Neue CDs von Bush, Pulp, Pink Floyd und den Dixie Dreggs,

BUSH: “Golden State“ (eastwest)

BushDas Quartett um Gavin Rossdale, das sich 1992 inmitten des Grungebooms in London gründete, trotzt allen Trends. Das neue Bush-Album ist natürlich wieder geprägt von der ausdruckstarken Stimme Gavins und Nigel Pulsford treibender Gitarre. Der Opener „Solutions“ oder die Ballade „Inflatable“ haben diese Bush-typische Stimmung zwischen Verzweiflung und Wut. Noch immer verstehen es Bush wie kaum eine andere Rockband, eigenständige, vorwärts treibende Songs wie ­„The People That We Love“ zu schreiben, ohne sich selbst oder andere zu kopieren. Elektronische Spielereien wie noch auf dem letzten Album „­The Science of Things“ (1999) haben sie aufgegeben und sich wieder ihrer Wurzeln besinnt. Rock pur.

www.bush-music.com

 

PULP: “­We Love Life“ (Mercury)

PulpDas neue Album ­We Love Life“ der britischen Band Pulp ist nicht ganz so düster wie sein Vorgänger aus dem Jahr 1998, doch auch dieses Werk ist keine leichte Kost. Zum Beispiel Weed II“. Da verzichtet die Britpop-Band völlig auf gewohnte Gitarrenriffs und beschränkt sich auf psychedelische Elektronikklänge und die eindringliche Stimme von Cocker. ­We Love Life“ dagegen – der Titel sagt es schon – sprudelt nur so vor musikalischer Lebensfreude. Pulp, 1978 gegründet, ist mit ihrem siebten Album ein kleines Meisterwerk geglückt.

 

PINK FLOYD:   ­Echoes – The Best of Pink Floyd“ (EMI)

Pink Floyd EchoesSie könnte eigentlich auch Classics heißen. Was die vier Mitglieder von Pink Floyd geschaffen haben ist Musikgeschichte. Leider sind sie hoffnungslos zerstritten, womit eine Reunion ­ „spekulativ und illusorisch“ bleibt, schreibt die Plattenfirma EMI zur Veröffentlichung des ­Best of…“ Albums der Avandgardisten des psychedelischen Rocks. Roger Waters und David Gilmour sind zwar noch als Solisten aktiv, doch musikalisch waren sie eine unschlagbare Einheit. Die vorliegende Doppel-CD hat Produzent James Guthrie zusammengestellt. Darauf findet sich Legendäres von ­Astronomy Domine“ bis zu den auch ohne Waters noch überzeugenden Songs des Rest-Trios Gilmore, Rick Wright und Nick Mason vom letzten Studioalbum ­The Division Bell“. Die Qualität der Zusammenstellung ist allein an der Wahl des Titeltracks – dem 16-minütigen ­Echoes“ – zu erkennen; mithin an der Zeit, die der Musik gegeben wird. ­Shine On You Crazy Diamond“ strahlt in allen sieben Teilen eine Viertelstunde lang. Trotzdem lässt sich über die Auswahl sicherlich streiten. Jeder Pink Floyd-Fan wird seine eigenen Schwerpunkte gelegt haben.

 

DIXIE DREGGS/LIVE CALIFORNIA SCREAMIN´ (EFA)

Sie hatten nie den Erfolg, den viele andere Bands haben, für die sie Vorbild sind. Doch die Dixie Dregs werden von ihren Anhängern geradezu angebetet, den eher spärlich erscheinenden CDs fiebert die Fangemeinde entgegen, als ob drauf die ultimative Heilslehre verkündet wird. Jetzt bringen sie endlich wieder ein neues Album raus – und das mit Dixie Dreggsdiesem Titel. Bescheiden nennen sie es „California Screamin´“. Dabei wird wohl an allen möglichen Ecken der Welt jemand mit einem kleinen Glücksschrei zu den CD greifen, die mal wieder einen Glanzpunkt im Lebenslauf der Truppe von Steve Morse setzt. Morse, der seit einigen Jahren für Deep Purple die Gitarre spielt, ist Vorbild vieler junger Gitarrenheroen, und er hat fast alle Gründungsmitglieder wieder zusammenbekommen, um einige Konzerte in Kalifornien zu geben, vor allem im Rock-Tempel „Roxy“ in Los Angeles. Wer die Dixie Dregs nicht kennt, wird so manche Überraschung erleben, wenn dort Klassik, Rock, Country und Jazz miteinander vermischt wird. Sie kennen eben keine Scheuklappen, und das alles wird in der gewohnten Virtuosität der Dixie Dregs: Neben Morse die beiden Violinisten Allan Sloan und Jerry Goodman, die beiden Bassisten (!) Andy West und Dave LaRue Rod Morgenstein (drums) und T. Lavitz (Keyboards) sowie Dweezil Zappa als Gast auf „Peaches En Ragalia“. Musikalisch gelten die Dregs als Vorreiter/Vorbilder für Generationen von Bands, wie zum Beispiel Phish oder Dream Theatre. Der Gitarrist von Dream Theatre, John Petrucci, hat sogar aus Verehrung seinen Sponsor Ibanez verlassen, um zum Gitarrenhersteller Musicman zu gehen, bei dem Morse unter Vertrag steht. Es wäre nur zu wünschen, wenn die Dixie Dregs sich aus Kalifornien herauswagten und nach Europa kämen. Ihr 1979 auf dem Jazzfestival in Montreux hat jedenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die vorliegende Aufnahme zeigt, welch Ideenreichtum in der Band steckt. Was das an Melodienlinien gezaubert wird, ist beeindruckend. Die meisten Stücke hat Steve Morse geschrieben, der sich neben seinem Deep Purple-Job, hier richtig austoben kann und seine wahre Klasse zeigen kann. An der Gitarre gibt es nichts, was er nicht draufhätte – von Country Finger-Pickings, schwindelerregend schnellen Rockläufen, bis zum Swing-Jazz – ein fantastisches Comeback der Dregs.

(Cem Akalin)