Eine musikalische Andacht von geradezu hypnotischer, lange nachwirkender Sensibilität war der Auftritt Michael Wollnys beim Jazzfest. Er dürfte kaum einen der etwa 120 Zuhörer im Leoninum am Sonntag unberührt gelassen haben. Wollny, Jahrgang 1978, ist ja bekannt dafür, dass er auf dem Flügel gerne Neuland betritt, und mit seiner Interpretation der Kindertotenlieder von Gustav Mahler hat er eine neue Höhe der Meisterschaft erreicht. Gemeinsam mit dem Klarinettisten Ib Hausmann und Guy Sternberg, für elektronische Mischung und synthetische Klänge zuständig, schuf er zu dem fünfteiligen Liederzyklus eine Klangcollage von atmosphärischer Intensität.
Mit stockend, retardierenden Läufen – als suchte er noch nach einer Sprache – beginnend, spielte Wollny im Verlauf des einstündigen Konzerts seine ganze technische Brillanz aus. Mehr als nur unterstützend: die Klarinette Hausmanns mit erstaunlich vielseitigem Klangbild, Sternbergs sphärisch-metallische Sounds und Fetzen des verfremdeten Baritons der Mahler-Lieder, die er beimischte. Einen virtuosen Dialog gab es danach vom Duo David Friedman (Vibrafon) und Peter Weniger (Saxofon) zu hören.