BaBa ZuLa mit neuem Album in Deutschland. Zwei Termine im Januar 2020

Baba Zula Pressefoto: Emir Sivaci

Spätestens seit Fatih Akins preisgekrönter Dokumentation Crossing the Bridge gelten BaBa ZuLa auch über den Orient hinaus als Speerspitze progressiver türkischer Musik. Die Tradition der Sufi, türkischer Zigeuner und prä-islamischer Schamanenmusik treffen auf modernen Orient-Dub, anatolischen Folk und 60‘s Psych-Rock. Das Credo der Band ist die ständige Improvisation und Neuinterpretation des Bestehenden.

Der Spiegel schrieb mal: „Die Macher von Baba Zula arrangieren Folklore und Psychedelic und stehen damit wie kaum eine andere Band für die Verbindung von altem türkischen Liedgut und modernen Klängen.“

Live und im Studio arbeiteten BaBa ZuLa mit Künstlern wie Jaki Liebezeit (Can), Dr. Das (Asian Dub Foundation), Mad Professor (Massive Attack, Lee ‚Scratch‘ Perry) und Alexander Hack (Einstürzende Neubauten). Mit ihrer verwegenen Melange aus Karawanengrooves, Schamanengeraune, Club- Sounds und Psych-Folk-Hymnen verzauberten BaBa ZuLa ihre Fans in Tokyo, New York City, New Delhi, Sao Paulo und Kasachstan ebenso wie auf europäischen Festivalbühnen wie Roskilde, Sziget, Fusion und Paleo Festival.

Jetzt kommen sie wieder für zwei Konzerte nach Deutschland:
27.01.20               D – Düsseldorf – Zakk    
28.01.20               D – Frankfurt – Nachtleben Frankfurt

Im September ist das neue Album Derin Derin bei Glitterbeat Records erschienen. Es ist das erste Studioalbum seit fünf Jahren und zeigt BaBa Zula von ihrer bislang experimentellsten, leidenschaftlichsten wie auch ausschweifendsten Seite. In der dreiundzwanzig Jahre langen Bandgeschichte ist es außerdem ein besonderes Album, denn sowohl die Frau wie auch die Kinder von BaBa Zula-Gründer Osman Murat Ertel sind auf dem Album dabei. Ursprünglich waren die Kompositionen für einen Dokumentarfilm über Falken geschrieben worden und daraus entwickelte sich später das neue Album: „We learned a lot about the birds while we were making the soundtrack“, so Murat Ertel und weiter: „After we’d completed it, we began to think about new layers and elements we could add.“

Ein Stück erinnert an den zu Lebzeiten oft mit BaBa ZuLa zusammenarbeitenden Can-Musiker Jaki Liebezeit. „After losing him, I understood just how big an influence he was,“ so Ertel, „He was like a mentor without even realising it, and he could play those Turkish rhythms excellently.” Diese Rhythmen bilden die Basis von BaBa ZuLas Sound wie auch schon für die frühe türkische Psychedelic-Szene der 1960er und -70er Jahre, die immer noch großen Einfluss auf Ertel hat: „The early 45s were mostly traditional songs covered by the bands. It was wild and electric, but it kept the link to the past. Those were the records I asked my family to buy, the ones I grew up with, alongside artists like Miriam Makeba, Harry Belafonte, and the Red Army choir.”

Can-Musiker Jaki Liebezeit arbeitete mit ihnen zusammen

Jede Band wird irgendwann zu einer Familie. Auf dem neuen Album erhält der über zwei Jahrzehnte immer weiter gewachsene Familiensinn von BaBa ZuLa eine neue und tiefere Dimension. Ertel komponierte ein Stück gemeinsam mit seiner Frau und der Text zu „U Are the Swing“ stammt von seinem Sohn. „We were at the park and I was pushing him on a swing”, so Ertel und weiter: „He started singing the words to me. I was crying with happiness, it was such a strong experience for me. I tried to get down everything he sang, and later I added more.”

Es ist ein Stück, das an den zu Lebzeiten oft mit BaBa ZuLa zusammenarbeitenden Can-Musiker Jaki Liebezeit erinnert. Ertels Kinder spielten auf einem von Liebezeit selbst angepassten Schlagzeug ihre Parts für das Album ein. „After losing him, I understood just how big an influence he was,“ so Ertel, „He was like a mentor without even realising it, and he could play those Turkish rhythms excellently.”

Diese Rhythmen bilden die Basis von BaBa ZuLas Sound wie auch schon für die frühe türkische Psychedelic-Szene der 1960er und -70er Jahre, die immer noch großen Einfluss auf Ertel hat: „The early 45s were mostly traditional songs covered by the bands. It was wild and electric, but it kept the link to the past. Those were the records I asked my family to buy, the ones I grew up with, alongside artists like Miriam Makeba, Harry Belafonte, and the Red Army choir.”

Der Sound der Psychedelia verankerte sich tief in seiner Seele und half bei der Bandgründung im Jahr 1996, eine eigenständige Vision für BaBa ZuLa mit dem unverwechselbaren Sound von elektrischer Saz und Oud zu entwickeln. „Both instruments are electrified,” erklärt Ertel, „but that’s all they have in common. They belong to different cultures. The oud is Middle Eastern and classical while the saz comes from Turkish folk music. Nobody else has ever mixed electrified versions of these two instruments together, but it truly works. Even the frequencies of the instruments are well-balanced against each other.”

„our dub influences are very strong.”

Der psychedelische Sound führt außerdem auf eine natürliche Weise zum Dub. Im Song „Eagle Got Wolf“ scheinen die Echos von Phrasen und Riffs in der Luft stillzustehen, während der Bass vom Himmel herabschießt und gezupfte Töne auftauchen, die irgendwann wieder hinwegflattern. Die Band hat aus ihrer Zusammenarbeit mit dem Mad Professor gelernt und so ist es sicherlich keine Übertreibung, wenn Ertel sagt: „our dub influences are very strong.”

Allerdings ist es Dub innerhalb eines neuen Kontexts, eines musikalischen Experiments. Das Album führt die Vergangenheit in die Gegenwart und verleiht ihr Flügel für die Zukunft. Sogar das Coverphoto deutet darauf hin: „We used a technique from 150 years ago, a photograph taken on a glass plate that had to be prepared with silver and albumen. Then we manipulated it digitally. The visual elements are an important part of who we are – the presentation, the pictures, everything.”

Kunst als Kontinuum

In einer unbeständigen Welt, in der das Böse so leicht den Kopf heben kann, brauchen wir Künstler, die sich nicht einschüchtern lassen, die angstfrei sind und Risiken eingehen. Wir brauchen Musiker, die von der Wahrheit singen. „My father and my uncle were artists,” sagt Ertel und weiter: „I grew up watching and hearing them. I learned that the barriers between areas of art can be broken. I think there’s a consciousness awakening, but it will take time to grow. We keep pushing.”

BaBa ZuLa sieht die Kunst vom 19. Jahrhundert über die 1960er Jahre bis zum heutigen Tag als Kontinuum und Derin Derin ist ihre neueste Inkarnation. Es ist furchtlose Musik. Es ist die Wahrheit. Und es gibt Hoffnung. ( uta bretsch_communications )