Ungeschminkt, pur, authentisch: „On Air“ dokumentiert die Anfänge der Rolling Stones

Eins waren die Rolling Stones ganz sicher: Chuck Berry-Fans. Drei gecoverte Stücke des Rock ‚n‘ Roll-Pioniers finden sich auf „On Air“ – die Geschichte der ersten Jahren erzählt durch 18 Radio- und TV-Aufnahmen aus den Sixties (in der Deluxe-Version gar mit 32 Aufnahmen).

Von Dylan Cem Akalin

Von ihrem ersten TV-Auftritt auf Thank Your Lucky Stars!, der auf Drängen Andrew Loog Oldham zustande kam bis zum Fernsehkonzert 1969 im Londoner Hyde Park sind Stücke zu hören aus einer Zeit, als die Generationen noch geteilt wurden zwischen moralischer Panik und hysterischen Teenie-Ausflipps.  Das Album ist eine konsequente Veröffentlichung nach dem letzten Studioalbum „Blue & Lonesome“, mit dem die Rolling Stones an ihre Anfangsphase erinnerte. Wer sich verwundert die Augen rieb, das seien doch nicht die Stones, wird mit den frühen Aufnahmen eines Besseren belehrt. „On Air“ katapultiert die Zuhörer in die  Jahre 1963 bis 1965, also die Zeit, als die Stones mit „I Can’t Get No Satisfaction“ die Älteren schockierten und die Welt der Jugendlichen eroberten.

In Originalbesetzung mit Mick Jagger (Vocals und Harmonica), Keith Richards und Brian Jones (Gitarren), Bill Wyman (Bass) und Charlie Watts (Schlagzeug)präsentieren die Stones immerhin auch zwei spätere Klassiker: „(I Can’t Get No) Satisfaction“ und „The Last Time“.  „Satisfaction“ mnit einer ganz starken Gitarre von Keith Richards und: Der Song endet mit einem plötzlicher Chrash eines Beckens, ein dramatischerer Ausgang als das Ausblenden des Songs auf der Single.

Ansonsten sind jede Menge Referenzen zu hören: Von Chuck Berry „Memphis, Tennessee“, „Roll Over Beethoven“, und „Beautiful Delilah“, Bo Diddleys „Cops And Robbers“, Buster Browns „Fannie Mae“, „Hi Heal Sneakers“ von Tommy Tucker , „Route 66“ von  Bobby Troup oder „Everybody Needs Somebody To Love“  Solomon Burke. Selten hat man Jagger damals so schmachten gehört wie bei „Cry To Me“ von  Bert Russell, den 1961 Solomon Burke aufnahm.

Die Songs auf dem Album, acht davon bisher unveröffentlicht, wurden ursprünglich in den BBC Shows wie Saturday Club, Top Gear, Rhythm and Blues und The Joe Loss Pop Show in den Jahren 1963 bis 1965 live performt. Ende September ist bereits das Buch „On Air in the Sixties“ erschienen mit einem bilderreichen Rückblick, wie u.a. den ersten TV-Auftritt damals noch in einheitlichen Anzügen bis hin zur spektakulären TV-Live-Übertragung ihres Konzerts im Hyde Park 1969. Mit dem Album „The Rolling Stones – On Air“ kommt nun der dazugehörige Sound der größten Rockband der Welt auf den Markt.

Der erste Track hier ist eine Version ihrer Debütsingle „Come On“, aufgenommen für den Saturday Club am 26. September 1963 – sechs Tage bevor die Stones ihre erste National Tour durch Großbritannien begannen. Und der Song ist so, wie man die Stones eben erlebte: ungeschminkt, pur, authentisch. Interessant: Diese Version ist 25 Sekunden länger als die Single. Dann gibt es auch noch einen spannenden Gitarrenriff, bevor Jagger zur Harp greift. Einfach nur klasse!

On Air erscheint in zwei Varianten, einer Einfach-CD mit 18 Tracks, sowie einer Limited Deluxe Edition als Doppel-CD mit insgesamt 32 Songs, die auch auf Vinyl LP erhältlich ist.

 

„The Rolling Stones – On Air“

  1. Come OnSaturday Club, 1963
  2. (I Can’t Get No) SatisfactionSaturday Club, 1965
  3. Roll Over BeethovenSaturday Club, 1963
  4. The Spider And The FlyYeah Yeah, 1965
  5. Cops And RobbersBlues in Rhythm, 1964
  6. It’s All Over NowThe Joe Loss Pop Show, 1964
  7. Route 66Blues in Rhythm, 1964
  8. Memphis, TennesseeSaturday Club, 1963
  9. Down The Road ApieceTop Gear, 1965
  10. The Last TimeTop Gear, 1965
  11. Cry To MeSaturday Club, 1965
  12. Mercy, MercyYeah Yeah, 1965
  13. Oh! Baby (We Got A Good Thing Goin’)Saturday Club, 1965
  14. Around And AroundTop Gear, 1964
  15. Hi Heel SneakersSaturday Club, 1964
  16. Fannie MaeSaturday Club, 1965
  17. You Better Move OnBlues in Rhythm, 1964
  18. MonaBlues In Rhythm, 1964

Bonus-Tracks (Deluxe Edition)

  1. I Wanna Be Your ManSaturday Club, 1964
  2. CarolSaturday Club, 1964
  3. I’m moving OnThe Joe Loss Pop Show, 1964
  4. If You Need MeThe Joe Loss Pop Show, 1964
  5. Walking The DogSaturday Club, 1964
  6. Confessin’ The BluesThe Joe Loss Pop Show, 1964
  7. Everybody Needs Somebody To LoveTop Gear, 1965
  8. Little By LittleThe Joe Loss Pop Show, 1964
  9. Ain’t That Loving You BabyRhythm And Blues, 1964
  10. Beautiful DelilahSaturday Club, 1964
  11. Crackin’ UpTop Gear, 1964
  12. I Can’t Be SatisfiedTop Gear, 1964
  13. I Just Want to Make Love To YouSaturday Club, 1964
  14. 2120 South Michigan AvenueRhythm and Blues, 1964