Polly’s Garden
„The Almost Naked Truth“
Label: Ambulance Recordings
Veröffentlichung: 13.10.2017
Der Start der CD ist durchschnittlich, doch schon der zweite Song “Runaway“ nimmt den Hörer durchaus für sich ein mit einer eingängigen Melodie und dem mehrstimmigen Gesang. Polly’s Garden machen Country mit deutlichen Rockabilly-Bezügen. Erinnerungen an die Dixie Chicks sind durchaus erwünscht. Dennoch kann die Truppe aus der Schweiz diesen freilich nicht das Wasser reichen. Als Cluberlebnis sind Caroline Rey, die über das Theater zum Gesang gefunden hat, Patricia Szettele, die auch schon in unterschiedlichen Formationen von Punk bis Rock als Lead- oder Backgroundsängerin auffiel, sowie Ruth Ferreira, die ihre Ausbildung in Oper, Jazz und Blues absolvierte, sicherlich ein Besuch wert. Der teilweise sehr deutsche Akzent bei der einen oder anderen Sängerin irritiert dann aber doch – auch wenn Polly’s Garden von hervorragenden Musikern begleitet werden: Dani Bless, einem außerordentlich vielseitigen Gitarristen, von Joe Schwach, einem Gitarren-Urgestein der Schweizer Blues und Countrymusik, von Rainer Hagmann, dem virtuosen Violinisten, und von Geri Zumbrunn, Komponist, Arrangeur und Tausendsassa auf dem Bass. Überzeugend: der Dolly-Parton-Klassiker Jolene. Auch wenn „“Cant’s Break Me“ und „I Don’t Care“ durchaus gute Songs sind – insgesamt: ambitioniert, aber die Authentizität des Country fehlt dann doch in letzter Konsequenz. (Dylan Cem Akalin)
Braggarts
“Exploring New Stars”
Label: Waterfall of Colours
Veröffentlichung: 22. September 2017
„Spleen“ fängt schon an wie ein Stadionrocksong – und hält auch im weiteren Verlauf, was es zu Beginn versprach. Und auch „Brothers“ hat das Zeug, laut in der Halle mitgegrölt zu werden. Und doch. Irgendwie klingt alles so, als hätte man das schon mal gehört. Ein wenig Green Day, etwas Keane, viel Placebo… Das mag auch am Produzenten Reto Peter (Green Day, Counting Crows) liegen. Doch Songs wie „Speed Of Sound“ schrammen ganz knapp am Schlagerpop vorbei.
Ja, das sind ganz viele Einflüsse aus Dub, Dance, New Wave („Different Light“) und Indie, die auf dem Debütalbum der bereits 2006 von Singer/Songwriter Ralph Buetikofer aus Zug in der Schweiz gegründeten Band zu hören ist. Die Songs sind durchaus professionell produziert, keine Frage, doch sie schaffen es nicht, meine volle Aufmerksamkeit zu gewinnen. Das liegt vielleicht auch daran, dass sich die Band nicht so richtig entscheiden mag, welche Richtung sie eigentlich einschlagen möchte. Es sind einfach zu viele Stile, die zu eindeutig durchklängen. „Demons“ startet zunächst ganz interessant, entwickelt sich dann aber ganz schnell zu einem Song, der an Fools Garden erinnert. „Apologize“ hat so eine leicht rotzige Rockattitüde, die die Band gerne stärker ausspielen dürfte. (Dylan Cem Akalin)
The Scotty Bullock Trio
“Love Seeker…”
Label: My Redemption Records (Cargo Records)
Veröffentlichung: 15. September 2017
Das Cover sieht aus, wie ein Filmplakat zu einem Jack-Arnold-Horrorfilm. Und die Truppe aus Bayern ist tatsächlich witzig. Ihr stark von Rockabilly durchzogener Beat, Surf und Country & Western dünstet natürlich eine leichte Prise Punk aus.
Die Musik hat diese nötige Schnoddrigkeit und Spielfreude, von der man live sicher schnell angesteckt wird und die einfach gute Laune versprüht. Bandleader, Sänger und Gitarrist Scotty Bullock hat auch noch den richtigen Schmelz in der Kehle. Logisch, dass „Memphis Trucker“ eine Hommage an den bekanntesten Rock’n’Roll-Performer aller Zeiten ist. Noch dazu ist er an der Gitarre durchaus virtuos unterwegs. Felix Wenz (Vocals/ Pro &Contrabass) und Harry Weber (Vocals/Drums) ergänzen Scotty mit dem nötigen Wums. Herausragend: die Version von Bob Dylans „Wagon Wheel“ mit eher düsterem Intro und in der Folge sehr straight abgehender Rocksong. (Dylan Cem Akalin)