Yngwie Malmsteen ist ganz offensichtlich ein “Maestro” und „Virtuose“, dennoch werden solche Begriffe weder seinem Talent noch seinem Einfluss gerecht. Unzählige Gitarristen haben versucht, sein musikalisches Spektrum zu kopieren, doch keiner ist auch nur ansatzweise dem Spiel nahegekommen, das er in seiner fast 40-jährigen Karriere entwickelt hat. Malmsteen ist ein unangefochtener Pionier, dessen Stil und Kreativität so viele andere inspiriert hat. Erste Aufmerksamkeit erlangte er 1983 in Los Angeles mit der Heavy Metal Band Steeler und ihrem selbstbetitelten Debüt. Im gleichen Jahr folgte „No Parole From Rock ‚N‘ Roll‘ und „Live Sentence“ (1984) gemeinsam mit Alcatrazz. Seitdem verfolgte er eine bemerkenswerte Karriere als Solokünstler und Bandleader und gehört inzwischen zur Elite der Gitarristen weltweit. Technik und Melodien verschmelzen bei dem 65-järhigen auf epische Art und Weise.
Mit seinem neuen Album Blue Lightning zeigt Malmsteen nicht nur, dass er sein Handwerk wie kein anderer beherrscht, sondern erweist jenen aus der Blueswelt die Ehre, die ihn zu seinem künstlerischen Schaffen inspiriert haben. „Ich habe schon immer an alten Songs herumgedoktert, sowohl live als auch im Studio. 1996 entstand dadurch ein ähnliches Album namens „Inspiration“. Mascot kamen schließlich zu mir und schlugen mir vor, ein Bluesalbum aufzunehmen.
Große Affinität für Blues
Ich bin in einem klassisch ausgebildeten Umfeld aufgewachsen, deshalb kennt man mich auch für meinen neoklassischen Stil. Doch nachdem ich zu meinem fünften Geburtstag eine Gitarre geschenkt bekommen hatte, versuchte ich, John Mayall And The Bluesbreakers nachzuahmen. Ich jammte zu ihrem „Bluesbreakers With Eric Clapton“ Album. Die wenigsten Leute wissen, dass ich eine große Affinität für Blues habe. Als Mascot mir schließlich dieses Projekt vorschlug, war ich nicht überrascht. Im Gegenteil, es fühlte sich so natürlich an.“
Malmsteen hat auf „Blue Lightning” sowohl fast schon offensichtliche Elemente miteinander kombiniert, als auch solche, die auf den ersten Blick verwundern. „Bei einigen Songs wusste ich sofort, dass ich sie aufnehmen wollte, z. B. „Purple Haze“ (Jimi Hendrix) und „Smoke On The Water“ (Deep Purple). Diese hatte ich schon als Kind gespielt. Doch bei anderen wie „While My Guitar Gently Weeps“ (The Beatles), war ich unsicher, ob ich es schaffen würde. Also probierte ich viel aus und bin überglücklich, dass ich den Originalen gerecht werden konnte.“ Wer nun erwartet, dass Malmsteen lediglich die Originalversionen gecovert hat, wird eines Besseren belehrt werden. „Ich gehörte noch nie zu den Leuten, die einen Song einfach nur nachspielen. Ich sehe keinen Sinn darin. Wenn Du einen Song genauso hören willst, wie Du ihn in Erinnerung hast, hör Dir das Original an. Ich habe den Stücken meinen eigenen Vibe und meine persönliche Note hinzugefügt. Auf diese Weise konnte ich ganz ich selbst und gleichzeitig respektvoll gegenüber diesen Künstlern sein.“
Gereifte, markante Stimme
Einige Songs waren eine ganz besondere Herausforderung für den Gitarristen, so wie Eric Claptions „Forever Man“. „Ich hatte den Song im Radio gehört und überlegte fieberhaft, ob und wie ich ihn für das Album verwenden könnte. Ich setzte mich hin, probierte verschiedenste Dinge aus und schließlich funktionierte es. Ich habe mich der Situation gestellt, bin an ihr gewachsen und im Nachhinein glücklich, dass ich es gewagt habe.“
Der Track offenbart nicht nur Malmsteens gefeierte Qualitäten als Gitarrist, sondern auch seine gereifte, markante Stimme. „Den Gesang zu ‚Forever Man‘ nahm ich in einem Take auf. Ich arbeitete mich durch den Text, ging ins Studio und sang ihn ein. Ich bin niemand, der einen Take nach dem anderen aufnimmt. Ich finde, man sollte es gleich beim ersten Mal richtig machen, sowohl beim Gesang als auch beim Gitarrenspiel. ‚Blue Lightning‘ ist zum größten Teil so entstanden.“
„‚Demon’s Eye‘ haute mich um“
Zu Malmsteens persönlichen Favoriten zählt „Demon’s Eye“: „Als ich zehn Jahre alt war, bekam ich Deep Purples ‚Fireball‘-Album, das, wie ich finde, stark unterschätzt wird. ‚Demon’s Eye‘ haute mich vom ersten Moment an um. Ich war richtig versessen darauf, es für die neue Platte aufzunehmen. Zum Glück ist es auch genau richtig für meine Stimmlage. Ich hatte eine großartige Zeit, all diese Songs zu machen.“
Yngwie Malmsteen hat Blue Lightning nicht nur selbst produziert, sondern nahm es auch nach einer traditionellen Methode auf: „Früher ging eine Band ins Studio, spielte ein paar Songs ein und ging dann auf Tour. Danach kehrten sie zurück und nahmen weitere Stücke auf. So habe ich es diesmal auch gemacht. Ich war in letzter Zeit so viel auf Tour, dass dies der pragmatischste Weg war, das Album aufzunehmen. Insgesamt nahm es zehn Monate in Anspruch, doch gleichzeitig hielten die Studiosessions zwischen den Tourverpflichtungen alles frisch.“
„Sun’s Up Top’s Down“
Welche der Songs die Fans live zu hören bekommen werden, hat er noch nicht entschieden. „Manchmal funktionieren Dinge im Studio besser als auf der Bühne und umgekehrt. Ich muss sehen, was die Fans am liebsten mögen und auch, wie die Songs sich der Liveumgebung anpassen.
Ich bin sehr glücklich, wie sich alles entwickelt hat. Songs wie „Paint It Black“ (The Rolling Stones) und “Blue Jean Blues” (ZZ Top) liebe ich schon lange, also entschloss ich mich, sie auf meine Art zu performen. Bei anderen wie „While My Guitar Gently Weeps“ ging es eher darum herauszufinden, ob es überhaupt funktionieren würde. Das Album zeigt meine Leidenschaft für den Blues. Ich hatte viel Spaß an den Arbeiten daran und ich bin sicher, dass die Fans es zu schätzen wissen werden. Im Grunde ist es doch so: wenn Du an einem Projekt wie diesem keinen Spaß hast, gibt es keinen Grund, es zu tun, oder?“ Vorab veröffentlicht Yngwie den ersten Track „Sun’s Up Top’s Down“: