Von Dylan C. Akalin
Dieses Powertrio legt Wert auf edlen Sound. Die ersten Gitarrenlicks von Aynsley Lister zum Opener „Everything I Need“ ließen Soundfreaks schon aufhorchen. Auch wenn sie eher oldschool daherkommen, haben sie einen großmütigen Klang, der auffällt. Der britische Bluesrock-Musiker hat für Gitarrenfans wieder eine Auswahl seiner Sechssaiter mitgebracht, die das Herz eines jeden Rockfans schneller schlagen lassen. Auch wieder an diesem Sonntagabend vor mehr als 300 Fans in der Harmonie Bonn.
Für die ersten Stücke hat er sich eine Patrick James Eggle Macon Single Cut mit wunderschöner grauer Maserung umgehängt, in Kombination mit dem Rift Kofferverstärker bekommt der einen Sound, der zwischen PRS und 1953er Gibson liegt – ziemlich geschmeidig und dennoch aggressiv vorwärtsstrebend. Hinzu kommen der knallige und saubere Rhythmus von Schlagzeuger Craig Baker und die vollen, organischen Linien von Bassist Jonno Martin. Ein absoluter Genuss, was die Drei an diesem Abend hinlegen. Besser kann es kaum sein. Ums vorwegzunehmen: Leider ändert sich das später, warum auch immer. Der Sound im zweiten Teil des Konzerts ist nicht immer so klar betont wie am Anfang.
Dreckig, aber elegant
Was den Opener und das folgende Stück „Home“ so anziehend machen, ist der intelligente Umgang mit Tempo und Harmonien. Das gilt auch für „Soundman“, ein Stück aus früheren Jahren, das Lister auf einer creme-weißen Probett-Stratocaster Custom (2015) spielt mit ein paar überraschenden jazzigen Links zu Beginn, die auch von einem Robben Ford hätten sein können. Sein Solo erinnert wiederum teilweise an Buddy Guy, diese Mischung aus dreckigem Sound, aber elegant genug, um auf der melodiösen Spur zu bleiben. „Home“ ist eine wunderschöne Ballade, die auch von der Tedeschi Trucks Band kommen könnte. – Gesang und Gitarre mit unendlich viel Gefühl.
Die Fans dürften mit der Songauswahl zufrieden sein. Die musikalische Reise führt sowohl in seine frühesten Tage bis zu seinen neuesten Veröffentlichungen. „Eve Part 1“, inspiriert von der britischen Serie „Killing Eve“ lässt bisweilen an die Gitarre von David Gilmour denken. Bevor es in die Pause geht, nutzt der bald 47-Jährige noch alle Techniken und zieht sämtliche Register eines virtuosen Instrumentalisten, da scheppert die Gitarre rhythmisch, fliegen die Finger über den Gitarrenhals und kreischen die Saiten aus dem Lautsprecher. Aber Lister gehört zu jenen Musikern, die keine Töne schludern, da wird nichts getrickst, die Magie entsteht vor den Augen der Zuschauer. Bei den Slide-Passagen auf einer alten namenlosen, halbakustischen Slide-Gitarre, die vermutlich in den 60ern von Egmond gebaut wurde, bleibt diese indes aus.
„Hurricane“ und „Purple Rain“
Emotional beginnt das zweite Set mit „Free“, einer Rockballade mit musikalischem Tiefgang. Tatsächlich scheint die Lautstärke erhöht worden zu sein, das führt teilweise zu Vermengung der Klänge, nicht immer schön, auch wenn es in dem Song „Hurricane“ noch ganz gut passt.
Das Zusammenspiel der Band war tatsächlich durchgängig hörenswert, allerdings fehlen mir im zweiten Set noch ein paar Höhepunkte, die dann indes am Ende mit seinem traditionellen Prince-Cover „Purple Rain“ dafür umso heftiger kommen.