Was für eine Show am Dienstagabend in der Harmonie in Bonn! Die US-Amerikanerin Stacie Collins tritt auf der Bonner Bühne mit ihrer Band „The AL-Mighty 3“ und erfüllt alle Erwartungen auf einen richtigen Rock´n´Roll Abend.
Von Tania Rusca
Stacie Collins erscheint strahlend, ganz im Schwarz gekleidet, trägt eine auffallende weiße Lederjacke dazu, die sie aber gleich nach dem ersten Stück auszieht (genau so warm ist auch die Atmosphäre im Publikum schon). Stacie, ihr Mann Al Collins am Bass und der Gitarrist Joe Sudbury tragen Cowboyhut und Westernstiefel. Der (sehr junge!) Schwede Ola Göransson am Schlagzeug ist komplett in Jeansstoff gekleidet.
Was für eine Energie!
Diese energische Frau mit den langen schwarzen Haaren, dem dicken schwarzen Halsband, schwarzem Federschal, der Spitzenbluse und den schicken schwarzen Handstulpen voller silberner Armbänder ist eine Art modernes „Gothic-Cowgirl“, die Rock ‚n‘ Roll spielt, eine Mischung aus Country, Roots of Rock, Americana, Boogie und Blues, mit der Energie einer Powerfrau.
Nur ein paar Balladen und rhythmische Blues-Songs brechen die schnelle Reihenfolge der Country-Rock-Lieder ab und zu. Stacie spielt Songs aus ihren fünf Alben (Stacie Collins 2001, Lucky Spot 2007, Sometimes Ya Gotta… 2010, Shinin‘ Live 2013 und Roll the Dice 2015). Sie tanzt pausenlos, sie schreit und tritt kräftig in die Luft mit ihren schicken schwarzen glitzernden Stiefeln. Al Collins am Bass begleitet sie mit einer außergewöhnlichen Zustimmung. Man sieht, dass die zwei sich gut verstehen! Sie singen im Duett und werfen sich gegenseitig vielsagende Blicke zu.
Tanz auf dem Tisch
Stacie singt mit der kraftvollen Stimme einer Country-Sängerin, spielt leidenschaftlich Mundharmonika (die sie erst mit 30 angefangen hat, zu spielen!), stürmt in das Publikum, provoziert auf freundliche Weise die männlichen Zuschauer und klettert auf einen Tisch, wo sie begeisternd weitersingt. Das alles mutet nach einem Abend in einem Saloon in Texas oder Nashville. Jedenfalls kann man sich das so vorstellen!
Und das ist die Kunst der Band, die den nicht ganz vollen Club rockt, als wäre es eine Arena. Die vier Musiker sind passioniert, sie haben Spaß auf der Bühne und ihre Freude ist ansteckend.
Nashville bestimmte ihr Schicksal
Vielleicht auch deshalb, weil die selbst einzigartige Geschichte von Stacie Collins mit Europa speziell verbunden ist. Aus Cleveland, Ohio, zog sie mit ihrem Mann erst 2001 nach Nashville. Die Stadt prägte nicht nur ihre Musik, die sehr Country war, sondern auch ihr Schicksal. Sie arbeitete unter anderem als Stuntdouble, als Model, Schauspielerin, Tanzlehrerin und Kurier, bevor sie Sängerin wurde. In Nashville wurde sie von einem Talent Scout entdeckt: „Ich habe Billy Block viel zu verdanken, denn er nahm mein Demo mit nach Europa und steckte es Promotern zu. Dieser Tatsache schulde ich meine Karriere in Europa”, erzählte sie. „Ich fliege jedes Jahr drei-, viermal über den Atlantik und spiele in Europa für ein sehr unterschiedliches Publikum, von Kindern bis zu 80-Jährigen.”
Und in der Harmonie geht nun ihre Liebensgeschichte mit Europa weiter. Mehr als zwei Stunden Rock ‚n‘ Roll, wo Schlagzeuger Ola Göransson außerdem ein herzhaftes Solo bietet.
Die Band schließt mit den Klassikern „Baby Please don´t go“ und „It´s a long way to the top if you wanna rock´n´roll” von AC/CD ab, es ist aber klar, dass es kein richtiges Ende ist. Das ist für Stacie Collins das fünfte Mal auf der Bonner Bühne gewesen, und es ist zu erwarten (und zu wünschen), dass noch vielen andere kommen werden. Wir zumindest warten schon ungeduldig darauf!