Zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, lädt der WDR-Rockpalast zum Crossroads Festival ein in die Bonner Harmonie, Frongasse 28-30. Vom 26. bis 29. März 2014 ist es wieder soweit. Diesmal sind überwiegend eher unbekannte Gruppen dabei – aber jeden Abend gibt es wenigstens einen musikalischen Ohrenschmaus.
Von Dylan Cem Akalin
Mittwoch, 26. März:
Einer der Festivalhighlights betritt schon am ersten Abend die Bühne: New Desert Blues nennt sich das Quintett aus Hampshire an der Südküste Englands. Ihre Musik nennen die Fünf „Noir-Americana“. Treffender kann man es nicht beschreiben: Sehnsüchtige Gitarren jagen wie Wildpferde über die Weite der musikalischen Landschaft, düsterer Indie-Rock voller Weltschmerz, Poetik und Epos, zu der die eindringliche Stimme von James Cullen, manchmal sehr an Duran Durans Simon Le Bon erinnernd, wunderbar passt.
Ganz anders dagegen Angelika Express. Wer auf durchaus tanzbarem deutschem Punk-Pop mit Wurzeln in den 1980ern steht und vielleicht auch Die Ärzte mag, der ist hier genau richtig.
Donnerstag, 27. März:
Dies ist der Abend für all jene, die mehr Wert auf die leisen, aber nicht minder intensiven Töne legen. Mister and Mississippi haben das Format, die Herzen im Sturm zu erobern. Auf ihrem liebenswürdig gestalteten Debütalbum ist jeder Song ein Lieblingslied – voller Poesie und Zartheit, mit einer faszinierenden Sicherheit für sparsame, aber äußerst effektive Instrumentierung, für empfindsame und harmonische Gesänge.
Die Holländer, die sich eigentlich nur für die Abschlussprüfung an der Musikakademie zusammengetan hatten, liegen mit ihrer Musik irgendwo zwischen Sigur Ros und Crosby, Stills, Nash & Young. Unbedingte Empfehlung!
Honig nennt sich der Düsseldorfer Singer-Songwriter, und Stefan heißt tatsächlich so mit Nachnamen. Sein Neo-Folk ist weitaus tiefsinniger als der von James Blunt, aber mindestens genauso romantisch – Zeit zum Träumen.
Freitag, 28. März:
Genug gechillt? Dass Tim Vantol aus Amsterdam stammt und nicht etwa aus Dublin, überrascht irgendwie. Sein sympathischer Country-Folk-Punk hat etwas, das durchaus bei ordentlichen Trinkgelagen für Stimmung sorgen würde. Also: Hoch die Gläser und singt mit: „“If We Go Down, We Will Go Together.“
Die Band John Coffey kommt ebenfalls aus den Niederlanden. Benannt haben sich die fünf Jungs au Utrecht nach der Figur aus der Stephen-King-Verfilmung „The Green Mile“: der riesengroße, sanfte Kerl mit der empfindlichen Seele und der magischen Kraft, anderen ihre Krankheit auszusaugen. Genau diese Gegensätze von angsteinflößender Erscheinung und gutmütigem Innern treffe genau ihre Musik, erklärte Frontmann David Achter de Molen einmal. Die Holländer garantieren mit ihrem Mix aus Rock ’n’ Roll, Punk und Hardcore jedenfalls einen unterhaltsamen Abend, bei dem ein schweißtreibendes Konzert sicher ist.
Samstag, 29. März:
Die kanadische Band Big Sugar eröffnet den letzten Festivalabend mit ihrer Mischung aus Southern, Blues und Reggae. Das Cover ihres Albums „Revolution Per Minute“ mit den rot-gelb-grünen Streifen lässt eine reine Reggae-Band erwarten, doch das Eröffnungsstück erinnert frappierend an die Black Crows, andere Stücke an Gov’t Mule, und dann gastiert auch noch Warren Haynes auf dem Album.
Überraschende Wendungen sind garantiert. Nach einem alten Bluesclub in Los Angeles hat sich die britische Bluesrockformation King King benannt. Sie ist wohl in diesem Jahr der bekannteste Act, immerhin wurde sie 2012 und 2013 bei den British Blues Awards als beste Band und für ihr Album „Standing In The Shadows“ ausgezeichnet. Der sympathische Schottenrockträger Alan Nimmo verfügt über eine kraftvolle Stimme und ein virtuoses Gitarrenspiel. Einflüsse von Peter Green, Free und Stevie Ray Vaughan sind unüberhörbar. Die Kompositionen haben hohen Ohrwurmfaktor – sicherlich ein fantastischer Festivalschluss.
Info:
Alle Konzerte beginnen um 19 Uhr, Tickets kosten 16 Euro (plus Vorverkaufsgebühr). Die Vier-Tages-Tickets sind ausverkauft.