Zum 50.: Die Jubiläumsausgabe von „Catch Bull at Four“ von Cat Stevens/Yusuf ist hübsch, bringt aber nicht viel Neues

„Catch Bull at Four“ ist das sechste Studioalbum des britischen Singer-Songwriters Cat Stevens, das 1972 veröffentlicht wurde. Dieses Album wird weithin als eines seiner besten Werke angesehen und zeigt sein Talent, ergreifende, introspektive Songs zu schreiben, die Themen von Spiritualität, Liebe und die Suche nach dem Sinn des Lebens aufgreifen. Jetzt erscheint die 50th Anniversary Remaster-Ausgabe.

Von Dylan C. Akalin

Schon 50 Jahre her? Schon das ergreifende Piano-Intro von „Sitting“ versetzt mich in die Teenager-Jahre. Zur Feier des Goldjubiläums wurde „Catch Bull At Four“ von Cat Stevens von den Original-Stereo-Produktionsmastern von Island digital mit 24bit/96kHz neu gemastert, wobei das Artwork komplett aus den Originaldateien neu erstellt wurde. Das Album wird zum ersten Mal seit seiner ursprünglichen Veröffentlichung auf 180g Gatefold Vinyl LP präsentiert und ist auch zum ersten Mal seit seiner Wiederveröffentlichung im Jahr 2000 auf CD erhältlich, in einem CD-Digisleeve mit einem neuen 16-seitigen Booklet mit Fotos und Texten.

Die Präsentation der CD ohne jeglichen Bonus, Outtakes oder Live-Aufnahmen ist indes etwas enttäuschend für Fans. Und das eingeklebte Booklet bietet leider auch keine weiterführenden Texte – bis auf die Lyrics. Das war bei den vorhergehenden CD-Editionen anders. Die Klang-Restaurierung überzeugt mich auch nicht durchgehen. Der Gesang bei „Boy With A Moon & Star On His Head“ hätte für meinen Geschmack etwas mehr Volumen vertragen.

Produziert vom ehemaligen Yardbird Paul Samwell-Smith und dem Gitarristen Alun Davies, der mit Stevens bei seinen vorherigen drei Aufnahmen zusammengearbeitet hat, wurde der Albumtitel von Kuòān Shīyuǎns „Ten Bulls of Zen“ inspiriert, einer Reihe kurzer Gedichte, die einem Protagonisten auf der Suche folgen eines Bullen. Schließlich fängt und zähmt er das Tier und findet durch die Erfahrung Erleuchtung. „Catch Bull At Four“ entstand in einer sehr produktiven Zeit – nach einem Anfall von Tuberkulose und der Suche nach mehr Spiritualität begann seine Musik, sich mehr in ein nachdenkliches Songwriting und einen Folk-Rock-Sound zu verwandeln, eine Abkehr von seinen früheren belanglosen Hits wie „I Love My Dog“ und „Matthew and Son“, die er als Teenager veröffentlichte.

„Sitting“

Das Album beginnt mit dem eindringlich schönen „Sitting“, einer langsamen, nachdenklichen Ballade, die den Ton für den Rest des Albums angibt. Stevens‘ Stimme ist hier am verletzlichsten, wenn er über den Kampf singt, inneren Frieden und Akzeptanz in einer turbulenten Welt zu finden.

„Silent Sunlight“ hat einen schönen Klavierpart und eine typische Stevens-Melodie, der Text schlängelt sich herum, und Stevens murmelt über Kinder und Vögel und Pferde im Sonnenlicht. Die Texte auf diesem Album sind nicht immer überzeugend. In „Sweet Scarlet“ besingt Wein Cat eine geheimnisvolle Dame, die einen Federhut und einen Schal trägt.

Klanglich enthält „Catch Bull At Four“ eine üppigere Instrumentierung als die vorherigen Alben, und das Album zeigt Stevens Sorge um den Zustand der Welt auf Tracks wie „Can’t Keep It In“ und „O’Caritas“. „Can’t Keep It In“ hat Dynamik und Energie, „18th Avenue“ den Ansatz einer Suite.

Eines der auffälligsten Merkmale von „Catch Bull at Four“ ist die Art und Weise, wie es verschiedene musikalische Genres und Einflüsse vermischt. Stevens schöpft aus Folk-, Rock- und Pop-Einflüssen, um einen einzigartigen Sound zu kreieren, der sowohl zeitlos als auch zutiefst persönlich ist. Besonders ist da „O Caritas“ hervorzuheben. Der Song ist hervorragend. Die exotische Melodie, die spanische Gitarre, die Bouzouki und die lateinamerikanischen Texte sind absolut fesselnd, und Cats typischer inbrünstiger Gesangsansatz wird mit großer Wirkung eingesetzt. Der größte Teil des Songs ist auf Latein gehalten.

Zehn Gedichte des Zen

Tatsächlich basiert „Catch Bull at Four“ auf den zehn Gedichten („Zehn Stiere“), die in den buddhistischen Traditionen des Zen verwendet werden und für die Stufen der religiösen Ausbildung stehen – Ziel ist das Erreichen der der zehnten Bullenphase des Zen. „Sitting“ steht für das Erwachen und die Suche („And keep on wondering if I sleep too long/Will I even wake up again, or something/Oh I’m on my way I know I am“), „The Boy With a Moon and Star on His Head“ für die Entdeckung von Spuren, und so fort… bis zu „Ruins“, das für die letzte Phase „Er betritt die Stadt mit seinen Händen, die mit Segen bedeckt sind“ steht. Und so lauten auch die Liedzeile: „Old man with his head down, can’t see nothing more around, no…“

Ein schönes Album, das Cat Stevens‘ einzigartige Talente als nachdenklicher Songwriter, Musiker und Performer zeigt. Es ist bis heute ein beliebter Klassiker und ein Muss für jeden, der nachdenkliche, emotional nachhallende Musik schätzt.