Heute Morgen am 17. April 2019 veröffentlichte Beyoncé überraschend ihren 2018-er Coachella-Live-Auftritt als Album. Homecoming begleitet somit als Audio-Mitschnitt die gleichnamige Netflix-Dokumentation, die ab sofort zu sehen ist.
Von Dylan Cem Akalin
Beyoncé war die erste schwarze Frau, die beim Coachella Festival seit seinem Debüt im Jahr 1999 als Headliner auftrat. DJ Khaled rief damals aus, dass das Musikfestival fortan als „Beychella“ bezeichnet werden müsste. Fast zwei Stunden erstaunten sie und eine erstaunliche Besetzung aus Tänzern, Sängern und Musikern das Publikum mit einer beispiellosen Sammlung von Hits und wunderbaren Performances, die mit der Musik des „Dirty South“ und Bürgerrechtlern wie Nina Simone interpoliert wurden – gegen visuelle und ikonografische Elemente der Geschichte schwarze Hochschulen und Universitäten.
Ein Jahr später dann die Netflix-Dokumentation „Homecoming“ – begleitet von der überraschenden Veröffentlichung eines entsprechenden Live-Albums. Was für ein Coup!
„Homecoming: A Film By Beyoncé“, der am frühen Mittwoch uraufgeführt wurde, ist wieder mal ein Coup von Netflix. Das Projekt wurde von der Sängerin geschrieben, entstand unter ihrer Regie und Produktion und wurde über acht Monate gedreht. Es ist teils Konzertfilm, teils Dokumentation mit einem Blick hinter die Kulissen der beiden Wochenendauftritte. Und Beyoncé schreibt mit ihren Auftritten Coachella-Geschichte – Konzerte für die Ewigkeit.
„Lift Every Voice und Sing“
Und es war ein Statemant: „Beychella“ übernahm die gesamte Bühne, komplettiert mit einem Orchester und Tänzern, alles Mitglieder der Historically black colleges and universities (HBCU), und die Themen der afroamerikanischen Kultur aufgriffen und eine mitreißende Interpretation der schwarzen Nationalhymne präsentierten: „Lift Every Voice und Sing.“
Liebeserklärung an die HBCUs
Gefüllt mit Zitaten berühmter schwarzer Intellektueller sowie Ausschnitten eines Audiotagebuchs, in dem der Superstar erzählt, wie und warum es zu ihrer Coachella-Performance kam, ist „Homecoming“ auch eine Liebeserklärung an die HBCUs. Das sind Bildungseinrichtungen aus dem tertiären Bildungsbereich, die 1964 gegründet wurden und die ursprünglich der Ausbildung der Afroamerikaner dienten.
Gastauftritte von Destiny’s Child, Solange und Jay-Z
Es gab auch Gastauftritte von ihren Kollegen Destiny’s Child, ihrer Schwester Solange und ihrem Ehemann, dem Rapper Jay-Z. Fast zwei Stunden lang erinnerte uns Beyoncé daran, warum ihre Fangemeinde, bekannt als Beyhive, so fest hinter ihr steht. Es gab viel „Swag Surfing“ (ein beliebter Tanz, der bei Konzerten gemacht wurde) und auch eine Fülle von Emotionen und Dankbarkeit, dass ein solcher Superstar ihre Prominenz dazu benutzt, die Schönheit, den Schmerz und die Freude zu teilen, die das Leben als Afroamerikaner in den USA ausmachen.
Sie und ihr Ehemann nutzen ihren Einfluss, um immer wieder auf den Zustand der Farbigen in den USA hinzuweisen. Sie gehören auch einer Gruppe von Sport- und Wirtschaftsführern an, die eine Organisation gründeten, um das Strafjustizsystem zu reformieren. Jay-Z und Meek Mill gründeten auch eine Gefängnisreformorganisation. Das alles sind Aktivitäten der schwarzen Bevölkerung in den Staaten, die längst fällig waren.
Verwirrt das das überwiegend weiße Publikum?
Zurück zum Live-Album: Als Perfektionistin kontrollierte Beyoncé jeden Aspekt der Coachella-Performance bis hin zu den Kostümen. Bemerkenswert, weil das alles ja nur wenige Monate nach ihrer Geburt der Zwillinge Rumi und Sir (Tochter Blue Ivy ist sieben) geschah.
Sie präsentiert eine Performance, die so „schwarz“ war, dass sogar ihre Mutter, Tina Knowles Lawson, in einem Instagram-Post schrieb, sie habe „befürchtet, dass das überwiegend weiße Publikum bei Coachella von der gesamten schwarzen Kultur und dem schwarzen College verwirrt sein würde, weil es etwas war, das sie nicht verstehen können.“