Cypress Hill auf dem KunstRasen Bonn: Ein explosiver Trip durch drei Jahrzehnte Hip-Hop

Cypress Hill 2025 auf dem KunstRasen Bonn. FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Mit DJ Lord am Pult, B-Real und Sen Dog am Mikrofon und Eric Bobo an den Congas liefern Cypress Hill am Dienstagabend auf dem KunstRasen Bonn ein Feuerwerk aus Beats, Bass und Botschaften. Rund 5000 Fans feiern ein Set zwischen Street-Rap, Latin-Flavour und politischer Schärfe – keine Nostalgie, sondern eine wuchtige Hip-Hop-Messe. Selbst Klassiker wie „Insane in the Brain“ oder „How I Could Just Kill a Man“ wirken alles andere als eingerostet. Warum Bonn kollektiv springt – und DJ Lord mehr als nur Warm-up ist – Hier ist unsere Konzertkritik.

Von Peter Szymanski

Sie gehören immer noch zu den kompromisslosesten Live-Acts des Hip-Hops. Vor rund 5000 Fans entfesseln Cypress Hill am Dienstagabend auf dem KunstRasen Bonn eine Show, die keine Nostalgie-Nummer ist, sondern ein mitreißender Ritt durch Beats, Bass und brennende Botschaften.

Noch bevor B-Real, Sen Dog und Percussion-Meister Eric Bobo die Bühne betreten, sorgt DJ Lord für ein erstes Ausrufezeichen. Allein auf der Bühne, reißt er das Publikum mit einem rund achtminütigen Turntable-Set mit – eine virtuose Collage aus Hip-Hop-Elementen, Scratches, der „James Bond“-Melodie und einem „Mr. Sandman“-Zitat. Was nach klassischem DJ-Intro klingt, wird bei ihm zur Performance mit eigenem Spannungsbogen – technisch brillant, musikalisch verspielt, ein perfekter Türöffner in eine explosive Nacht.

„When the Shit Goes Down“

Mit „When the Shit Goes Down“ starten Cypress Hill dann in ihr Set – und die Energie schnellt augenblicklich nach oben. Die Fans sind sofort da: tanzend, rappend, grölend. B-Real bringt seinen markanten, nasalen Flow mit messerscharfer Präzision, während Sen Dog ihm als rauer, kraftvoller Gegenpol den Rücken stärkt. Die Chemie zwischen beiden ist nach all den Jahren ungebrochen – fast telepathisch eingespielt, immer auf den Punkt. Alle sind einheitlich gekleidet in schwarzen Hosen und grauen Anorak-Jacken, auf denen ihr Name auf Brusthöhe steht. Sen Dog lüftet irgendwann seine Jacke und präsentiert das Tour-Shirt.

Cypress Hill 2025 auf dem KunstRasen Bonn. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Klassiker wie „Hand on the Pump“, „A to the K“ oder „Cock the Hammer“ bringen die frühen Neunziger zurück – roh, wütend, die Wahrheit von der Straße propagierend. Cypress Hill erzählen keine Märchen, sie sind Chronisten einer urbanen Realität, die sie in düsteren, teils paranoiden Tracks verpacken. Die politische Schärfe von früher ist auch 2025 spürbar – ohne Plattitüden, aber mit Haltung.

Wurzeln in South Gate, California

Mit „Tequila Sunrise“, „Lowrider“ und dem zweisprachigen „Latin Lingo“ zeigen sie ihre Latin-Wurzeln – laid-back, aber nicht weichgespült. Es sind diese musikalischen Wechsel zwischen Härte und Coolness, zwischen Aggro-Rap und Westcoast-Groove, die Cypress Hill so einzigartig machen. Es ist auch ein Statement für ihre Herkunft, sie kommen schließlich aus South Gate, einem Ort im Großraum LA, der zu 95 Prozent von Menschen mit spanischen oder lateinamerikanischen Wurzeln besteht. 

Der Mittelteil gehört der „Weed Medley“ (diesmal ohne „Roll it Up“) – ein psychedelischer Trip durch die grünvernebelte Songwelt der Band. Das Publikum ist längst im kollektiven Groove-Modus, und DJ Lord sowie Eric Bobo liefern sich im Anschluss ein atemberaubendes Battle: Scratch-Technik trifft auf entfesselte Percussion, mal maschinell, mal tribal, immer hypnotisch. Dass Lord einst bei Public Enemy aktiv war, merkt man: Er ist mehr als nur ein DJ, er ist Performer und Taktgeber.

Der zweite Block ist voller Hits

Dann kommt der zweite Block voller Hits: „Illusions (Remix)“, „Boom Biddy Bye Bye“, „Lick a Shot“. Jeder Track sitzt wie eine Salve. Spätestens bei „Insane in the Brain“ explodiert der Platz – die Crowd schreit jede Silbe mit. Der Sprechchor reißt nicht ab, auch nicht bei „How I Could Just Kill a Man“ oder „Can’t Get the Best of Me“, einem späteren, aber nicht minder kraftvollen Stück aus dem Cypress-Katalog.

Was für ein Finale!

Zum Finale bringen sie mit „Rock Superstar“ eine nachdenkliche Note: Ruhm als Fluch, Erfolg als Zerreißprobe. Und als letztes Ausrufezeichen: „Jump Around“ – ein Song von House of Pain, den Sen Dog und DJ Muggs einst mitgeprägt haben. Der Song zündet wie ein Feuerwerk, der KunstRasen springt kollektiv, Bonn ist außer sich.

Cypress Hill liefern keine altersmilde Greatest-Hits-Show. Sie liefern Energie, Haltung und musikalische Wucht – roh, tight, politisch aufgeladen. Und DJ Lord? Ist nicht nur Warm-up, sondern ein essenzieller Teil dieser Dynamik. Was bleibt, ist ein dicker Nebel, müde Beine und ein Gefühl: Hier hat Geschichte gebrannt – live, laut, lebendig.

Cypress Hill 2025 auf dem KunstRasen Bonn. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Cypress Hill 2025 auf dem KunstRasen Bonn. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Cypress Hill 2025 auf dem KunstRasen Bonn. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Cypress Hill 2025 auf dem KunstRasen Bonn. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Cypress Hill 2025 auf dem KunstRasen Bonn. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Cypress Hill 2025 auf dem KunstRasen Bonn. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Cypress Hill 2025 auf dem KunstRasen Bonn. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Cypress Hill 2025 auf dem KunstRasen Bonn. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Cypress Hill 2025 auf dem KunstRasen Bonn. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Cypress Hill 2025 auf dem KunstRasen Bonn. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski