Kunstrasen Bonn 2026: Mehr Stars, mehr Programm – und Streit um 20.000 Euro. Madness kommen auch – alle Bands im Überblick

Stellten das Programm des KunstRasen 2026 vor FOTO: Dylan Akalin

Die Kunstrasen GmbH zieht vor das Verwaltungsgericht Köln: Grund ist ein Zwangsgeld von 20.000 Euro wegen minimaler Lärmüberschreitungen beim Lynyrd-Skynyrd-Konzert. Trotz Millioneninvestitionen, einem prall gefüllten Line-up und über 30.000 bereits verkauften Tickets kämpfen die Veranstalter um Toleranz für die freie Kultur in Bonn. Die 14. Saison startet am 3. Juli 2026 mit Brings und endet mit zwei Festival-Tagen für Nachwuchskünstler.

Von Dylan Akalin

Die KunstRasen GmbH zieht vor Gericht gegen die Stadt Bonn: Anlass ist ein Zwangsgeld in Höhe von 20.000 Euro, das die Stadt wegen einer minimalen Lärmüberschreitung beim Lynyrd-Skynyrd-Konzert im Sommer verhängt hatte. Es ging um ein Dezibel und die Überschreitung des Konzerts von angemeldeten 80 Minuten um acht Minuten. Dabei hatte die nun abgewählte Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) noch angekündigt, das rückgängig zu machen beziehungsweise dem KunstRasen irgendwie 20.000 Euro zukommen zu lassen.

„Das wollen wir gar nicht“, sagt Mitveranstalter Martin J. Nötzel. „Der freien Kultur steht eh so wenig Geld in dieser Stadt zur Verfügung, dass die 20.000 Euro dann woanders abgezweigt werden. Das können wir nicht mittragen. Uns geht es um einen ordentlichen Dialog und eine angemessene Anwendung des Gesetzes, das Toleranzbereiche vorsieht. Deshalb gehen wir vors Kölner Verwaltungsgericht.“

Geschäftsführerin Katrin Wurm kritisiert die Entscheidung der Stadtverwaltung scharf. Man habe oft sogar unter den angegebenen Dezibelgrenzen gelegen, sodass die Stadt locker hätte auf ihr Zwangsgeld verzichten können. „Wir hatten noch 652 Dezibel Guthaben“, sagt sie bitter. Das Verwaltungsgericht Köln wird voraussichtlich noch 2026 über den Fall entscheiden.

Lautstärke trotz Schutzmaßnahmen erhöht

Für die kommende Saison plant der KunstRasen eine höhere Lautstärke. Die 124 Meter lange Lärmschutzwand am Rhein wird beidseitig mit Protektoren ausgestattet, Bühnenumbauten mit Schutzplatten verkleidet. Ziel ist, die Musik bis zu 94 Dezibel zu verstärken, ohne Vorschriften zu verletzen. „Wir konnten den rund 110.000 Besuchern in diesem Jahr ein tolles Hörerlebnis bieten: Besserer Klang, bessere Intonierung, wir konnten sogar etwas lauter auf dem Platz sein ohne dass an den Messstellen die Lärmgrenze überschritten worden wäre“,  erklärt Nötzel. Und im kommenden Jahr werde es nochmal besser werden – und dank guter Schallprotektion und Technik nochmal etwas lauter. Möglich werden dann 94 Dezibel, ohne gegen Vorschriften zu verstoßen. Das ist zwar gut, aber Bands wie Neil Young oder Judas Priest, die Veranstalter Ernst-Ludwig Hartz seit Jahren auf dem Ticket hat, sind da dennoch nicht möglich: Unter 102 Dezibel machen die es nicht.

„Wir wollen den Besuchern ein eindrucksvolles Erlebnis bieten, gleichzeitig die Anwohner respektieren“, erklärt Wurm. Der Konflikt zeigt jedoch, dass selbst kleinste Überschreitungen sofort geahndet werden. Andere Veranstalter haben übrigens keine Probleme damit. Der Grund ist ganz einfach: Gegen die KunstRasen-Konzerte wurde geklagt, gegen andere Musikveranstaltungen, etwa Green Juice, Panama oder die Stadtgarten-Konzerte der Stadt an der Uni nicht.

Prall gefülltes Line-up

Die 14. Saison des Festivals startet am 3. Juli 2026 mit Brings. Weitere Highlights:

Montez (4. Juli)

Marillion (5. Juli)

Klassik-Picknick (12. Juli)

ZAZ (15. Juli)

Wincent Weiss (17. Juli)

Roxette (3. August)

Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys (6. August)

Savatage + Nevermore (13. August)

OMD (14. August)

Roland Kaiser (15. August)

Amy Macdonald (19. August)

The BossHoss (23. August)

Nick Cave & The Bad Seeds (25. August)

Zum Abschluss folgen zwei Festival-Tage: „Rheinkilometer 652“ für Nachwuchskünstler wie Ikkimel oder 6Euroneunzig und das Festival „Oh wie schön“ mit Bands wie Druckluft, Fäaschtbänkler und Köbesse.

Millionenbudget, privates Risiko

Insgesamt werden 10 bis 12 Millionen Euro investiert, rund 6 Millionen davon allein für das Programm. Offiziell fließen nur etwa 140.000 Euro aus Sponsorengeldern. Der Rest stammt aus privater Finanzierung.

Der Ticketverkauf läuft stark: Mehr als 30.000 Karten sind bereits verkauft, so viel wie bislang noch nie, so Hartz, der im Sommer 2026 mit rund 128.000 Besuchern rechnet, „die größte Veranstaltung in Bonn“. Insbesondere Roland Kaiser (fast 9.000) und Nick Cave (über 6.000) stoßen auf großes Interesse.

Freie Kultur im Fokus

Für die Veranstalter ist der Rechtsstreit mehr als ein finanzieller Konflikt. Mitveranstalter Ernst-Ludwig Hartz kritisiert, dass freie Kulturangebote in Bonn zu wenig gefördert werden. Martin Nötzel ergänzt, dass der KunstRasen trotz 110.000 Besuchern im Vorjahr wenig Wertschätzung erfahre. „Wir investieren viel privat und schaffen ein kulturelles Highlight für die Stadt – dafür erwarten wir nicht nur Besucher, sondern wenigstens auch Wertschätzung“, sagt Nötzel. Die Kulturdezernentin habe sie jedenfalls noch nie besucht. Hartz verwies auf die vielen privaten Initiativen, auch die Clubs wie die Harmonie, das Pantheon, die Brotfabrik, die Springmaus und das Kult 41. „Wenn die alle ihr Engagement einstellen würden, wäre diese Stadt tot.“

Deshalb unzerstützt der KunstRasen Verein junge Nachwuchs-Künstler und Initiativen, wie das CineBonn Festival oder die Rheinbühne, erklärt deren Vorsitzende Carmen Eggert. Im kommenden Jahr arbeite man mit GS Extravaganza zusammen. Fabio Nolting und Laura Monique Pontes kündigten an, im Vorfeld zu Beginn der KunstRasen-Reihe junge Bands in verschiedenen Clubs auftreten zu lassen.