Mehr als 40 Jahre unterwegs: So lange dauert die Karriere dieser sechs „alten Jungen“, die auf die vertraute Bühne der Harmonie Bonn wieder auftreten. Historisch ist die Oysterband in vieler Hinsicht: 1978 würde die damals „The Oyster Ceilidh Band“ in Canterbury gegründet; die Grundmitgliedern John Jones (Gesang und Akkordeon), Alan Prosser (Gitarre), und Ian Telfer (Geige und Keyboard), die die erste Reihe auf der Bühne bilden, leiten heute noch meisterhaft die Auftritte ihrer Band. Mit Dil Davies (Schlagzeug), Al Scott (Bass, Mandolin) und Adrian Oxaal (Cello und Gitarre) bringt die Band britische Folks-Klänge, Humor und Pop Musik mit.
Von Tania Rusca
Wie (mit sehr britischem Humor) Ian Telfer selbst erklärt, man fragt sich immer wieder: Wie kann es sein, eine so lange Geschichte mit solcher Musik zu haben?? »It´s very simple: We found someone with a good job… And we married her!« Na ja, so einfach ist es aber nicht.
Oysterband war seit den 80er Jahren ständig auf Tour (insgesamt in 35 verschiedenen Ländern). Das stellte, auf einer Seite, den Zusammenhalt der Band auf eine harte Probe (die Hälfe der ehemaligen Mitglieder gaben auf), andererseits sicherte es ihren hartnäckigen Erfolg, der bis heute andauert.
Britische Pop-Musik mit Folk-Elementen
Der Grund dieses Erfolgs liegt also nicht in den Ehefrauen der Musiker. Die Musik der Oysterband ist nicht kompliziert, obwohl die Spieler die teilweise außergewöhnlichen Instrumente beherrschen. Was sie anbieten, ist eine Mischung aus britischer Pop-Musik mit Folk-Elementen. Nicht zu vergessen: Wenn es heute vielleicht nicht ungewöhnlich ist, Geige und Akkordeon in die Rockmusik zu mischen, so war es das aber Ende der 70er Jahre. Damals experimentierte die Oysterband »with radical arrangements of traditional songs and with home recording«. Das Ergebnis ist eine Art „Folk-Popmusik“, die für spaßige wie romantische Momente sorgt.
Die Harmonie ist rappenvoll. Das treue Publikum kennt jeden Song, singt und tanzt begeistert mit. Man spürt die Atmosphäre eins langerwarteten, erfreulichen Wiedersehens.
Man reist durch die Geschichte der Band, und so kann es passieren, dass alte Lieder plötzlich eine völlig neue Bedeutung bekommen: Das gilt etwa bei „All This Way for This“, aus dem nun »our song about Brexit« geworden ist, und man konnte sich damit sparen, »to write a new one!«
Zwischen Humor, Romantik und Spaß (der Sänger steigt aus der Bühne in das Publikum, um zusammen zu singen), bewegt (wörtlich!) die Oyterband mehr als zwei Stunden die Zuschauer, die sie immer wieder zurück auf die Bühne rufen. Und wenn die Show mit „Put out the lights” wirklich endet, weiß schon jeder, dass es ein Wiedersehen geben wird. Trotz Brexits!