Kiefer Sutherland „Reckless & Me“ – ein paar Klischees zu viel

Kiefer Sutherland FOTO: Mumpi Kuenster-monsterpics

Kiefer Sutherland
Reckless & Me
VÖ: 26. April 2019
Label: Bmg Rights Management (Warner)

Die Stimme allein reicht eigentlich schon, um sich das Album „Reckless & Me“ von Kiefer Sutherland zu kaufen. Und dann ist es gemeinerweise auch noch so produziert, dass der sonore Gesang wirklich voll zur Geltung kommt. Ok, besonders originell ist das Countryalbum nicht, und der Hollywoodstar nutzt Klischees wie ein paar abgetragene Jeans. Ist aber egal. Das Album von Jack Bauer macht Spaß, und es bringt einen sogar so manches Mal (unfreiwillig) zum Lachen.

Von Dylan Cem Akalin

Die Straße ist das Ziel. Kiefer Sutherland präsentiert sich auf seinem Album als einsamen Cowboy, der rast- und rücksichtslos auf der Highway unterwegs ist. Das Album trieft von Country-Stereotypen, nicht nur musikalisch. Vom Road-Trip über die Liebeskummer-Ballade bis zum Outlaw-Bekenntnis („Shot A Man In Loredo…“), dann geht es um Rodeos, um Whisky, um Schägereien, um Liebe und ganz viel Seelenschutt. So manches ist tatsächlich unfreiwillig witzig, weil es wirklich so klischeebehaftet ist („You could wear anything baby, even guns and a rose”), dass man gar nicht anders kann. So richtig ernst nehmen kann man das nicht, aber es macht dennoch Spaß, weil man sich eben Jack Bauer auf der Bühne vorstellt.

Der Promibonus hilf

Keine Ahnung, wie das im Land der Highways und des Bullenreitens ankommt. Vielleicht bekommt er dort auch einen Promibonus, aber dieses Album von einem No-Name würde sicherlich aufgrund der Simplizität kaum den Weg in die Country&Western-Radios schaffen. In good old Germany wird Kiefer mit seinem Hollywood-Country sicher gut ankommen. Vielleicht ist es für den einen oder anderen auch ein guter Einstieg, sich ernsthaft mit diesem Genre zu beschäftigen.

Das 10-Song-Album wurde wieder produziert von Kiefers musikalischem Mitstreiter Jude Cole. Mehr erfährt man leider nicht. Das ist schade (und auch respektlos), dass nirgendwo Credits auftauchen. So erfährt man weder, wer etwa das schöne Gitarrensolo auf „Run To Him“ spielt noch wer die Backingvocals macht.

Authentische Stimmung auf „Saskatchewan“

Doch, es gibt auch gute Songs: „Saskatchewan“ zum Beispiel hat seine Stärken, weil Sutherland hier eine authentische Stimmung rüberbringt, und „Song For A Daughter“ hat immerhin was von Jim Croce.

Sutherland ist ja nicht der erste Schauspieler, der sich auch in der Musik versucht. Und, bei aller Kritik, er kann’s ja auch. „Ich habe mich gefragt, was ich an der Schauspielerei und der Musik liebe und was sie gemeinsam haben? Und das ist das Storytelling – bei Musik allerdings auf sehr unterschiedliche Art!”, sagt er. Ja, das mit dem Storytelling muss er noch etwas intensivieren. Etwas mehr Persönlichkeit würde sicher helfen.

Kiefer Sutherland FOTO: Mumpi Kuenster-monsterpics

Die letzten drei Jahre tourte Kiefer weltweit und erwarb sich einen Ruf als leidenschaftliche Rampensau.  Diese innere Verbindung zum Publikum herzustellen, törne ihn jeden Abend aufs Neue an, sagt er: “Dass ich mich so in die Bühnenarbeit verlieben würde, hätte ich selbst gar nicht gedacht. Aber die Art, wie man sehr persönliche, intime Stories mit dem Publikum teilen kann, das ist unbezahlbar, die Belohnung überhaupt!”. Ok, Kiefer, beim nächsten Album bitte ein paar echte Gefühle!

Kiefer Sutherland – Live mit Band 2019:

03.10.2019 in Hamburg – Gruenspan
04.10.2019 in Berlin – Heimathafen Neukölln
08.10.2019 in München – Technikum
09.10.2019 in Köln – Kantine