Jazzsängerin Robin McKelle verbeugt sich mit „Alterations“ vor großartigen Künstlerinnen

Dieses Album ist zwar schon im Sommer erschienen, wir wollen Euch diese schöne Aufnahme aber nicht vorenthalten – zumal sie von der Grundstimmung ganz ausgezeichnet in diese Winterzeit passt. Für ihr neuntes Album „Alterations“ hat sich die US-amerikanische Soul- und Jazz-Sängerin Robin McKelle etwas Tolles vorgenommen: Sie nimmt eine Reihe von Covers auf – alles Songs (mit einer Ausnahme) aus dem Repertoire berühmter Künstlerinnen wie Amy Winehouse, Joni Mitchell, Adele, Nina Simone oder Janis Joplin. Sie wollte sich bei diesem Album auf ihre Leidenschaft, das Singen konzentrieren, sagt sie und nur Songs auswählen, die ihr Innerstes angesprochen hatten.

Von Dylan Cem Akalin

„Alterations“ Von Robin McKelle ist kein Cover-Album im herkömmlichen Sinne. Schon deshalb nicht, weil die Künstlerin die Songs in den Jazz überträgt, und das tut sie mit großer Hingabe und einer persönlichen Note, sodass jedes Lied eine völlig andere Lesart aufweist als die Originalversion. Es ist eine sehr persönliche Hommage an die Großen der Msuikerinnenszene.

Dies zeigt sich etwa bei „Don’t Explain“, eine bittere Version des Billie Holiday-Songs, oder in Robins Lesung von Dolly Partons „Jolene“. Wo das Original lebhaft und unbeschwert ist, ist diese neue Einstellung fast ein südländischer Seelenmäander, auf dem die Texte mehr Verzweiflung und Bedeutung zu haben scheinen. Ähnlich geht sie bei Janis Joplins „Mercedes Benz“ vor. Ihre Stimme ist sanfter als die von Joplin, aber nicht weniger schlüpfrig.

Robin McKelle by crossovermedia

Bei Lana Del Rays „Born To Die“ setzt zudem Marquis Hill mit seinem Trompetensolo einen besonderen Höhepunkt. Überhaupt die Mitspieler. Ihre Lebensläufe beweisen, dass sie alle im Jazz, Soul und Rock verwurzelt sind. McKelle wird bei dieser Veröffentlichung von einer Gruppe vollendeter Musiker begleitet, darunter der Co-Produzent, Pianist und Arrangeur Shedrick Mitchell, der Akustik- und E-Bassist Richie Goods, der Schlagzeuger Charles Haynes und der Gitarrist Nir Felder. Darüber hinaus ist der angesehene Saxophonist Keith Loftis in McKelles einziger Originalkomposition in dieser Veröffentlichung „Head High“ zu hören – ein Lied, das eine Geschichte über die Stärke und die Kraft der Sängerin erzählt – also stimmt es lyrisch und vor allem musikalisch mit dem Thema des Albums überein.

Auf Sades „No Ordinary Love“ schaffen Gitarrist Nir Felder und Bassist Richie Goods sagenhafte instrumentale Grundböden für die Sängerin. Weitere Coversongs sind Joni Mitchells „The River“, Adeles „Rolling In The Deep“ und Carole Kings „You’ve Got A Friend“, die mit nur einfacher, geschmackvoller Klavierbegleitung von Shedrick Mitchell die Songs auf eine höchst ausgleichende Ebene gebracht werden.

McKelle ist eine versierte Songwriterin und eine kraftvolle Sängerin. In ihrem musikalischen Zuhause kreuzen sich Soul, Jazz, Pop, Gospel, Blues und das ganze amerikanische Songbook. Während sie gerne wegen ihrer warmen Altstimme mit Ella Fitzgerald verglichen wird,  waren ihre frühen Einflüsse wohl hauptsächlich Aretha Franklin, Tina Turner und Janis Joplin. McKelles Stimme spiegelt die Kraft dieser drei Vokaltitanen wider und behält gleichzeitig die raffinierten Nuancen von Fitzgerald bei. In ihren frühen Tagen teilte McKelle übrigens die Bühne mit so angesehenen Künstlern wie Michael McDonald und Bobby McFerrin.