Ich habe getanzt. Das erste Mal seit mindestens anderthalb Jahren wieder getanzt auf einem Konzert. Und zwar vom ersten Takt an. Es geht einfach nicht anders. Wenn Jan Delay & Disko No.1 auf die Bühne kommen, dann ist gute Stimmung, dann herrscht sommerliche Disco-Party-Funk-Soul-Reggae-Pop-Laune. Und auf der Bühne schwitzt die coolste Sau im Universum und hat mit „Klar“ und „Spaß“ die rund 2000 Zuschauer längst im Griff. Zwei Abende feiert Jan Delay mit dem Bonner Publikum auf dem KunstRasen das Leben.
Von Dylan Cem Akalin
„Und wir werden den Pegel nicht nur halten, der steigt nochmal. Wer sollte das sonst schaffen, wenn nicht wir“, näselt der Norddeutsche, der, wie auch immer, die DNA von James Brown, Sly & the Family Stone, Tower of Power und The Meters in sich trägt.
Und „Spaß“ ist ja auch ein rhythmisch heiß verpacktes Statement für Diversität und gegen versteckten Rassismus: „Porsche vor der Tür, Konto in der Schweiz/Alles gerne schwarz, nur bitte keine Menschen“.
Der Beat reißt uns alle mit, wir hüpfen, zweimal zu Seite, klatschen und wieder zurück. Als 22 Minuten nach Konzertstart die Funk-Version der Partynummer „Türlich, türlich“ des Hamburger Rappers Das Bo losgeht, da fließt dem Mann mit dem weißen Hut auf der Bühne schon derart der Schweiß in die Ohren, dass er ein Handtuch braucht.
War ich vorher so sehr im Beat, dass mir die drei fantastischen Background-Sängerinnen nicht aufgefallen sind? Bei „Large“ kommen sie jedenfalls unglaublich gut zur Geltung, und die jazzig-funkige Bridge in dem Song haut mich um. Das Medley aus Beats des amerikanischen Rappers Dr. Dre ist zwar nicht ganz meins, aber er baut da Versatzstücke aus anderen Songs rein. Höre ich da Zeilen aus „An alle Bloxx“, den er mit Haftbefehl aufgenommen hat?
Abgehackte Bläser setzt der Hamburger dann bei der Bearbeitung von „Raver“ seines HipHop-Kollegen Trettmann ein und warnt vorher das Publikum: „Wenn ihr tanzt und abgeht, dann hat das Stück ‚ne Chance auf Konzerten in urbanen Ballungsgebieten.“ Okay, das Stück kommt an, der kleine Patzer des Saxofonisten am Ende… geschenkt.
In diesem springenden und tanzenden Flummiball stecken Daft Punk und Burna Boy, Drake und Sly & Robbie und Meek Mill und wer weiß sonst noch alles. Die Truppe spielt mit Funk, Disco, Trap, Ska, Afrobeats, Reggae, Rock und Soul. Und Delay jongliert mit den Stilen mit absolut lässiger Coolness.
Wir hören natürlich auch seinen Hit „Johnny“, als letzten Song in der regulären Spielzeit, bevor dann noch vier Zugaben kommen. Aber auch ein paar Stücke aus dem aktuellen Album „Earth, Wind & Feiern“, das ja wieder sehr funkig und jazzig ist. Aus diesem Album sind die ersten Zugaben. Zunächst „Alexa“, und wie heißt es so schön in „Eule“? „Ihr Spießer nehmt mal ruhig die Tage/Aber wir, wir nehmen die Nacht“. Genau so isses, Jan!