Es schien, als würde sein Albtraum aus dem Eröffnungsstück „The Momur“ wahr werden: „She took me favorite guitar/And she smashed it on the floor.” Für Adrian Belew wurde sein Auftritt am Dienstag in der Bonner Harmonie auch zu einem technischen Nachtmahr. Die Technik wollte nicht so, wie sie sollte. Der soundverliebte Gitarrist/Komponist am Rande des Nervenzusammenbruchs, Kreisch-Ausbrüche inklusive – und viel Schweiß auf der Stirn des sympathischen Musikers.
Und statt sich auf das Spiel im Trio zu konzentrieren, die verdammten Loops und Computersounds einfach zu vergessen und das Wesentliche aus den Stücken herauszuholen, wurde das Konzert immer wieder unterbrochen, mussten Techniker wieder und wieder auf die Bühne. Dass das die Stimmung drückte und den Musikgenuss erheblich beeinträchtigte, liegt wohl auf der Hand. Der wunderbare King Crimson-Song „Heartbeat“ endete mit einem brutalen Coitus interruptus, darüber mochte das liebliche Meeresrauschen beim nächsten Stück „Walking On Air“ kaum noch hinwegtrösten.
Dabei fing das Konzert mit dem langjährigen Gitarristen/Sänger/Komponisten von King Crimson und Wegbegleiter von Frank Zappa und David Bowie (siehe auch Interview) eigentlich zunächst vielversprechend an. Das Spiel mit den aufgelösten Akkorden, die Umformung diatonischer Tonstufen im Halbtonschritt wie etwa bei „Three of a Perfect Pair“ oder gar im Improvisationsteil zu „Beat Box Guitar“ – so typisch für die Musik von King Crimson – machten Lust auf mehr aus diesem musikalischen Weltenraum.
Doch der Himmel meinte es einfach nicht gut mit den Bonner Fans. Dabei konnte Belew ja auch auf ein starkes Rhythmusduo bauen. Julie Slick, die ihr virtuoses Bassspiel auch bei Crimson ProjeKct unter Beweis stellt, spielt ja schon seit fast zehn Jahren in Belews Trio und kann sich souverän auf jede Situation einstellen. Kleines Aperçu am Rande: Julie Slick ist die Tochter von dem langjährigen Bowie-Gitarristen und Belew-Freund Earl Slick. Ihr Bruder Eric spielt hin und wieder auch mal die Drums im Power Trio. Mutter Robin bloggt seit vielen Jahren (In Her Own Write).
Der New Yorker Tobias Ralph ist ein versierter Drummer, der längst seinen eigenen kreativen, innovativen Stil entwickelt hat und Einflüsse der vielen verschiedenen Arten von Musik kombiniert hat, die er spielt. Seine Vielseitigkeit reicht vom Modern Jazz bis zum Pop Metall. Der „in-Demand“-Schlagzeuger spielt ständig weltweit auf Gigs und in Studioproduktionen von Nena bis Defunkt.
Auf diese professionelle Sicherheit seiner beiden Bandkollegen hätte Belew durchaus setzen können. Stattdessen gab es abrupte Schlusssetzungen wie bei „Men in Helicopters“ oder viel zu kurze Fassungen von Songs wie „Dinosaur“. Es gab dennoch viele glänzende Momente: Der Sound bei „The Lone Rhinoceros“ aktivierte Erinnerungen an David Bowie, bei „One Time“ kostet Belew gerade in den Schlusstakten jeden Ton genüsslich aus. Auf „b“ demonstrierte Belew, wie das ganze Konzert hätte verlaufen können, wenn er alle Technik in Griff gehabt hätte: Wilde, virtuose Saitenausbrüche über sorgfältig gespielte und geloopte Arpeggien.
Es hätte so schön sein können. Dennoch: Die Adrian-Belew-King-Crimson-Fanfamilie war nichtsdestotrotz zufrieden. (Cem Akalin)