Leslie Odom Jr.‘s neues Album „Mr“ ist einfach hinreißend

Leslie Odom FOTO: Jimmy Fontaine

Darf’s zum Jahresende mal was mit Leidenschaft sein? Pop mit viel Soul, R&B und Jazz? Leslie Odom Jr.‘s neues Album Mr orientiert sich an der Musik von Nat King Cole und Cab Calloway und speist sich aus Traditionen verschiedener Musikrichtungen. Nach seinem Debütalbum im Jahr 2014erscheint jetzt ein Album mit ausschließlich Originalsongs. „Mr“ zeigt alle musikalischen Talente des Odom Jr., der seine soulig-rau-samtenes Stimme voll ausspielt. Prädikat: Hinreißend glühend.

Von Dylan Cem Akalin

Leslie Odom Jr. ist vor allem bekannt für seine Darstellung von Aaron Burr in der Originalbesetzung des Hit-Musicals „Hamilton“. Da stößt Burr auf viele Hindernisse bei seinem Streben nach politischem Einfluss, vor allem auf Alexander Hamilton, der zuerst vom Schöpfer der Show, Lin Manuel Miranda, gespielt wurde. Odom Jr.s Auftritt in der Show brachte ihm den Tony Award 2016 als bester Schauspieler in einem Musical ein.

Auch als Schauspieler ist Leslie Odom Jr. längst ein gefragter Mann: er war in Smash, Law & Order: SVU, Gotham, Greys Anatomy, House of Lies und CSI: Miami bis hin zu Red Tails und Murder On The Orient Express zu sehen. Er trat bereits im Lincoln Center, dem Rockefeller Center oder der Macy’s Thanksgiving Day Parade auf.

Anwärter für einen Oscar

Eine seiner letzten Filmrollen ist die des William Still in dem Historienfilm Harriet, der am 1. November 2019 in die US-Kinos kam. Die Filmbiografie erzählt vom Leben der bekanntesten afroamerikanischen Fluchthelferin Harriet Tubman; Der Film Harriet ist einer der heißesten Anwärter für einen Oscar im nächsten Jahr und kommt im April 2020 in die deutschen Kinos.

Leslie Odom Jr. veröffentlichte 2014 als Jazz-Sänger sein Debut-Album Leslie Odom Jr. und 2016 das Weihnachtsalbum  Simply Christmas. Beide Alben erreichten Platz 1 der US Jazz-Charts.

Nun kommt Leslie Odom Jr.s  drittes Album Mr heraus, das in Europa am 07. Februar 2020 veröffentlicht wird.

Sinatra-artige Glasur

„Mr“ beginnt mit zwei atemberaubenden Tracks, „Stronger Magic“ und „Standards“, die beide hauptsächlich im Jazz mit ein paar Spritzern R&B angesiedelt sind, um jedem Song einen einzigartigen Touch zu verleihen. Odom Jr. bringt diese mit Sinatra-artiger Glasur in die Stimme, aber modernem Ansatz.

„Standards“ begeistern mit einer auffälligen Grundlinie unter Odom Jr.s kraftvollem Gesang, während er mit Leichtigkeit eine große Bandbreite bewältigt und sogar ein wenig Scatting zur Schau stellt. Dabei thematisiert er auf subtile Weise auch die gegenwärtige soziale Atmosphäre, weist auf die wechselartige Geschichte der afroamerikanischen Bevölkerung hin.

Andere Songs des Albums nehmen eher einen modernen, souligen Pop-sound an, wobei der Schwerpunkt eher auf dem Beat liegt als auf der vollen Band-Begleitung der jazzigen Stücke. Odom Jr. wechselt mühelos zwischen den Stilen, seine formbare Stimme beherrscht ebenso optimistischen R & B sowie als auch sanfte Balladen. „Lose It“ ist ein zärtliches Lied über das Verblassen einer romantischen Beziehung und den Versuch, sich mit dem zu versöhnen, wo alles auseinanderfiel – hier äußerst effektiv mit einer üppigen Begleitung von Streichern, Klavier und einem einfachen elektronischen Beat instrumentiert.

Elemente des Musiktheaters

Nicht nur seine Wurzeln auf der Bühne, sondern Elemente des Musiktheaters sind in Mr zu finden, sondern werden in der späteren Hälfte des Albums zusammengefasst. Auf dem Album gibt es einen vollständig gesprochenen Titel, „Eva’s Song (A Psalm of Life“, der wie ein Monolog fließt, den man von der Hauptfigur eines Bühnenstücks hört. Diesem Stück folgt die Ballade „Foggy“, die in ihren Texten mehrfach auf Shakespeares Romeo und Julia verweist.

Abgerundet wird der vom Theater beeinflusste Teil des Albums durch ein kurzes Instrumentalstück mit dem Titel „Entr’Acte (The Joyful Messenger)“. Hier greift Odom Jr. direkt auf Theatertraditionen zurück, da entr’acte auf Französisch „zwischen den Akten“ bedeutet , und ist in der Regel der Titel von Musik, die zwischen Acts einer Bühnenproduktion gespielt wird, am häufigsten in Musicals oder Opern.

Elemente aus Soul, R&B, Jazz und Pop

Leslie schuf die Songs seines neuen Albums in den letzten zwei Jahren in aller Stille. Seine Vision kristallisierte sich während eines Songwriter-Camps heraus, das er auf der weltberühmten Skywalker Ranch von George Lucas veranstaltet hatte. Vor Ort fanden sich erfahrende Songwriter aller Genres ein und so beschloss er, die Elemente aus Soul, R&B, Jazz und Pop miteinander zu vereinen. Das Ergebnis ist ein einzigartiger Stil, der sowohl kraftvoll und leidenschaftlich, als auch persönlich ist.

Leslie Odom Jr. sagt dazu: „Das ist der Sound, den ich schon immer machen wollte. Ich dachte an all die Alben zurück, die mich in meinem Leben geprägt hatten und überlegte, was sie zu etwas Besonderem machte. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass alle sowohl etwas Altes als auch etwas Neues enthalten.“

Leslie Odom FOTO: Jimmy Fontaine