Jin Jim geben mit „Weiße Schatten“ ein spannendes Debüt bei Act: CD-Release-Konzerte ab Freitag

Jin JI 2018 FOTO: Joanna Broda

Jin Jim „Weiße Schatten“
Label: ACT 9677-2
VÖ: 29.06.2018

Die Bonn-Kölner Formation Jin Jim gibt mit ihrem neuen Album „Weiße Schatten“ ihr Debüt beim renommierten Jazzlabel Act. Das Album erscheint am 29. Juni 2018. Die nächsten CD-Release-Konzerte sind am Freitag, 08.06.2018 in Köln, Altes Pfandhaus, und am Samstag, 09.06.2018, in Mönchengladbach, Friedenskirche.

Von Dylan Akalin

Wild startet Jin Jim in ihr Album „Weiße Schatten“. Mit dem entschlossenen, etwas abstrakten Eingangsthema folgen sie der Philosophie von King Crimson. Es ist, als würden die Instrumente ein nahendes Unglück ankündigen und die Querflöte gedankenverloren tanzen. Eine Mischung aus Rockattitüde und zeitgenössischer Klassik in heftigem Tempo. Der Zuhörer wartet gespannt auf die Auflösung, die wie bei einem Hitchcock-Krimi immer weiter verzögert wird. Und wenn die Rockgitarre gegen Ende wieder das Ruder vom Anfang aufnimmt, dann weiß man: Das geht nicht gut aus. Ein geheimnisvoller Schluss wie bei einem guten alten Raymond Chandler-Roman.

Wunderbar die Adaption des alten Focus-Klassikers „House of the King“. Der Bass deutet das Thema schon an, und man denkt sich, das kommt dir doch bekannt vor? Indes nimmt sich Jin Jim das Thema als Dreh- und Angelpunkt für ihre eigenen Eskapaden, und die laufen nicht ganz so stringent wie damals 1970 bei Jan Akkermans Band. Und doch ist das Stück wie dem Quartett auf den Leib geschneidert. Wunderbar, die sanften Bass-Einlagen!

Spannung zwischen den Instrumenten

Die Band lebt nach wie vor von den Spannungen zwischen den Instrumenten: Daniel Manrique-Smith (C, alto & bass flutes) hat einen wunderbar klaren Ansatz, lässt seine Flöte auch mal wie eine übersteuerte Gitarre („Intro Duende“) oder eine Panflöte klingen, Johann May (E-Guitar) rockt, jazzt, kann aber auch locker, fast folkloristisch unisono mit der Flöte über die Saiten jagen („Duende“). Ben Tai Trawinski  (Bass) ist der sanfte Riese unter den Jungs. Was für ein Sound! Was für ein Einfühlungsvermögen! Und Nico Stallmann (Drums) ist ein ebenso vielseitiger wie kunstfertiger Schlagzeuger.

„Duende“ ist überhaupt ein Stück, auf dem die Band ihre ganze Bandbreite ausspielt. Da sind straighte Jazz-Momente, indische Rhythmen (inklusive Scat-Gesang a la Shakti), starke Melodien, virtuose Auftritte. Und „Exploration“ beweist, dass sich die Band auch zurücknehmen kann. Eine wunderbare Ballade, die deshalb nicht langweilig wird, weil sich unter der sanften Melodie dann immer noch so einiges tut, da wirbeln Arpeggien, der Bass übernimmt entrückt das Zepter, die Querflöte rasselt und säuselt.

Volles Risiko

Die Band ist vor allem schon deshalb so spannend, weil sie auf Risiko geht. Da ist nichts Anbiederndes, da ist viel Lust auf Experimente und ein tiefsitzender Hang, die Ausdrucksmöglichkeiten eines Quartetts auszuloten. Dabei geht es den vier Musikern aber stets um absolut akkurates Spiel. Faszinierend.

So ein Stück wie „Day of September“ mit den orientalischen und karibischen Moods, den melodischen Harmonien, dem Wechselspiel zwischen dem klaren  und manifesten Querflötenspiel und den rockigen Riffs und dem ganz leicht Bluesangehauchten Gitarrensolo bietet vielfältige Interpretationsmöglichkeiten. „Dreaming“ spielt mit geheimnisvoll wirkenden Sounds und Anklängen an Kinderliedstrukturen.

Zauberer des Crossover

„Mankafiza“ ist Fusion pur. Das Temperament wechselt immer wieder von rockiger Haltung über Smooth-Jazz, kammermusikalischer Finesse und progressiven Harmonien. „Surface“ schließt das Album mit verträumten Klängen. Der Beginn könnte auch von einer Progressive-Band sein: entfernte Arpeggien von der Gitarre über die sich die Querflöte ausbreitet, leises Beckenspiel. Mays jazzig-klassisches Gitarrenspiel löst die Stimmung auf und führt die Band temposteigernd in andere Dimensionen. Immer wilder wirbeln die Gitarrenfiguren bis die Querflöte wieder das Tempo übernimmt. Keine Frage: Jin Jim sind Zauberer des Crossover.

Weitere Termine:

23.08.2018: Hürth
15.09.2018: Gedelitz, Gasthaus Wiese
16.09.2018: Bad Bevensen, Vakuum
29.09.2018: Hürth, Hürther Jazznacht
12.10.2018: Altenburg, Jazzclub
09.11.2018: Fürstenwald, Fürstenwalder Jazztage
22.11.2018: Duisburg, Mercatorhalle
23.11.2018: Dresden, Jazztage, Jazzclub Tonne