Ziemlich jeck, sehr modern und hypnotisch: das neue Album von Jerry Paper

Jerry Paper FOTO: Monika Mogi

„Versuche, dich bedauerlicherweise zum Lachen und Weinen zu bringen“, beschreibt Lucas Nathan, aka Jerry Paper, seine Musik. Tatsächlich liegt sein musikalischer Horizont zwischen Acid Jazz und Synth-Pop in Anlehnung an Steely Dan, Prefab Sprout und Connan Mockasin (Connan Tant Hosford), den neuseeländischen Psychedelic-Rock-Sänger, also irgendwie ziemlich jeck, sehr modern und hypnotisch. Keine Musik von der Stange! „Like A Baby“, Jerry Papers erstes Album für Stones Throw, erscheint am 12. Oktober 2018.

Von Dylan Cem Akalin

„Grey Area“  ist ein Stück, das klingt, als sei es von den Beatles unter Einbeziehung des klassischen Souls und einer Referenz an Dean Martin mit synthetischen Pop-Elementen geschrieben worden. Klingt verrückt? Ist aber auf verschrobene Weise genial. Es ist „ein Lied über das unaufhörliche Gefühl, dazwischen zu sein. Ich warte auf Stabilität, warte auf den Moment, und alles, was ich jemals wirklich fühle, ist, dass ich in ständigen Übergängen lebe. Der Song erforscht das Unbehagen des Lebens als Prozess“, erklärt der Künstler selbst. „Like A Baby“, Jerry Papers erstes Album für Stones Throw, erscheint am 12. Oktober 2018. Auf dem Album wurde Nathan von mehreren Mitstreitern unterstützt, darunter Matty Tavares von BadBadNotGood als Co-Produzent, Weyes Blood, Alex Brettin vom Mild High Club und Sängerin Charlotte Day Wilson.

Faible fürs Merkwürdige

Der Mann aus LA hat einen Faible fürs Merkwürdige, läuft auch mal gerne in hässlich gelben Jersey-Kleidern rum und macht seltsamen, wundervollen Pop, in dem sich der Zuhörer verlieren kann. Unter dem Namen Jerry Paper begann der Multiinstrumentalist vor Jahren, sich und seine Musik als stilistisch offenes und experimentelles Projekt zu entwickeln. Die Philosophie: bedingungslose Mannigfaltigkeit im unablässigen kreativen Prozess. Letztlich verändere er sich ja auch als Mensch andauernd, „und diese Veränderungen bilden letztlich den Kern meiner Musik“, so Nathan.

„Auf der Bühne und in den Aufnahmen verkörpere ich eine übertriebene Version meines Ichs und dränge es an eine Grenze, bei der ich mein Ego überschreite, um das Publikum dazu zu bringen, seine Ideen von sich selbst abzulegen, sein Ego zu verlieren und frei zu sein. Jerry Paper ist meine freieste Person, ein Ego-Opfer, um die Menschen dazu zu bringen, dasselbe zu tun.“ Der Songtext zu „Your Cocoon“ beschreibt letztlich genau diese Befreiung, wenn Nathan singt, „I’m here dressed up like a cartoon / Asking please please burn your cocoon“.

Auf dem neuen Album „Like A Baby“ hat er diesen Prozess auf einen Nenner gebracht. Die Stücke klingen ausgereift, scheinen einen durchgängig nachvollziehbaren Kern zu haben, weil gewisse Soundelemente und der Gesangsstil konsequent durchgehalten werden, die Melodie steht wieder stärker im Vordergrund. Ein einzigartiges Album.