Roger, wie kann man nur so eine Stimme haben? Woher haben Sie die?
Roger Chapman: (lacht) Ich habe keine Ahnung.
Sie müssen sicherlich eine Menge Whiskey trinken und jede Menge dicke Zigarren rauchen, um sie so hinzubekommen.
Chapman: Früher vielleicht mal, aber heute bestimmt nicht (lacht).
Sie haben einmal erzählt, dass Sie als junger Mann versucht haben so zu singen wie Little Richard und Ray Charles.
Chapman: Das stimmt. Als Teenager hatte ich alle ihre Platten. Ich habe sie geliebt.
Sie haben einen sehr individuellen Sound in Ihrer Stimme mit diesem gewissen Vibrato, den ich eigentlich nur von Michael Stipe von R.E.M. kenne. War er Ihr Schüler?
Chapman: Vielleicht habe ich ihn beeinflusst, so wie ich andere Sänger als Vorbilder hatte. Ich muss sagen, die Musik von R.E.M. gefällt mir wirklich sehr gut. Sie erinnert mich ein wenig an die Musik von The Family, weil sie auch gewisse Folkelemente beinhaltet.
Ihr musikalischer Durchbruch begann mit der Band The Family. Die stand für unberechenbare Rockmusik.
Chapman: Sehr gut! So sollte Rockmusik immer sein: unberechenbar.
Welche Philosophie stand dahinter?
Chapman: Eigentlich keine. (lacht) Wir wussten einfach nicht, was wir sonst spielen sollten, und es wurde zum Erfolg. Wir haben gerade ein paar Reunion-Konzerte in England gegeben.
Ich hörte davon. Warum nicht in Deutschland?
Chapman: Naja, die Shortlist sind ja auch irgendwie involviert in die Family-Sachen. Wir werden sicherlich ein paar Stücke von damals live in Deutschland spielen.
Ihre Musik weist Elemente von Rock, Jazz, R’n’B und Progressive auf. Wie kommt’s?
Chapman: Das sind all die Einflüsse, die mich geprägt haben. Das war bei Family auch so. Da brachten andre Folkelemente rein, was jetzt nicht unbedingt mein Ding war. Ich stand mehr auf harten Rock.
Blues und Jazz haben damals die weiße englische Rockszene ja sehr beeinflusst.
Chapman: Pop ruled the world. Das galt damals wie heute. Die Stones, Eric Clapton – wir sind ja alle eine Generation, und wir wollten Anfang der 60er Jahre eine andere Musik machen, als das, was in den Top Twenty im Radio lief. R’n’B und Blues war damals total hip.
Sie waren mehrmals Gast im WDR-Rockpalast. Aber Ihr Auftritt 1981 mit den „Shortlist“ war legendär. Erinnern Sie sich?
Chapman: Und wie! Ich glaub, wir waren vier Tage lang voll (lacht). Unser Hotel war gleich in der Grugahalle, wo wir zwei Tage lang geprobt haben. Und im Keller des Hotels gab es diesen Nightclub, wo wir auch immer gespielt haben. Es war wie eine Nonstop-Party. Übrigens haben wir damals in Essen das einzige und letzte Mal „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club“ aufgeführt.
Roger Chapman spielt am Montag, 18. Februar, ab 20 Uhr in der Harmonie, Frongasse. Tickets kosten 25 Euro plus Vorverkaufsgebühr, an der Abendkasse kostet der Eintritt 30 Euro.