Der zweite Abend des Crossroads-Festivals setzt auf Gegensätze. Drawing Circles liefern eine kleine Sensation, Xixa den Soundtrack zum Hüftschwung
Von Freda Ressel
Abende, an denen die beiden auftretenden Acts auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammenpassen, gab es schon immer beim Crossroads-Festival und machen auch den speziellen Reiz dieser Konzertreihe aus, denn das Publikum erhält die Chance, hier einen neuen Act jenseits der Hörgewohnheiten kennen- und vielleicht liebenzulernen. An diesem Abend ist der Kontrast allerdings aus der Not geboren – Ex-Kyuss-Kopf John Garcia sagte seinen geplanten Auftritt ab und ließ die Cumbia-Rocker von Xixa ohne stimmigen Gegenpart zurück. Der freie Slot wurde mit einer kleinen Sensation besetzt: Drawing Circles sind in der Geschichte des Festivals die ersten Bonner, die auf der Harmonie-Bühne stehen.
Die Band setzt auf reduzierte, flächige Sounds, die Sänger Vincent Alex mit seiner ausdrucksstarken, brüchigen Reibeisen-Stimme füllt. Nach dem Weggang ihres Percussionisten beschloss das Trio, dieses „Hindernis“ zu umarmen und einen Sound damit auszuarbeiten, anstatt Ersatz zu suchen – ein risikoreicher Vorsatz, den sie aber gekonnt umsetzten.
Gitarrist Sebastian Lesch und Aaron Skiba, der zwischen Gitarre und Bass wechselt, schaffen wunderschön verträumte Klangteppiche, auf denen Alex textlich mit vollem Körpereinsatz sein Innerstes nach außen kehrt. Die Ehrlichkeit dieser oft schwermütigen Emotionen kommt beim Publikum an: Viele schließen während der Songs träumerisch die Augen, und jedes Stück wird begeistert bejubelt.
Einige Songs, wie das fantastische „Reckless“, werden in Anlehnung an die Akustikduo-Vorgeschichte der Band rein mit Akustikgitarren begleitet, ein Sound, in dem die Band sich sichtlich zuhause fühlt, doch auch die mit atmosphärischen E-Gitarren begleiteten, filigraneren Stücke können überzeugen. Heraus ragt dabei vor allem „Traveller“, bei dem Lesch mit seiner sanften Stimme einen gekonnten Konterpart zu Alex’ rauem Gesang setzt.
Das Heimspiel nutzt die Band, um zwei befreundete Musiker an Percussions und Gitarre beziehungsweise Bass für ein paar Stücke mit an Bord zu holen. Die dabei entstehende andere, aber nicht unbedingt „voller“ wirkende Dynamik zeigt, dass das Konzept der drei Musiker wirklich aufgegangen ist – der Sound der Band ist in der Grundform so stimmig, dass er nicht erst mit dem Einsatz von Schlagwerk „komplett“ klingt. Das Publikum ist spürbar begeistert.
Der Kontrast von den eher schwermütigen Songs von Drawing Circles zu Xixa ist indes enorm, allein schon von der reinen Personenanzahl: die Band aus Tucson, Arizona bringt es auf ganze sechs Musiker. Die beiden Köpfe Brian Lopez und Gabriel Sullivan sind bekannt aus der aktuellen Inkarnation der ebenfalls aus Tucson stammenden Band Giant Sand und erkunden mit Xixa lateinamerikanische Wurzeln.
Ein Mix aus Americana und Chicha, der peruanischen Form des Cumbia, bildet die Grundlage der extrem tanzbaren Musik, die oft an Calexico oder Tito + Tarantula erinnert. Die Musiker treten, teils mit schwarzem Hut, alle in Schwarz gewandet mit einem roten Tuch in der Linken Armbeuge auf, was an Figuren aus alten Gangsterfilmen erinnert, und sind mit ihren rhythmischen Bewegungen während der Songs perfekt aufeinander abgestimmt.
Schlagzeuger Winston Watson und Percussionist Efren Cruz Chavez geben den extrem tanzbaren Beat vor, während Lopez und Sullivan sich am Hauptgesang abwechseln. Die Performance ist extrem mitreißend und sorgt für ordentlich Bewegung und Hitze vor der Bühne. Kommunikation mit dem Publikum findet indes keine statt, die Musiker lassen ihre Songs für sich sprechen, und das kommt gut an. Als letztes Stück spielen sie eine sehr respektvolle Version des Bowie-Klasiskers „The Man who sold the world“ und hinterlassen eine euphorische Menge.