Ausgelassene Stimmung in der Harmonie Bonn: Das Trio Wille And The Bandits macht einen Blues-Rock zwischen 70er-Jahre-Retro, Psychedelic und Headbanger-Rock mit fast urban-poetischem Rap zwischen groovigen Refrains und Riffs, dass das keinen stillstehen lässt. Da wird getanzt, gefeiert – oder einfach die Mähne in der ersten Reihe gewirbelt. Wieder mal ein toller Abend mit den Briten, die längst ein größeres Publikum verdient hätten.
Von Mike H. Claan
Was Wille Edwards da auf seiner Akustikgitarre macht, können viele nicht mal auf der E-Gitarre. Der Mann ist ein Vollblutmusiker, und die Leidenschaft ist der Sprit, der ihn antreibt. Immer wieder wechselt er die Gitarre oder holt auch mal die Lap-Slide-Gitarre raus, um fantastisch hymnische Sounds in die Welt zu werfen.
Wille And The Bandits aus Cornwall steigen mit „Victims of the Night“ von ihrem neuen Album „Paths“ mit einem stabilen, aber gewichtigen Blues-Rock-Song ein – mit Textzeilen wie “ “They tell me I’m batshit crazy”, die Sänger und Leadgitarrist Wille Edwards mit einer ausgereiften, rauhen Stimme singt.
Superflippige Riffs
Bassist Matthew Brooks demonstriert seine Beherrschung des sechssaitigen Bass mit superflippigen Riffs, die er auch bei den nächsten beiden Songs (ebenfalls vom Album „Paths“) raushaut: „Make Love“ und „Find my Way“, der eine viel rockigere Melodie aufweist. Schlagzeuger Andrew Naumann haut seine Beats aus seinem Schlagwerk, kräftig, geradezu athletisch.
„Watch You Grow“ bietet dem Publikum ein wenig Erholung. Den Song hat Wille über die Geburt seiner ersten Tochter Niamh geschrieben – ein hübscher Song mit einer fröhlichen, beruhigenden, gleichsam wundersamen Melodie, die wie von leisem Donnern der Becken und an den Herzschlag erinnernde Trommelarbeit begleitet wird.
Die Coverversion „Black Magic Woman“, der von Santana bekannt gemacht wurde aber im Original von Fleetwood Mac stammt, besticht durch die beeindruckende Slidegitarre von Wille sowie ein unglaubliches Bass-Solo.
Ursprüngliche Leidenschaft
Der Song „Keep it on the downlow“ hat tatsächlich einen geradezu urbanen, poetischen Rap zwischen groovigen Refrains und Riffs – und ist dennoch sehr Seventies. Bei „Keep your Head Up“ bearbeitet Wille wieder seine akustische Gitarre mit einer Dynamik, die sprachlos macht. „Four Million Days beginnt mit einem melancholischen Bassintro.
Wille verbindet die ursprüngliche Leidenschaft eines Straßenmusikers mit der gestischen Professionalität eines Rockstars. Nachvollziehbar, dass er als Vorbilder Ben Harper, die Dave Matthews Band und Pearl Jam nennt. Er selbst bezeichnet sich als „urbanen Hippie”, und das passt wirklich herrlich zu dem Gesamtpaket, das die Band bietet. Der Sound der Band hat etwas Natürliches, da liegt eine süßliche, schwere Duftnote von Patschuli drin, etwas Entspanntes trotz der Energie. Die Musik ist Ausdruck von Emotion und Ekstase.
Wille And The Bandits scheren sich nicht um irgendwelche Trends, sondern ziehen ihr Ding selbstbewusst durch, wobei der Blues als musikalische Tradition den Grundstock bildet. Aber wie der Blues sich einem ständigen Wandel unterzieht, so sehr experimentiert die Band mit den Möglichkeiten, die er ihnen bietet. Wieder mal ein klasse Abend.