Seit seiner Gründung im Jahr 2007 pflegt das niederländische Psychedelic- und Bluesrock-Trio DeWolff ein elektrisierendes, neben vielen anderen von Jimi Hendrix, Deep Purple und Led Zeppelin inspiriertes und in Nuancen immer wieder abgewandeltes Klangbild. Mit dessen ausgeprägtem Vintage-Charakter schlägt die Band ebenso clever wie erfolgreich Brücken vom Einst ins Jetzt.
Bei der Produktion ihres siebten Studioalbums „Tascam Tapes” haben Gitarrist und Sänger Pablo van den Poel, sein Bruder Luka (Schlagzeug) und Robin Piso (Keyboards, Bass) das Vintage-Konzept jetzt auf die Spitze getrieben: Nach dem Motto „Recorded on the road for less than 50 dollars, but sounding like a million bucks!” entstanden die „Tascam Tapes” mit minimalen Mitteln auf einem antiquierten portablen Vierspur-Rekorder namens Tascam Porta Two aus den 1980er-Jahren. Entstanden ist dabei aufs Neue beseelter Retro-Rock vom Feinsten. Die „Tascam Tapes” erscheinen am 10. Januar 2020 auf CD, digital, als LP mit beigelegtem Download-Code, sowie als Musikcassette bei der Mascot Label Group. Eine Mini-Rockumentary zur Entstehung des Albums ist bereits jetzt hier online zu sehen:
In den Top Ten in den Niederlanden
Bei ihrem neuen Label Mascot gelang DeWolff mit ihrem Anfang letzten Jahres veröffentlichten Album „Thrust” ein Einstand nach Maß. „Thrust” platzierte sich in den Niederlanden unter den Top Ten der Albumcharts und wurde international von Publikum und Kritikern bestens aufgenommen. Die Band absolvierte im Zuge einer anschließenden Europa-Tournee mehr als 100 Konzerte und stellte aus verschiedenen dabei mitgeschnittenen Shows das im Juni 2019 erschienene Livealbum „Live & Outta Sight II” zusammen. Bereits während der Konzertreisen hatte die Gruppe zudem mit den „Tascam Tapes” zu ihrem nächsten Streich ausgeholt.
Das gesamte Songwriting für diese zwölf neuen Tracks fand während der Tour statt, aufgenommen wurden sie dann im Bandbus, in Hotels, backstage in Clubs, oder einfach irgendwo unterwegs am Straßenrand. Als Equipment dienten neben dem namengebenden, von Pablo van den Poel vor langer Zeit für 50 Dollar erworbenen Kassettenrekorder lediglich eine Gitarre, ein Mikrofon, ein Sampler mit diversen darauf gespeicherten Soul-Drumbreaks, sowie ein batteriebetriebener alter Synthesizer. Pablo van den Poel beschreibt die „Tascam Tapes” als Musik von DeWolff in einer Art, wie sie bisher noch nie zu hören gewesen sei, und er erklärt: „Es war einfach Zeit dafür, mal etwas völlig anderes zu machen, und dabei hatten wir reichlich Spaß.”
Zu den Songs
Zu einigen Titeln im Einzelnen: Das Riff für „Blood Meridian I” entstand am ersten Tag der Frankreich-Tour von DeWolff, der Verse dazu dann erst wesentlich später im Bus auf der Fahrt durch Deutschland. Der Text basiert auf einem Buch von Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy über die Endphase der Indianerkriege in der Grenzregion zu Mexiko; auf diesen martialischen Outlaw-Roman beziehen sich auch die Lyrics von „Blood Meridian II”.
Das zeitkritische „It Ain’t Easy” wurde ebenfalls während einer Fahrt in Deutschland geschrieben. „Awesomeness of Love” war das erste fertiggestellte Tascam Tape, aufgenommen teils im Krakatoa-Club im französischen Mérignac und teils im Ubu in Rennes. „Made It To 27” ist eine an einem Straßenrand in der Nähe von Carcassonne verewigte Liveaufnahme. Der Song thematisiert das anstrengende Dasein auf Tour – kurz zuvor hatte sich Robin Piso eine Lebensmittelvergiftung zugezogen, die zur Absage eines DeWolff-Gigs führte.
Bluesig swingender Rausschmeißer
Der ungeschliffene Album-Opener „Northpole Blues” setzt sich aus einer Reihe von Jams zusammen, die während erster Tests mit dem Tascam Porta Two entstanden. „Am I losing My Mind?” war ursprünglich als Heavyblues à la Led Zeppelin angelegt, mündete letztlich jedoch in eine grazile Ballade. Und den bluesig swingenden Rausschmeißer „Life In A Fish Tank” spielten DeWolff in der Zeche Karl in Essen ein, hier ist Arthur Akkermans von der mit DeWolff befreundeten niederländischen Band Grand East an der Mundharmonika zu hören.