Es sind die Tage der alten Haudegen des Heavy Rock. Zeitgleich mit Ozzy Osbourne bringt auch Saxon-Frontmann Biff Byford ein Soloalbum raus, und “School Of Hard Knocks“ ist tatsächlich das erste Solowerk des 69-Jährigen, der sich noch im September einer Notoperation am Herzen stellen musste. Eine Dreigefäßerkrankung machte den sofortigen Eingriff unumgänglich. Dass „School Of Hard Knocks“ zu einem starken Album macht, dafür ist in erster Linie Opeth-Gitarrist Fredrik Åkesson verantwortlich. Der Mann liefert da sagenhafte Gitarrenarbeit ab!
Von Dylan Cem Akalin
Mit „Welcome To The Show“ und dem Titeltrack legt Biff Byford richtig was vor. Seine Rezitation aus der Kurzgeschichte „The Pit And The Pendulum“ („Die Grube und das Pendel“) von Edgar Allen Poe indes hätte er sich doch sparen sollen. Die akustische Gitarre ist zwar durchaus hörenswert, aber Byfords Stimme klingt hier wirklich wie die eines alten Märchenonkels. Von Rock ‚n‘ Roll keine Spur. (Das sagt Biff Byford über sein Album)
Das ändert sich dann glücklicherweise mit der Fortsetzung der Poe-Vertonung, die in der Grundstimmung zwar an die frühen Bon Jovi erinnert, aber die sagenhaft vorwärtstreibende Gitarre, reißt es aus der AOR-Ecke schnell raus. Es entwickelt sich sogar auf seinen sieben Minuten fast zu einem Stück ProgMetal, leicht bombastisch wie Helloween mit Assoziationen zu frühen Iron Maiden.
Und „Worlds Collide“ ist ein richtig starker Auftritt der Truppe, zu der außerdem noch Christian Lundqvist (Schlagzeug) und Gus Macricostas (Bass) gehören. Dazu kommen dann noch Gäste wie Phil Campbell (Motörhead/Phil Campbell & The Bastard Sons), Alex Holzwarth (Rhapsody of Fire and Turilli / Lione Rhapsody), Nick Barker (Voices), Dave Kemp (Wayward Sons) und Saxon-Kollege Nibbs Carter hinzu.
Und dann gibt es eine weitere Überraschung. „Scarborough Fair“ ist ja ein uraltes englisches Volkslied über ein Liebespaar, das sich immer wieder neue Aufgaben stellt, um sich wieder näherzukommen, berühmt wurde es indes durch Simon & Garfunkel. Und diesen Song als Rockballade? Ja, durchaus. Biff Byford und Fredrik Åkesson schaffen da eine Version, die so unglaublich gut ist, dass man’s gleich nochmal hören möchte. Das zweite Coverstück auf dem Album ist „Throw Down The Sword“ von Wishbone Ash, ebenso erstaunlich gut.
Klar geht es mit „Pedal to the Metal“ genau dorthin – Richtung Metal. Überhaupt: Das ganze Album hält diese Balance zwischen Hard Rock und Heavy Metal. Byfords Gesang hat auf diesem Album einen fast tieferen, reicheren Ton als bei Saxon. Vielleicht legt er hier etwas mehr Wert auf eine gewisse persönliche Note. Und das macht es zu einem großartigen Album. Weil es authentisch und voller kreativer Handschriften ist.