Tolles Doppelkonzert im Rahmen des Jazzfest Bonn 2019 in der Oper Bonn: Manu Katché und die Jazzrausch Bigband waren fantastisch.
Von Dylan Cem Akalin
Manu Katché ist zweifelsohne einer der elegantesten Drummer der Gegenwart. Der Franzose hat einen Sound, der einfach komplett ist, zeitlos modern und geschmackvoll. Da ist kein Riss, keine Ecke, die stört, wenn dieser wunderbare Musiker spielt. Aber sein aktuelles Album ist eben auch ein Werk, dem die nötigen Ecken und Kanten fehlen. Live kommt die Musik dank des charmanten und sympathischen 60-jährigen Jugendlichen zwar durchaus unterhaltsam rüber, aber letztlich fehlt es an wirklich markanten Erhebungen.
Mit „The Scope“ präsentiert Katché sein elektronisches Power-Quartett mit Jerome Regard am Bass, Jim Grandcamp an der Gitarre sowie Elvin Galland (Keyboards und Harmoniegesang). Sie spielen an diesem Abend ihr komplettes aktuelles Album, das 70er-Jahre-Fusion mit Hip-Hop und Elektonischer Musik in die Jetztzeit katapultiert. Das alles klingt dank der begnadeten Musiker wie aus einem Guss. „Goodbye For Now“ stellt nur deshalb ein Highlight dar, weil Katché diesem genialen Grandcamp ein wenig Freiraum lässt und dieser auf seiner Gitarre ziemlich lässig davonfliegt.
Toller Gitarrist: Patrick Manouguian
„Overlooking“ beginnt mit einem sehr schönen Solo am Rhodes-Piano. Auch hier glänzt Manouguian mit einer Klarheit an den Saiten, die wir von Wes Montgomery kennen. Der Gesang kommt hier indes aus dem Off. Leider, so entschuldigt sich Katché später, sei es technisch nicht möglich gewesen, die Sänger per Video an die Leinwand zu projizieren.
Fantastischer Drummer
Selbstredend hören wir ein feinsinniges Drumsolo von Manu Katché. Ich mag Schlagzeugsolos nicht (mehr), aber diesem Mann könnte ich wirklich stundenlang zuhören und zuschauen. Denn Katché gehört zu den wenigen Schlagwerkern, die auch wirkliche Geschichten mit den Trommeln und Becken und Gongs und Schellen erzählen. „Der Zweck von Rhythmus ist der Ausdruck. Wenn ich die Drums spiele, wenn ich Rhythmen höre, wenn ich komponiere und einen Rhythmus im Sinn habe, dann höre ich Melodien. Für mich ist das etwas sehr Farbenfrohes“, hat mir Katché mal im Interview erklärt. Er spielt in einer Art „drumming Percussion“. Das heißt? „Es gibt einen Ton, der mich inspiriert, die Art wie ein Becken aufspritzt, inspiriert mich. Natürlich schaffe ich Rhythmen, aber dabei versuche ich immer, eine Melodie aufzubauen.“
Weitere starke Momente sind das wuchtige „Please Do“, das etwas mehr in Richtung Progrock geht und die Zugabe „Let Love Rule“, was von der scharfen Rhythmik und dem Groove auch von Jan Hammer sein könnte. Trotz einiger Schwächen dennoch ein tolles Erlebnis. Manu Katché rules!