Von Cem Akalin
BONN. Neil Young, ganz versunken in sein Gitarrenspiel. „Das war, als wir für das erste Crosby, Stills, Nash & Young-Album geprobt haben. Neil hatte keine Ahnung, dass ich ihn fotografierte.“ Einen Tag nach ihrem wunderbaren Konzert auf dem Kunst!Rasen nimmt sich der 71-jährige Graham Nash Zeit, die Geschichten hinter seinen Schwarz-Weiß-Fotografien zu erzählen, die zurzeit in Peter Wiernys Galerie an der Bennauerstraße 22 in Poppelsdorf ausgestellt werden.
Vorher hat Graham Nash (siehe auch das Interview) das Beethovenhaus besucht und wurde später durch ein Orgelspiel in die Namen-Jesu-Kirche gelockt: „Da hat jemand ‚Moonlight Serenade‘ gespielt. Es war fantastisch.“
Dann zeigt er auf ein Triptychon, dass Stephen Stills zeigt. Der Kopf des Gitarristen und Sängers lehnt ganz entspannt auf seinem linken Arm. Die Augen geschlossen, scheint Stills ganz entrückt in seiner eigenen Welt zu sein. „Da hört er sich gerade die Aufnahme zu ‚Judy Blue Eyes‘ an“, erklärt Nash. Stills war damals mit der Folksängerin und Songschreiberin Judy Collins liiert. Er selbst lebte damals in den späten 60ern mit Joni Mitchell in Corral Canyon zusammen. Von ihr ist ebenfalls eine hinreißende Aufnahme zu sehen: „Die habe ich durch einen Stuhl hindurch geschossen. Sie hört sich gerade die Probepressung ihres Albums ‚Clouds‘ an.“ Egal ob Jackson Browne, Dennis Hopper, David Crosby, den er liebevoll „Croz“ nennt, oder Bob Dylan – das Ungewöhnliche an den Bildern ist, dass es keine gestellten Szenen sind. So nah konnte diesen Ikonen nur einer wie Graham Nash kommen. Sie gehören so selbstverständlich zu seiner Familie wie seine Söhne Jackson und Will, von denen es auch einige Bilder zu sehen gibt. Will begleitete seinen Vater gestern und sieht dem jungen Graham erstaunlich ähnlich. Johnny Cash hat er als schwarze Silhouette fotografiert: „Das war 1969, ich habe Joni begleitet, die in Cashs TV-Show auftrat. Er stand am Rande der Bühne, die Gitarre auf der Schulter, und ich dachte: Ja, das ist der Man in Black.“
Auffällig: Seine eigenen Selbstporträts sind immer gebrochen, verschattet oder fragmentiert. Nie ist sein Gesicht ganz zu sehen. Warum? „Gute Frage. Vielleicht will ich einfach nicht sehen, wie ich altere“, sagt er und lacht. „Aber es ist tatsächlich so, dass ich mir nicht gerne Bilder von mir ansehe.“ Er schaut auf die Wand mit den Fotografien und lacht wieder: „Vielleicht sollte ich mit einem Psychologen darüber reden.“
Peter Wiernys ArtBonn, Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 13 Uhr, und nach Vereinbarung unter der Telefonnummer0172/2508381. Die Ausstellung läuft bis zum 15. Juli 2013.