Am Freitag, 15. September, erscheint mit „Concrete and Gold“ das neue Studioalbum der Foo Fighters. Und das neunte Album ist ein einziges Fest!
Von Dylan Cem Akalin
Die 70er Jahre haben es Dave Grohl angetan. Viele Einflüsse von den Beatles, Pink Floyd, Crosby, Stills, Nash & Young, Beach Boys hört man aus den elf Songs heraus. Aber Grohl hat diese Einflüsse natürlich mit einem ordentlichen Foo Fighters-Kick versetzt. Es rockt richtig schwer, Grohl kriegt natürlich auch seine gesanglichen wütenden Ausraster. Und doch ist das Album sehr vielschichtig, und die Kontraste von Weich und Hart, Harmonisch und Dissonant, Poppig und Düster spielen mitunter auch innerhalb einzelner Songs eine große Rolle. „Irgendwas zwischen Beach Boys, Bee Gees, Queen und Slayer, das war unser Ansatz“, beschreibt es Grohl.
So sehr das alles nach Foo Fighters klingt, es trägt auch die Handschrift von Greg Kurstin, der es produziert hat. Der Multiinstrumentalist und studierte Jazzmusiker, der sich mit seiner Band The Bird And The Bee dem Trip-Hop-/Electro-Pop verschrieben hat, ist vor allem bekannt als Produzent von Popstars wie Adele, Sia oder Katy Perry bekannt.
Zu den einzelnen Stücken:
„T-Shirt“ ist ein zunächst sanfter Opener. Ungewöhnlich. Poppig wie ein Song aus den 60er Jahren. „I don’t wanna be king/ I just wanna sing a love song”, klagt Dave Grohl. Bis das instrumentale Gewitter einsetzt.
“Run”: foomäßige Melodie mit Ausflügen ins Trashressort. Hart, wild, Grohl.
„Make It Right“: Referenz an den Hardrock der frühen 70er. Auch was für Deep Purple-Fans.
„The Sky Is A Neighborhood“ hat das Zeug für eine Hymne für die Ewigkeit zu werden. Schon dieser leidenschaftliche Refrain:
“Oh my dear
Heaven is a big bang now
Gotta get to sleep somehow
Bangin‘ on the ceiling
Bangin‘ on the ceiling
Keep it down”
„Eines Nachts lag ich draußen und blickte zu den Sternen“, erzählt Grohl. „Ich stellte mir vor, dass es auf all diesen Sternen auch Leben gäbe, und beschloss, den Himmel als eine Art Nachbarschaft zu betrachten. Dass wir unseren Mist auf die Reihe kriegen müssen, um in diesem Universum, das voller Leben ist, zu überleben. Aber ich hatte noch keine Musik, lediglich den Titel. Ich lief also tagelang herum und summte diese Zeile in meinem Kopf vor mich hin.“ Die Melodie des Songs fiel Grohl schließlich ein, ohne dass er eine Gitarre in die Hand nehmen musste. „The Sky Is A Neighborhood” flog der Band auf ganz natürliche Art und Weise zu und wurde innerhalb von nur einem Nachmittag von Grohl zusammen mit den übrigen Foo Fighters Taylor Hawkins, Nate Mendel, Chris Shiflett, Pat Smear und Rami Jaffee aufgenommen. „Und als wir fertig waren, dachte ich: ‚Ok, jetzt haben wir ein Album. Das ist es, wir können einen Haken dahinter machen‘“, so Grohl. „Als wir uns ans Mischen machten, wurde mir plötzlich klar, dass wir erreicht hatten, was wir uns vorgenommen hatten: diese gigantische Foo Fighters-Platte zu machen, mit einem Greg-Kurstin-esken Feeling für Melodie und Arrangement. Etwas, dass wir noch nie zuvor gemacht hatten.“
“La Dee Da”: Psychedelisch, verzerrter Gesang, hämmernde Gitarrenriffs, düster.
„Dirty Water“ kommt sanft und entspannt, wie ein Song von CSN, mit hellem Chor und leicht jazziger Grundhaltung. Dann kommen sie aber doch, die schweren vom Keyboard unterlegten Gitarren. Der Gesang hält an seiner sarkastischen Sanftheit fest. Denn der Text hat es in sich. Es ist wie das Canto des Teufels:
“I feel an earthquake coming on
I feel the metal in my bones
‚Cause I’m a natural disaster
You’re the morning after all my storms.”
“Arrows”: Ein Song wie ein Movie, ein Text wie gemalte Szenen eines Edward Hopper – und so verblüffend starke Melodien. Grohl beherrscht die Dramaturgie eines Songs, er weiß, wie man Spannungen erzeugt, und dabei ist er ein Regisseur, der sehr sparsam mit Special Effects umgeht. Cooler Song!
„Happy Ever After (Zero Hour)“: Wenn das kein Song ist, der CSN&Y Spaß machen würde, inklusive Gitarre. Hippiesound mit ganz vielen bunten Blüten. Sehr Westcoastrockig. On the Highway zum Shangri-La.
„Sunday Rain“: Beatles auf dem Hardrocktrip, mit wildem Jazzpiano am Ende! Kein Wunder: Paul McCartney spielt Schlagzeug auf diesem Song!
„The Line“: klassischer Foo-Song mit poppigem Pre-Chorus, könnte auch auf einem der ersten Alben erschienen sein.
„Concrete And Gold“ beginnt wie eine Traumsequenz: schleppendes Tempo, entfernte Gitarre, wird dann psychedelischer, rätselhafter, fast, als hätten sich die frühen Pink Floyd mit den frühen Black Sabbath zusammengetan, um ein düsteres, episches Endzeitstück zu schreiben. Grohls Stimme so nah, so mysteriös: „Ich habe einen Motor aus Gold/Etwas so Schönes/Die Welt wird es nie erfahren/Unsere Wurzeln sind stärker als du weißt/Durch den Beton werden wir wachsen…“ Dieses Stück, sagte Grohl in der BBC, sei für ihn sowas wie die Auflösung als der Songs davor.