Der iranisch-deutsche Bollywood-Star Elnaaz Norouzi solidarisiert sich mit Protestbewegung im Iran und ruft die deutsche Bevölkerung auf, sich an Demonstrationen zu beteiligen. Ihren Aufruf geben wir hier sehr gerne wieder.
„Meine Eltern sind damals auch schon aufgrund dieser Regierung aus dem Iran geflohen. Weil man einfach nicht frei ist. Weil man nicht machen kann, was man möchte. Weil man kein gutes Leben haben kann.
Von dem Tod von Mahsa Amini habe ich wahrscheinlich so erfahren, wie alle anderen auch: Da war diese eine Journalistin, die sich getraut hat, in Mahsas Krankenhauszimmer zu gehen und ein Bild von ihr zu machen und das, versehen mit dem #mahsaamini, in den Medien zu verbreiten. So hab auch ich davon erfahren, was passiert ist.“, berichtet Elnaaz Norouzi.
Elnaaz Norouzi wurde 1992 in Teheran, Iran, geboren und kam im Jahr 2000 mit ihrer Familie nach Deutschland. Aufgewachsen in Hannover, begann sie bereits in jungen Jahren zu modeln. Nach der Schulzeit beschloss Elnaaz nach Indien zu ziehen, wo die jetzt 30-Jährige auch heute noch lebt. Dort startete sie ihre erfolgreiche Karriere als (Bollywood-)Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin.
Zu der aktuellen Situation im Iran sagt Elnaaz:
„Der Grund, warum meine Eltern damals aus dem Iran geflohen sind, war auch schon diese Regierung. Weil man einfach nicht frei ist. Weil man nicht machen kann, was man möchte. Weil man kein gutes Leben haben kann. Von dem Tod von Mahsa Amini habe ich wahrscheinlich so erfahren, wie alle anderen auch: Da war diese eine Journalistin, die sich getraut hat, in Mahsas Krankenhauszimmer zu gehen und ein Bild von ihr zu machen und das, versehen mit dem Hashtag mahsaamini, in den Medien zu verbreiten. So habe auch ich davon erfahren, was passiert ist.“
Die Vorgänge im Iran lassen Elnaaz nicht zur Ruhe kommen. Als Person des öffentlichen Lebens nutzt sie ihre (im wahrsten Sinne) hohe Reichweite, um sich für die bedrohten Menschen im Iran stark zu machen und als mehrsprachige Vermittlerin zwischen den Ländern zu fungieren. Auf ihrem Instagram-Kanal solidarisiert sie sich mit allen Iraner:innen, die unter dem Regime leiden müssen.
In diesem Video-Post vom 23.09.2022 berichtet sie von einer persönlichen Erfahrung mit der sogenannten „Sittenpolizei“ in Teheran, um zu verdeutlichen, dass Mahsa kein Einzelfall ist: https://www.instagram.com/p/CixrzYYJCXw/?hl=de
„Ich spreche mit meiner Familie im Iran, aber das Internet ist wirklich sehr schwach. Die kommen nur alle paar Tage mal online und können nur schreiben. Sie können keine Bilder empfangen oder Videos hochladen. Ich kann nur gucken, ob es allen gut geht und regelmäßig bei ihnen anrufen. Ansonsten bin ich momentan am meisten auf Instagram aktiv. Ich poste so viel ich kann, damit die Leute wissen, was abgeht. Mit meinen zwei Millionen Followern kann ich dort wohl gerade das meiste bewirken“
Der wegen seines Protest-Songs „Baraye” inhaftierte iranische Musiker Shervin Hajipour wurde mittlerweile auf Kaution wieder freigelassen. Aber seine Festnahme war ein klares Zeichen des Regimes. Über 600 Kulturschaffende aus Deutschland solidarisieren sich in einem letzte Woche veröffentlichten offenen Brief mit der iranischen Protestbewegung. Auch Elnaaz sieht die Kraft, die von künstlerischem Schaffen ausgehen kann – wenn dieses frei ist:
„Musik und Kunst ist sehr wichtig, aber die Iraner haben weder das Recht über das, was sie wollen zu singen, noch frei und ohne Angst irgendeine Form von Kunst zu kreieren. Frauen im Iran dürfen nicht mal singen, alles ist immer zensiert, von Musik bis zur Kunst. Alles.”
Ihre Bitte an die deutsche Bevölkerung und Regierung lautet folgendermaßen:
„Was die Menschen in Deutschland jetzt für die iranische Bevölkerung machen können, ist, bei den Protesten mit zu gehen – es sind überall Proteste, in Berlin, Hannover, Frankfurt, Hamburg, München – dabei sein, und Mahsas Namen laut aussprechen, damit die Leute mitbekommen, was passiert.
Und: Posten! Immer wieder posten, auf Instagram, Twitter und überall, den Hashtag benutzen. Je mehr Leute davon wissen, desto mehr müssen die Regierungen von den Ländern, die mit dem Iran zusammenarbeiten oder auch nicht zusammenarbeiten, etwas gegen die dortige Regierung machen.“
„Ich bin keine Politikerin, ich weiß nicht genau, was alles gemacht werden kann. Aber ich weiß, dass Länder wie Deutschland und die USA jetzt etwas machen können. Sanktionen gegen die Regierung – und dafür sorgen, dass es wieder Internet für die Bevölkerung gibt, damit die Stimmen aus dem Iran gehört werden können.
Menschen sterben auf den Straßen und es gibt kaum Möglichkeit über das Internet zu kommunizieren, was da gerade passiert. Und Aufklärung fordern! Die iranische Regierung behauptet, dass Mahsa an einem Herzinfarkt gestorben sei. Obwohl sie Blutungen im Gehirn hatte, weil sie so oft geschlagen wurde.„
Auf die Frage, was Elnaaz mit dem Iran verbindet, antwortet sie:
„Ich bin im Iran zuhause, ich bin in Deutschland zuhause, ich bin aber auch in Indien zuhause. Aber kein Land ist für mich so wie Iran. Dort bin ich geboren, das ist mein Land. Egal, wie sehr ich Deutschland liebe, egal, wie lange ich dort aufgewachsen bin und dass ich eigentlich länger in Deutschland war als im Iran, das ändert alles nichts. Ich bin Iranerin. Das ist in mir drin. Auf diesen Protesten habe ich ein Zitat gelesen – „Ich bin aus dem Iran gegangen, aber der Iran nicht aus mir.“ Und genau so ist es wirklich. – Das letzte Mal war ich 2019 im Iran. Der Iran ist wirklich schön, die Menschen sind super! Ich wünschte ich könnte immer noch zurückgehen und meine Familie sehen. Und in einem freien Land leben. Vielleicht könnte ich im Iran leben, wenn alles okay wäre. Wenn das Land frei wäre.“