Beartooth und Dropkick Murphys beenden Wacken Open Air 2023. 61.000 Fans sind nass, aber glücklich. Erste Bands für 2024 bestätigt

Sagenhaft: Heaven Shall Burn FOTO: WOA Festival GmbH

Beartooth haben für mich einen absolut würdigen Schlusspunkt bei Wacken 2024 gesetzt! Auf der Hauptbühne sorgen Two Stepps to Hell für orchestrale Schauer, und die Dropkick Murphys sind mit ihrem irischen Folk-Punk doch besser als ich zunächst erwartet hätte!

Von Dylan Akalin

In der Nacht von Samstag auf Sonntag ging das 32. Wacken Open Air erfolgreich zu Ende. Gefeiert wurden grandiose Auftritte von Iron Maiden, Helloween, Doro und Heaven Shall Burn, dazu Shows von über 200 weiteren Bands auf neun Bühnen – und die Rückkehr von Lemmy Kilmister auf das W:O:A. Zum ersten Mal war bereits der Mittwoch ein voller Festivaltag mit Programm auf den Hauptbühnen.

Caleb Shomo und Beartooth

Doch erstmal zurück zu Beartooth, die mich umgehauen haben. Die Hardcore-Punk-Band Beartooth aus Ohio, USA, ist eine dieser Bands, die von Anfang an ihr Publikum in den Auftritt einbezieht und es auch während des gesamten Sets zu fesseln und in Bewegung zu halten. Frontmann Caleb Shomo scheint Energie ohne Ende zu haben – und Stimmbänder aus Edelstahl. Wie kann man anderthalb Stunden so eine Power durchhalten? Stimmlich und körperlich? Ein Wahnsinnsauftritt!

Calebs endlose Energie und sein Enthusiasmus lassen jedenfalls keine Sekunde Langeweile aufkommen und die Band, die ihn dabei so stoisch unterstützt, spielt auf hohem Niveau. Shomo hört kaum auf, auf der Bühne zu springen und zwischen den einzelnen Songs das Publikum anzuheizen. Das ist eine Liveband, die die Energie von Sekunde 1 bis zum Schluss aufrechthält.

Beartooth

Beartooth präsentiert Songs, die sich über alle ihre Alben erstreckten, darunter auch ihre Single „Sunshine!“ Shomo ist ständig dabei, das Publikum einzubeziehen, indem er es auf verschiedene Gesangskomponenten hinweist, die in den folgenden Liedern verwendet werden sollen. Okay, sein Lieblingswort beginnt mit F und hört mit k auf. Was soll’s. Es ist offensichtlich, dass das Publikum darauf vorbereitet ist. Da sind auf jeden Fall Fans dabei, die die anderen mitreißen. Tolles Publikum!

Und was ist das für ein Schluss? Da spielt Beartooth ihren rein instrumentalen Song „The Last Riff“, und Shomo geht mit seiner weißen Gitarre nicht nur auf das Publikum zu. Durch Armbewegungen ruft er die Fans auf, eine Gasse zu bilden, klettert über alle Barrikaden und geht mit der Gitarre mitten rein ins Geschehen. Die Menge umschließt ihn wie die Arbeiterbienen ihre Königin. Das Meer der Punkrock-Fans hebt ihn auf und trägt ihn, während er immer noch die Riffs schlägt, bis zur Bühne. Am Ende steht Shomo auf der Bühne, allein. während der Schlussakkord noch über die Lautsprecher dröhnt und die anderen Bandmitglieder schon von der Bühne sind. Shomo beugt sich tief – vor seinen Fans.

Jeff Beccerra und Possessed

Beeindruckend war für mich auch der Auftritt von Jeff Beccerra und Possessed – die Pioniere des Death Metal! Beccerra, der seit Ende der 1980er Jahre im Rollstuhl sitzt, nachdem er überfallen und angeschossen worden war, hat nichts von seiner Ausstrahlung und Präsenz eingebüßt. Die Band aus San Francisco hat vielleicht die auf Death Metal basierende, Thrash-durchdrungene Brutalität erst entwickelt. Viele, die auf Slayer, Cannibal Corpse oder Deicide stehen, die übrigens auch ganz stark performt haben, vergessen das leicht. Abgesehen von ihrem bahnbrechenden Debüt „Seven Churches“ tendierten Possessed auch eher zu einem zurückhaltenden Thrash-Sound und hatten lange kein Album mehr herausgebracht, sondern lebten größtenteils durch die Errungenschaften von „Death“ in den späten 80ern weiter. Doch dann kam Possessed mit ihrer dritten Studio-LP „Revelations of Oblivion“ – mit einem modernisierten Produktionssound, der kraftvoll genug ist, um mit allen neueren Werken wie Malevolent Creation oder Monstrosity mithalten zu können. Das bewiesen sie auch jetzt auf Wacken. Die Band hat es geschafft, ihren Ursprungssound in einen heutigen Kontext zu übertragen. Dazu kommt ein Gitarrensound, der massiv genug ist, um Panzerglas zu zerschlagen. Starker Auftritt.

