Einfach hinreißend: das Debütalbum des Bonner Singer/Songwriters Chris Wenner „New Born Man“

Von Dylan Cem Akalin

Man ist schon nach den ersten Harmonien versucht, das Album „Crosby, Stills,  Nash & Wenner“ zu nennen. Wenn der Opener „Sometimes“ schon auf so berührend ansprechende Weise beginnt, dann darf man gespannt sein, wie sich das Debütalbum des Bonner Singer/Songwriters Chris Wenner „New Born Man“ weiterentwickelt.

Schöner Harmoniegesang, liebevoll produzierte Akustikgitarren und ein echtes Saitenquartett sind das erste, was dem Zuhörer auf diesem Album auffällt. Hier ist ein Künstler am Werk, der das Echte und Wahre an der Musik liebt. Zudem verfängt sich Wenner nicht in überladenen Arrangements, sondern bleibt seinem sparsamen, aber ausgeklügelten Songaufbau stringent treu. „Could You Stay Here Tonight“ etwa hält die Spanne einzig durch die wohltemperierte Stimmung der Instrumentierung. „I´m So Glad“ glänzt durch die Einfachheit der Liedstruktur, die im Verlauf des Songs um ein paar reizende weitere instrumentale Schichten ergänzt wird, wodurch Wenner eine gewisse Transparenz und Luftigkeit gelingt.

Die Kopfstimme hat diese leichte Heiserkeit, die den melancholischen Grundmodus nur noch verstärkt. Männer singen in der Regel in der Bruststimme und vernachlässigen häufig die feinen Nuancen der Kopfstimme. Schon das allein macht das Album so ungewöhnlich. „Losing Hold“ ist so ein verträumter Song, der so perlig beginnt, als würden die Saiten von Regentropfen angeschlagen. Wenn Wenners Songstil hier etwas an Jim Croce erinnert, dann dreht er mit „Sunchild“ und dem dynamischen E-Gitarren-Intro wieder voll an der David Crosby-Schraube. Nun kommt er zwar nicht ganz an die makellose Schönheit des Gesangs eines Crosby heran, aber Wenner hat eine Authentizität in seinem Gesang, um den ihn mancher Sänger beneiden wird. Und ein untrügliches Gespür für Melodien und Arrangements. „Sunchild“ hat derart Ohrwurmcharakter hübsche Momente, dass man das Stück wieder und wieder hören möchte.

„Can´t Make It Up To You“

Wenn wir schon bei Vergleichen sind: „Make me please“ könnte auch eine Ballade von Eric Clapton sein, selbst der Gesang erinnert ein wenig an „Slowhand“. Die schlotzende Hammondorgel im Hintergrund, die Backgroundvocals und die klare Akustikgitarre sind hinreißend. Und „Teach Me How To Love You“ und „Can´t Make It Up To You“ könnte durchaus aus der Feder von James Taylor stammen. Wenners Gesang gefällt mir hier besonders gut, weil er gewisse Brüche und Zerbrechlichkeiten zulässt.

„Mother Earth“

„New Born Man“ ist ein flotter Rock’n’Roll a la CSN. Die Mehrstimmigkeit im Gesang von „Mother Earth“ machen Lust auf mehr, doch das Liedchen ist nicht mal eine Minute lang. „Fly Away“ ist zurückhaltend arrangiert, aber doch subtil im Ausdruck. Unterstützt wird Wenner übrigens unter anderem von der amerikanischen Folk-Rockband Venice, den Brüdern und Cousins Michael, Kipp, Mark und Pat Lennon, außerdem von dem wunderbaren Matthias Krauss.

Wer auf guter Singer/Songwriter-Musik im Stile von CSN, James Taylor, Paul Simon oder Jim Croce steht, auf bezaubernden Melodien und berührenden Texten und noch dazu eine gute Tonproduktion zu schätzen weiß, der ist mit diesem Album goldrichtig.