Wenn das erste Stück eines Albums sowas wie die Visitenkarte für das ganze Produkt ist, dann ist es Walter Trout gelungen, mit „Gonna Hurt Like Hell“ genau den richtigen Opener ausgesucht zu haben. Dieser Straight-ahead-Shuffle steckt voller Lebenslust und kommt seinem Gast Kenny Wayne Shepherd mit Tempo und Raum für Gitarrenausflüge genau richtig. An diesem Freitag (1. September 2017) erscheint Walter Trouts neues Werk .
Von Dylan Cem Akalin
War das Vorgänger-Album als eine Verarbeitung seiner schweren Krankheit gedacht, so ist dieses definitiv eine Huldigung an das Leben. Und mit wem feiert man so ein Fest nicht besser, als mit alten Freunden. Deshalb hat der alte Blues-Haudegen auf jedem der 14 Stücke einen ganz besonderen Gast zum Mitspielen eingeladen – ein wahrer Leckerbissen für Bluesfans. Auf der Gästeliste stehen John Mayall, Joe Bonamassa, Randy Bachman, Kenny Wayne Shepherd, Warren Haynes, Sonny Landreth, Charlie Musselwite, Mike Zito, Robben Ford, Eric Gales, Edgar Winter, Joe Louis Walker, John Németh und sein Sohn Jon Trout.
Sonny Landreth steuert elegante Läufe bei, Charlie Musselwhite sein unverkennbar ausdrucksstarkes Mundharmonikaspiel. Mike Zito spielt auf einem der Highlights die Hauptrolle: „She Listens To The Blackbird Sing“ ist ein country-geschliffenes Stück in der Nähe der Allman Brothers – Gitarren, Gesang, Melodie, Arrangement einfach nur top! Mit Robben Ford liefert sich Trout ein entspanntes Shuffle-Duell – mit einer fetten Hammond als Begleiterin!
Unverkennbar ist Warren Haynes auf „The Sky Is Crying“. Die beiden Gitarren harmonieren ebenso gut miteinander, wie die Stimmen der Zwei. Da steckt genügend Dreck, Rauheit und Schweröl, dass der Blues auf direktem Wege den Motor in der Seele anwirft. Mit Eric Gales begibt sich Trout dann auch gleich auf die Interstate, wo die beiden Gitarristen nur dahinsegeln.
Noch so ein Anspieltipp: In „She Steals My Heart Away“ steckt voll funkiger Finesse, Soul und leichten Jazzanklängen, auf dem Edgar Winter ein epidemisches Saxofon spielt.
Herausragend ist auch „Do You Still See Me At All“. Das Santana-mäßige Werk hatte Trout schon in Köln mit seinem Sohn Jon aufgeführt – ein Stück, das das Zeug zum Dauerbrenner auf seinen Konzerten hat. Sparsam und effektiv: „Blues For Jimmy T.“ mit John Mayall.
Das Titelstück mit Joe Bonamassa ist einfach wieder ein Knaller. Man muss es Bonamassa lassen: Er kann’s einfach. Ehrlich gesagt, dachte ich zunächst: Nein, nicht schon wieder was von Bonamassa! Das Stück kann man aber einfach nicht schlechtschreiben. Es steckt voller Kreativität, explosiver Dynamik, Spielfreude, Virtuosität und Ideenreichtum. Es bildet den Schluss dieses einzigartigen Bluesfests. Das Schlusskapitel eines Buches ist wie das letzte Stück auf einem Album: Es macht Lust auf mehr!