Zuhause entfernt. Mit ihrem Mann geht sie fast täglich dort oben in den Bergen laufen. „Es ist wie eine Reise zur Selbstfindung. Es ist so, als ob du überprüfst, was in dirsteckt“, sagt sie. „Es ist eine beängstigende Sache. Die Höhle ist eine symbolische Sache… ein Symbol für den Blick in sich selbst, und dort findest du vielleicht die Antwort auf: warum.“
Video zu „Tears In Rain“
Drei Wochen vor der Veröffentlichung des neuen Studioalbums In The Raw von Tarja, kommt nunmehr das neue Video zu Titel „Tears In Rain“. Weitere Videos und Informationen zum Album sind hier.
Im Video schlüpft Tarja in die Rolle der Rollerderby-Spielerin Black Leijona, die zusammen mit ihrem Frauenpower-Team Killer Crows drauf und dran ist das letzte und entscheidende Spiel der Saison zu verlieren. Die furchtlose Kapitänin ist dabei gezwungen ihre eigenen Unsicherheiten zu bezwingen, um ihr Team als Spielmacherin erneut an die Spitze zu bringen.