Für Sophie Allison, aka Soccer Mommy, ist “color theory“ das Ergebnis einer hart erkämpften Katharsis. Das Album widmet sich den anhaltenden psychischen und familiären Problemen, die die 22-jährige Künstlerin seit ihrer Pubertät prägen. Damit präsentiert sie dem Zuhörer ein kompromissloses, ehrliches Selbstportrait und erinnert uns daran, warum ihr von der Kritik gefeiertes Debütalbum “Clean“ (2018) sie zu einer Heldin so vieler HörerInnen gemacht hat: Schon darauf demonstrierte sie ihre differenzierte Herangehensweise an Texte und ein explizites Desinteresse daran, komplexe emotionale Welten in leicht verdauliche Melodien zu verwandeln.
Nach ausverkauften Touren, großen Festivalshows und Support-Gigs für etwa Vampire Weekend und Paramore, zeigt die Klanglandschaft ihres zweiten Albums “color theory“ Allison als gereifte Musikerin. Die Melodien schimmern auf der Oberfläche, doch sie enthüllen beim weiteren Hören eine beunruhigende Dunkelheit. Produziert wurde das Album von Gabe Max und Lars Stalfors (Mars Volta, HEALTH, St. Vincent).
Melancholie, Depression, Selbstverletzung
“color theory“ ist in drei inhaltliche Abschnitte aufgeteilt – jeder steht für eine Farbe, die Allisons Stimmung widerspiegelt. Es beginnt mit Blau: eine Farbe, die eine gewisse Melancholie hervorruft und für Allison depressive Episoden und Erinnerungen an Selbstverletzung beleuchtet. Der nächste Abschnitt wird durch Gelb dargestellt, eine Farbe, die auf geistige und körperliche Krankheiten hinweist. Der finale Abschnitt, repräsentiert von Grau, widmet sich ganz direkt der Verlustangst.
Soccer Mommy untersucht ihre traumatische Vergangenheit bis ins kleinste Detail und findet darin Heilungsansätze durch Selbstakzeptanz und gelegentlichen Humor. Dabei weiß sie persönliche Erfahrungen in universelle Dimensionen zu projizieren: auf “color theory“ möchte sie allen Außenseitern und jedem, der sich jemals allein und verzweifelt auf dieser Welt gefühlt hat, einen Raum bieten, sich für einen Moment hinzugeben und frei zu sein.
“I wanted the experience of listening to ‘color theory’ to feel like finding a dusty old cassette tape that has become messed up over time, because that’s what this album is: an expression of all the things that have slowly degraded me personally. The production warps, the guitar solos occasionally glitch, the melodies can be poppy and deceptively cheerful. To me, it sounds like the music of my childhood distressed and, in some instances, decaying.”
Live:
08.06. Hamburg – Molotow
09.06. Berlin – Frannz Club
11.06. Köln– Bumann & Sohn
Tracklist:
1. bloodstream
2. circle the drain
3. royal screw up
4. night swimming
5. crawling in my skin
6. yellow is the color of her eyes
7. up the walls
8. lucy
9. stain
10. gray light