Jeff Beck begeistert mit seiner Band im E-Werk Köln

Jeff Beck am 29.5.2014 im E-Werk FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Von Dylan Cem Akalin

Jeff Beck sticht vielleicht als der außergewöhnlichste technische Gitarrist in der Rocksprache hervor; An einem guten Tag kann ihm niemand das Wasser reichen. Doch bei Live-Auftritten steht und fällt alles mit der Qualität seines Materials. Wenn er Raum zur Entfaltung hat, dann glänzt er einfach. Wenn er zum Formelhaften tendiert, geht die Fantasie flöten. Im E-Werk war das Songmaterial gemischt, mit einer Gewichtung in Richtung donnernden, riffigen Rock mit orchestralem Unterton und Standards – in gewisser Weise eine Fortsetzung der Tage von Beck, Bogert und Appice.

Seine kurzen Streifzüge in den reinen, bluesigen Rock ’n‘ Roll gaben ihm mehr Gelegenheit, auf eigene Faust loszusurfen und diese bemerkenswerten improvisierten technischen Drehungen und Wendungen anzuwenden, die ihn als ein so besonderes Talent auszeichnen. Mingus‘ „Goodbye Porkpie Hat“ und eine mutige Version von „Rolling and Tumbling“ mit Sophie Delila als Gastsängerin, verbunden mit seinen Jazz- und Blues-Wurzeln, lassen die Zuhörer schon schwelgen in ihrer Beck-Verehrung. „Cause We’ve Ended as Lovers“ aus dem Album „Blow by Blow“ von 1975 behielt seine Kombination aus Wärme und rätselhaftem Jazz bei, gewürzt mit Becks Pyrotechnik in den oberen Registern, und die unverkennbare klassische Qualität von Hendrix’ „Little Wing“ kam in Becks respektvoller Hommage auf staunenswerte Art zum Ausdruck.

Sein Quartett war vollkommen. Die kanadische Bassistin Rhonda Smith tut für den Rock das, was Esperanza Spaulding für den Jazz tut: eine makellose Spielerin, die technisch ziemlich vielseitig ist und keine Angst vor musikalischen Grenzen hat, um zusammen mit Jonathan Josephs atemberaubend einen perfekt getimten Background zu schaffen. Joseph hat die Präzision eines schweizer Uhrwerks und auch die Gelassenheit eines schweizer Bankers, wenn er seine Toms und Becken mit einer durchtriebenen Leichtigkeit spielt. Nicolas Meier an den elektrischen und akustischen Gitarren war das perfekte Gegenstück zu Beck. Auf jede Nuance aufmerksam, ergänzte er Becks schwebenden, elastischen Stil mit einer streng kontrollierten Begeisterung.