Wieder mit alten Freunden zusammenzukommen und zu spielen. Das sei die Idee gewesen, erzählt Walter Trout zu seinem neuen Album „We’re All In This Together“, das am 1. September 2017 erscheinen soll. Klingt locker. Ist es für ihn vermutlich auch. Aber die Liste der Gastmusiker haut einen um: unter anderem Joe Bonamassa, Kenny Wayne Shepherd, John Mayall und Randy Bachman.
Von Mike H. Claan
„Es ist großartig, so viele tolle Musiker zusammen auf einem Abum zu vereinen“, sagt Walter Trout zu seinem 26. Album. Der Mann, der kürzlich auf einer kleinen Tour wieder die Fans begeistert hat, ist sowas wie das Herzstück der modernen Bluesrockszene. Er wird von der alten Garde respektiert, von den Youngstern verehrt und von seinen Fans, denen er nach jedem Konzert die Hände schüttelt, geliebt. „Es war ein ziemliches Stück Arbeit, dieses Album aufzunehmen.“, gibt er zu. „Zum Glück habe ich viele Freunde.“
„We’re All In This Together“ erregt bereits Aufmerksamkeit, noch bevor man auch nur einen einzigen Ton davon gehört hat. Für die 14 erstklassigen Musiker schrieb Trout jeweils einen eigenen Song. Nach einer Reihe von Soloalben, auf denen er seine fast tödliche Lebererkrankung thematisierte, fand er darin Trost und neue Lebensfreude. „Es war die richtige Zeit für diese Platte.“, erklärt er. „Beim Schreiben von ‘Battle Scars‘ (2015) rannen mir die Tränen die Wangen herab. Ich brauchte eine Pause davon und wollte etwas tun, das mir Spaß macht und unbeschwert ist. Es war das reinste Freudenfest für mich.“
Keyboarder Skip Edwards macht mit, den Trout seit über 40 Jahren kennt, als er noch seine ersten Erfahrungen als hoch geschätzter Leadgitarrist für Wilmont Mews sammelte. Auch mit dem Orgelzauberer Deacon Jones verbindet ihn eine langjährige Freundschaft. Dieser brachte den damals gerade 20jährigen mit Bluestitanen wie John Lee Hooker und Big Mama Thornton zusammen. „Deacon entdeckte mich quasi, als ich in den 70ern nach Los Angeles zog. Ich schulde ihm etwas.“
Trout heißt auch einige Freunde vom kürzlich gegründeten Allstar Projekt The Supersonic Blues Machine willkommen: Warren Haynes, Robben Ford und Eric Gales. Dann ist da auch noch John Mayall, der zeitlose britische Godfather des Blues, der 1985 einen in Schwierigkeiten steckenden Trout für die Bluesbreakers anheuerte und nun bei „Blues For Jimmy T.“ die Mundharmonika spielt. „Ob ich stolz bin, ein Teil der dieser Band gewesen zu sein?“, fragt Trout. „Natürlich! Was für eine Ehre! Das ist ein sehr exklusiver Club und wenn meine Zeit eines Tages vorbei ist, werden sich die Leute daran erinnern, dass ich fünf Jahre lang ein Bluesbreaker war!“
Trout wurde jedoch mindestens genauso für seine Solokarriere gefeiert, die er 1989 startete. Er tourte unermüdlich und veröffentlichte Klassiker wie „Life In The Jungle“ (1990), „Walter Trout“ (1998) und das politisch-bissige „Blues For The Modern Daze“ (2012). Er genoss internationalen Applaus und seine Verkaufszahlen stiegen, während die der launenhaften Musikindustrie zurückgingen. Die Jahre auf Tournee bescherten ihm außerdem viele enge Freundschaften, wie das 2006 erschienene „Full Circle“ und eben der diesjährige, inoffizielle Nachfolger „We’re All In This Together“ beweisen. „Ursprünglich trug es den Titel ‚Full Circle Volume 2‘.“, merkt der Musiker an. „Doch ich wollte eine positive Botschaft in diesen verrückten Zeiten vermitteln.“
Seit „Full Circle“ hat auch die Aufnahmetechnologie einen enormen Sprung nach vorne gemacht und so war es möglich, dass Trouts Gäste ihre Beiträge auch aus der Ferne beisteuern konnten. „Im Studio stand nur der Kern der Band: Sammy Avila (Keyboards), Mike Leasue (Schlagzeug), Johnny Griparic (Bass), unser Produzent Eric Corne und ich. Doch es ist eigentlich nicht richtig zu sagen, dass wir nicht gemeinsam dort gewesen wären. Hör Dir zum Beispiel den Track mit Warren Haynes an: wenn sich am Ende unsere Gitarren gegenseitig antworten klingt es, als hätten wir uns dabei ins Gesicht gesehen.“
Man sagt, man könne einen Mann anhand seiner Freunde beurteilen. Wenn das stimmt ist „We’re All In This Together“ ein weiterer Beweis für Trouts Status als Nabel der Bluesszene. Es ist der Sound eines Künstlers, der mit Hilfe seiner Freunde nicht nur über die Runden kommt, sondern dabei regelrecht aufblüht. „Ich bin 66 Jahre alt, doch ich fühle mich, als wären es die besten meines Lebens. Ich fühle mich körperlich besser und habe mehr Energie denn je. Nicht nur mein Verständnis vom Leben hat sich komplett gewandelt, sondern auch meine Sicht auf die Welt, meine Familie, meine Karriere.“