Wie gesagt: Deicide fielen mir an diesem letzten Festivaltag besonders auf, ebenso Amorphis, Killswitch Engaged, natürlich Sleep Token auf der W.E.T. Stage und davor Voivod, der wunderbare Marty Friedman, Junjer und Heaven Shall Burn.

61.000 Fans feiern

Trotz eines schwierigen Starts zu Beginn der Woche feierten 61.000 Fans die größte Metal-Party des Jahres beim legendären Festival im Norden Deutschlands, das wegen extremer Regenfälle mit massiven Auswirkungen auf das Gelände kurzfristig mit reduzierter Kapazität stattfinden musste. „Es schmerzt uns sehr, dass ein Teil unserer Metal-Familie nicht mitfeiern konnte“, erklärt Veranstalter Holger Hübner. „Doch leider war dieser Schritt unvermeidbar, damit das Festival überhaupt stattfinden konnte. Die wahren Helden und Heldinnen des W:O:A sind deshalb die, die zu Hause blieben oder umkehren mussten.“ 

Stark wie immer: Jinjer FOTO: WOA Festival GmbH

Mitveranstalter Thomas Jensen ergänzt: „Umso mehr freuen wir uns, dass das diesjährige Wacken Open Air zu einem bemerkenswerten Erlebnis mit unzähligen Gänsehautmomenten, grandiosen Konzerten und einem wahnsinnigen Gemeinschaftsgefühl wurde. Die große Solidarität in unserer Community und weit darüber hinaus erfüllt uns mit Dankbarkeit.“ Metalheads, die nicht am W:O:A 2023 teilnehmen konnten, wird der Preis ihres Tickets erstattet. Außerdem bekommen sie ein Vorkaufsrecht auf die Tickets für das Wacken Open Air 2024.

Sagenhaft: Heaven Shall Burn FOTO: WOA Festival GmbH

Bei einer Pressekonferenz am letzten Festivaltag zogen auch Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr sowie das zuständige Ordnungsamt Schenefeld eine positive Bilanz mit erneut niedriger Zahl an Einsätzen. 

Ville Valo – mit einigen stimmlichen Problemen FOTO: WOA Festival GmbH

Erste Bands für 2024

Noch am Samstagabend wurden auf den Hauptbühnen vor einer jubelnden Menge Bands für das Wacken Open Air 2024 angekündigt, das vom 31. Juli bis 3. August 2024 stattfinden wird. 

Angeführt wird das Line-up von den deutschen Hard-Rock-Legenden Scorpions und den Viking-Metallern Amon Amarth aus Schweden sowie In ExtremoBlind Guardian und Mayhem. Insgesamt wurden für die 33. Wacken Open Air die ersten 33 Bands bestätigt, darunter auch PainBeast In BlackWatainBury TomorrowBlues PillsKnorkatorSonata ArcticaMotionless In White u.v.m..

Scorpions auf dem KunstRasen Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Witches & Warlocks – Im Zeichen der Magie

Erneut steht das Wacken Open Air ganz im Zeichen eines Mottos: „Witches & Warlocks“ heißt, passend zur mystischen, magischen Zahl 33, das Thema, das sich im gesamten Erscheinungsbild, den künstlerischen Darbietungen und Programminhalten wiederfinden finden.

Vorverkauf startet bereits am Sonntag

85.000 Karten für das Wacken Open Air 2024 sind bereits ab Sonntag, 6. August um 20 Uhr auf metaltix.com erhältlich. Den auf 10.000 Stück limitierten Fast-Tickets liegt ein exklusives Special-Shirt bei. Sind die Fast-Tickets ausverkauft, gehen die Hard-Tickets in den Verkauf. Details zu den VVK-Modalitäten finden sich auf metaltix.com und ab Sonntagmittag auf wacken.com

Interviews mit den Headlinern 2024 in der „Festival Today“

In der aktuellen Ausgabe der „Festival Today“, der offiziellen Zeitung des Wacken Open Air, gibt es erste exklusive Interviews mit Klaus Meine von den Scorpions und Hansi Kürsch von Blind Guardian zu ihren Shows 2024, außerdem zahlreiche Interviews und Infos zum Festival 2023. Ein deutsches und englisches PDF steht auf www.wacken.com zum Download bereit.

33. Wacken Open Air 2024 
31. Juli – 3. August 2024

 
Ticket-Vorverkauf ab Sonntag, 6. August, 20 Uhr nur unter metaltix.com.

Bisher bestätigte Bands: Scorpions, Amon Amarth, In Extremo, Blind Guardian, Mayhem, Pain, Beast In Black, Watain, Bury Tomorrow, Blues Pills, Knorkator, Sonata Arctica, Motionless In White, Unleash The Archers, Sick Of It All, The Warning, Red Fang, The Black Dahlia Murder, Ankor, Primordial, Flotsam and Jetsam, Xandria, Soil, Emil Bulls, Vio-Lence, Wolf, Exumer, Vreid, Brutus, Ignea, Future Palace, John Coffey und Assagraum.
 
See you in Wacken. Rain or shine. (Mit Quelle: headofpr)

While She Sleeps FOTO: WOA Festival GmbH