Botoxkur für den Modern Jazz: Thoneline Orchestra im Landesmuseum

Von Cem Akalin

„Grenzenlos“, der Titel für ein musikalischen Austauschprogramm zwischen Musikern der rheinischen Jazzszene und Solisten aus dem benachbarten europäischen Ausland, hätte für diesen Abend gar nicht treffender gewählt werden können. Besonders mit ihrer neuen Komposition „Black and White Svan“ bewies die Kölner Saxofonistin, Komponistin und Big-Band-Chefin Caroline Thon ihre programmatische und epische Stärke. Der Modern Jazz bekommt von ihr eine zeitgenössische Botoxspritze verpasst, wodurch die Spannungsgräben indes noch tiefer werden. Das 20-köpfige Thoneline Orchestra ließ sie die ganze Bandbreite ihrer Fähigkeiten ausspielen: von geradezu impressionistisch anmutenden Atmosphären über freie Soundcollagen bis zu ohrenbetäubenden Klanggewittern. Dabei gelingt es der Truppe, selbst in halsbrecherischen Tutti-Episoden immer eine exzellente Klangbalance zu halten.

Die ungewöhnliche Truppe wird von einer unerschütterlichen Rhythmustruppe zusammengehalten: vom sehr organischen und immer präsenten Bass Sebastian Räthers und dem virtuosen Jens Düppe, der eine beeindruckende Klangvielfalt aus seinem Schlagzeug zaubert. Jeder für sich eh ein Meistersolist: Matthias Bergmann bewies im ersten Konzertteil mit Thons Quintett schon sein lyrisches, schnörkelloses, leicht melancholisches Spiel auf dem Flügelhorn. Einer der Highlights des Abends im Rheinischen Landesmuseum: das Gesangduell von Filippa Gojo und dem luxemburgischen Gast Sacha Ley auf „Schmafu“: unvergesslich.