Die vergangenen sieben Jahre galten Sie praktisch als verschollen – zumindest in Europa. Wo haben Sie gesteckt?
Lang: Meine alte Plattenfirma hat mich in der Tat in den vergangenen Jahren in Europa nicht besonders gut vertreten. Das war ziemlich enttäuschend für mich.
Sie haben in dieser Zeit gerademal ein Live-Album herausgebracht. Warum?
Lang: Das stimmt. Der Grund ist: (lacht) Wir bekamen in den vergangenen sechs Jahren vier Kinder! Wenn man viel unterwegs ist und tourt, dann nach Hause kommt, ist es ziemlich hart, sich bei vier Kindern aufs Komponieren zu konzentrieren. Aber ich wollte das so: Die wenige Zeit, die mir zu Hause bleibt, möchte ich auch mit meinen Kindern verbringen.
Das ist verständlich: 8Wie alt sind sie denn?
Lang: Da sind die fast sechsjährigen Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen, ein zweijähriges und ein jetzt vier Monate altes Mädchen.
Sie sind 32 und schon seit zwölf Jahren verheiratet. Sind Sie ein Familientyp?
Lang: Absolut! Ich möchte schon ein guter Vater und Ehemann sein.
Wie bringt man das mit Rock’n‘ Roll zusammen?
Lang: Hm, ich sehe Musik nicht als Möglichkeit, mich als Mann auszutoben. Ich will Musik machen, die Menschen begleitet oder vielleicht sogar in bestimmten Lebenssituationen hilft.
Hat Ihnen Musik als Teenager geholfen?
Lang: Ja. Und das tut es immer noch.
Bekommt man als Teenager den Blues, wenn man an einem Ort wie Fargo, North-Dakota, aufwächst?
Lang: (lacht) Nein. Eigentlich nicht. Es ist schon merkwürdig, wenn du die Texte dieser alten Bluessongs singst und eigentlich nicht die Legitimation dafür hast, weil du nicht diesen ganzen Mist durchgemacht hast, den diese Leute durchlebt haben. Es ist schon auf eine gewisse Art lächerlich.
Wie kamen Sie dann zum Blues?
Lang: Nun, ich wusste immer schon, dass ich Sänger werden wollte. Meine Eltern standen damals immer total auf Motown und so kam ich zwangsläufig auf Michael Jackson und Stevie Wonder. Als ich zwölf Jahre alt war, nahm mein Vater mich mit auf mein erstes Konzert. Es war eine Blues-Band. Das war das erste Mal, dass ich einen Bluesgitarristen hörte, und ich dachte mir: Wahnsinn, das musst du lernen.
Sie fingen mit zwölf an, Gitarre zu spielen, und gehörten mit 16 schon zur Spitze der Szene? Wie kann man sich so schnell zu einem Virtuosen entwickeln?
Lang: Ich nahm Unterricht bei Ted, dem Gitarristen dieser Blues-Band. Und nach einigen Stunden hörte er mich mal singen. Es gefiel ihm so gut, dass er mich mit zur nächsten Bandprobe mitnahm, und so wurde ich Leadsänger und Rhythmusgitarrist bei der Truppe. Und mit der Zeit wurde ich ein wenig besser an der Gitarre.
… ein wenig?
Lang: Na ja, mir half es natürlich enorm, dass ich gleich von Anfang an in solch einer tolle Band mitspielen konnte. Es macht einfach einen Unterschied, ob du in deinem Zimmer hockst und nur für dich übst oder sofort eingebunden bist. Du entwickelst deine Fähigkeiten einfach viel schneller.
Das heißt, Sie saßen nicht zu Hause und übten fünf, sechs Stunden lang?
Lang: Oh doch, natürlich. Du musstest natürlich hart üben, um mit der Band Stand zu halten.
Woher kommt diese Leidenschaft in Ihrer Stimme?
Lang: Ich weiß nicht. Wenn ich singe, wenn ich Musik mache, dann geht in mir irgendein Schalter an. Da ist etwas in mir, das die Musik aus mir herausbringt, wie von selbst. Für mich ist das wie ein natürlicher Prozess, über den ich nicht einmal nachdenken muss.
Sind Sie ein anderer Mensch, wenn Sie auf der Bühne sind?
Lang: Irgendwie schon. Auf der Bühne fühle ich mich entspannt, es ist wie ein friedlicher Zustand, in dem es keine Sorgen gibt. Die Bühne ist für mich ein vertrauter Ort, wo ich meine Energie spüre.
Ich glaube, dass Sie von Ihrer Persönlichkeit her eher ein schüchterner Typ sind…
Lang: Ja, das stimmt, sogar sehr schüchtern.
Auf der Bühne ist davon aber rein gar nichts mehr zu spüren. Als würde sich da eine Tür für Sie öffnen.
Lang: Richtig. Die Bühne ist der Ort, an dem ich gerne bin, im sonstigen sozialen Leben, kämpfe ich eher damit, ich selbst zu sein.
Was denkt Ihre Frau darüber, wie Sie sich auf der Bühne verändern?
Lang: Sie sagt immer: Ich kann es einfach nicht fassen, was für Grimassen du auf der Bühne schneidest, wenn du spielst. (lacht)
Sie waren 16 Jahre alt, als Sie mit Ihrem Album „Lie To Me“ so unglaublich viel Erfolg hatten und standen in der Folge mit praktisch allen Bluesgrößen auf der Bühne. Wie geht solch ein junger Kerl mit dem Ruhm um?
Lang: Ich habe eigentlich immer vermieden, mir deshalb Druck zu machen. Ich habe mich auch nie wie ein Star gefühlt. Weil es mir nie drum ging, berühmt zu werden. Ich dachte immer nur: Cool, dass du mit all diesen tollen Typen Musik machen kannst. Für mich sind diese Leute eigentlich mehr wie eine Familie.
Ihr neues Album „Fight for My Soul“, das in diesen Tagen erschienen ist, ist ganz schön funkig, sehr stark vom Motown-Sound beeinflusst, aber vor allem, finde ich, scheinen Sie sich von alten Rockheroen aus den 70er und 80er Jahren wie Gino Vanelli oder Lee Rintenour inspiriert haben zu lassen.
Lang: Also, es ist wirklich komisch, dass es so gekommen ist. Denn ursprünglich hatte ich gar nicht im Sinn, ein Album mit diesen 70er-Jahre-Funk-Sound zu machen. Aber als ich der Band und Tommy Sims, der das Album mitproduziert hat, das Stück „We Are The Same“ vorspielte, da hatte er die Idee, diese Motown-Streicher einzubauen.
Gibt es einen Song auf dem Album, den Sie für Ihre Frau geschrieben haben?
Lang: Ja, die Ballade „All Of A Sudden“.