Schiller
<Morgenstund
Veröffentlichung: 22. März 2019
Label: Sme Media (Sony Music)
Gehört auf Vinyl (Amazon)
Schon dieses geile Artwork! Die nach oben hin geöffneten Hände, von denen zäh die gelbe Farbe tropft. Das eidottergelbe Vinyl, das Felsmassiv auf den Inlays. Ein liebevoll gestaltetes Cover ist das Eine, eine glanzvolle Produktion das Andere. Schillers Morgenstund sollte auf jeden Fall volle Lautstärke gehört werden. Der Sound ist sensationell, die Musik sowieso. Schiller/ Christopher von Deylen zählt seit 20 Jahren zu den stilistisch progressivsten und bedeutendsten Künstlern der elektronischen Popmusik. Unter dem Titel „Es werde Licht“ geht er ab Mai auf große Arena-Tour, am 22. März 2019 erscheint dazu sein neues Studio-Album „Morgenstund“.
Von Dylan Cem Akalin
Die Stimme kennt man doch? Richtig. Nena singt das Titelstück, ein leicht entrücktes Stück Artrock/Electronic. „Sie ist eine wunderbare Traumwelten-Bürgerin. Wenn der Tag erwacht, ist ihre Stimme genau die richtige für die Morgenstund“, sagt der Soundtüftler Christopher von Deylen. Der hypnotische Rhythmus regt zum meditativen Tanz an, morgens an der See, „von der Sonne trinken, im Moment versinken…“
Dass Christopher von Deylen bei allem Experimentellen auch ein Romantiker ist, ist bekannt. Aber der Mann hat auch ein untrügliches Händchen dafür, genau die richtigen Künstler auf bestimmten Stücken einzusetzen. Auf „Harmonia“ setzt Mike Rutherford seine schon bei Genesis bekannte sphärische Gitarre ein, die in dem Stück für einen großen Gestus sorgt.
Auf „Universe“ haben wir Tricia McTeague, die als Sängerin und Gitarristin in der Dance/Electronic-Scene keine Unbekannte ist und schon auf „Zeitreise“ mitwirkte. Der Song bekommt durch ihren süßlich-sinnlichen Gesang eine verträumte Note.
Mit Giorgio Moroder
Der kanadische R&B/Soul-Sänger Jhyve macht aus „Dreamcatcher“ eine leichtfüßige Popnummer. „Lichtjahre“ klingt eher wie von Jean-Michel Jarre als von Giorgio Moroder, „Morgenstern“ steht ganz http://jazzandrock.com/?p=159eindeutig im Gravitationsfeld von Tangerine Dream, und die schwedische Sängerin Rebecca Ferguson beschließt das Album mit einem bisweilen an Randy Crawford erinnernden Gesang bei „Love“, der indes mit fernöstlichen Rhythmen und Sounds startet.
„Eine ewige Soundmetamorphose“
Seine Begabung zu einzigartigen Kolaborationen kennen wir: Von Mike Oldfield, Unheilig, Ben Becker, Thomas D. über Anna Maria Mühe, Xavier Naidoo, Lang Lang, Anna Netrebko bis hin zu Klaus Schulze, Sarah Brightman oder auch Sharon Stone. Sie alle hat er in seine elektronischen Klangwelten mitgenommen. „Schiller ist ein bisschen wie ein lebendiger Organismus und unterliegt einer permanenten Transformation (…) eine ewige Soundmetamorphose“, erklärt Christopher von Deylen.
Mit Schiller erkundet von Deylen sowas wie eine Universalsprache. Die Sounds sind so gewählt, dass sie bei jedem wohl ganz individuelle Erinnerungen wachrufen. Bei mir zum Beispiel in bestimmten Stellen von „Love“ an den Film „Bladerunner“, das Schlagzeug könnte genauso gut von Phil Collins sein. Überfrachtet sind seine Kompositionen nicht. Die Kunst ist eben, etwas wegzulassen in einem kosmischen Gefüge, in dem die ruhigen Gesetze von Empfindung, Sinnlichkeit und Schwerelosigkeit gelten.
So schafft von Deylen bezaubernde, klingende Farbkompositionen voller Magie. Die schwere, ölige gelbe Farbe auf dem Cover kommt nicht von ungefähr. Die Musik lässt sämig Klanglandschaften entstehen, zieht buttrig durch die Gehörgänge und massiert voluminös die Bauchpartien. Ich glaube von Deylen sofort, wenn er sagt, dass er monatelang an den Sounds getüfftelt hat. Was sich so unbeschwert und Leicht anhört, ist Ergebnis harter Arbeit, um diese von Elektrosounds berrschten Klangwelt keine Reizüberflutung aufkommen zu lassen. Das ist das eigentlich Geniale an ihm.
Reiseeindrücke in Musik
Irgendwie wundert es mich deshalb nicht, dass er der erste westliche Künstler seit 1979 war, der in Teheran aufgetreten ist. Seine Musik kommt an von Moskau bis München, von Budapest bis Boston.
Der Mann, so scheint es, ist immer unterwegs. Reiseeindrücke von London nach Peking im Jahr 2000 kommen im Album „Weltreise“ zum Ausdruck, in „Atemlos“ (2010) verarbeitet von Deylen Eindrücke einer Reise in die Arktis. Für sein neues Album zog es ihn ein weiteres Mal nach Tehran. Der Santur-Meister Pouya Sarai lud Christopher von Deylen in sein Tehraner Studio ein, weitere Musiker kamen dazu. Das Ergebnis: „Das Goldene Tor“ und „Berlin Tehran“, in denen sich die Klänge klassischer persischer Musik wie selbstverständlich ins Elektronische verweben. Ein ganz großartiges Album, das man gerne immer und immer wieder auf den Plattenteller legt.
2019 geht Schiller auf große Arena Tour:
08.05.2019 Dresden, Messe
09.05.2019 Leipzig, Arena
10.05.2019 Frankfurt, Jahrhunderthalle
11.05.2019 Nürnberg, Arena Nürnberger Versicherung
12.05.2019 Bielefeld, Seidensticker Halle
14.05.2019 Erfurt, Messe
15.05.2019 Hannover, Swiss Life Hall
17.05.2019 Köln, LANXESS arena
18.05.2019 Oberhausen, König-Pilsener-Arena
19.05.2019 Mannheim, SAP Arena
20.05.2019 Stuttgart, Porsche Arena
21.05.2019 München, Olympiahalle
23.05.2019 Bremen, ÖVB-Arena
24.05.2019 Hamburg, Barclaycard Arena
25.05.2019 Berlin, Mercedes-Benz Arena
Tickets für die Arena Tour sind hier erhältlich: http://bit.ly/Schiller-Live-2019-Tickets