Der Name ist Programm. Das Devon Allman Project ist im Kern eine sechsköpfige Band, die verschiedene Genres mischt und die berühmte Jam-Sprache der Familie Allman in ihrer DNA hat. Darüber wird das Personal der Band beliebig ausgebaut. Im Zentrum steht Devon Allman, Sohn des legendären und leider verstorbenen Greg Allman. Devon ist eine Bastion. Ein Musiker mit zweifelfreien Qualitäten, ein virtuoser Gitarrist mit dem Gefühl für Arrangements, ein präsenter Sänger mit markanter Stimme – und ein hingebungsvoller Livemusiker, der die Band in den Mittelpunkt stellt, nicht sich selbst. Das alles sind Garanten für exzellente Konzerte, so auch wieder am Dienstag als Support für Deep Purple auf dem KunstRasen Bonn.
Von Dylan Cem Akalin
Devon Allman hat sein Publikum noch nie enttäuscht. Jedenfalls habe ich es noch nie erlebt. Egal in welcher Konstellation. Egal ob mit Honeytribe, Royal Southern Brotherhood (mit Cyril Neville von The Neville Brothers und The Meters), The Allman Betts Band oder mit Devon Allman Project – eine Hommage an seinen Vater Gregg Allman ist eigentlich immer drin. Und um dieses Vermächtnis noch intensiver zu pflegen, hat er ja auch 2016 die Marke The Allman Family Revival Touring gegründet. Und so werden die Fans auch diesmal nicht enttäuscht und bekommen zwei Allman-Brothers-Originals zu hören. „Dreams“ auf speziellen Wunsch des Veranstalters, wie man hört. Ernst-Ludwig Hartz trug auch passend ein T-Shirt mit dem Cover von „At Fillmore East“ (1971)…
Den Opener machte indes das leicht funkangehauchte „Fired Up!“ von Royal Southern Brotherhood, die richtige Nummer für einen lauen Sommerabend, zu dem man sich wiegen und tanzen konnte. Diese markante, röhrend-kehlige Stimme ist einfach sensationell und die Band sowieso. Justin Corgan (Bass), David Gomez (Percussions, Saxophone), John Lum (Drums), Andrew Stephen (Keyboards) und Jackson Stokes (Guitar), der die Haare, so wie Devon, deutlich länger hat als vor drei Jahren, sind in ausgesprochen beschwingter Spielneigung. Und das erste Solo, das Devon auf seiner schwarzen Les Paul spielt, klingt wie eine Hommage an den wilden Carlos Santana der Woodstock-Ära. Ein beispielloser Sound, weich und melodiös und dennoch ungebändigt und leidenschaftlich. So habe ich Allman noch nie gehört.
Ähnlich geht es mit seiner Spielstrategie weiter – auch bei „One Way Out“, ein Blues-Klassiker von Sonny Boy Williamson, den die Allman Brothers Band auch im Repertoire hatten. Jackson Stokes hat bei seinem Soloauftritt einen wesentlich metalleneren Klang, irgendwie rollender und gleichzeitig scharf. Nach einem Tempowechsel gibt es noch ein ausgelassenes Solo auf den Timbales von David Gomez, der uns später noch auf dem Saxofon überraschen wird.
Mit Larry McCray und J.D. Simo
Ja, der Bandname ist Programm. Für Devon Allman ist ein Projekt nicht auf ein Endprodukt gerichtet, die unentwegte Fortentwicklung des Vorhabens ist das eigentliche Ziel. Projekt leitet sich vom Lateinischen proiectum ab, was so viel bedeuten wie „nach vorn geworfen“. Und genau darum geht es Devon, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen Erbe und eigenem Ausdruck. Und dafür wird sein Projektteam immer wieder neu ausgestattet, es kommen frische Musiker mit eigenen Ansätzen hinzu. Diesmal hat er Larry McCray mit gebracht, einen Bluesgitarristen und Sänger aus Magnolia, Arkansas, der zuletzt auch von Joe Bonamassa gefördert wurde. Und J. D. Simo, der eigentlich mehr aus der Psychedelic Rock-Szene kommt, aber sein Slideguitar-Intro und Solo auf „Dreams“ waren einfach himmlisch. Mit einem feurigen Saxsolo, mit jeder Menge überblasenen Tönen versetzte Gomez „Dreams“ auch noch einen ordentliche Jazzkick.
„Mr Easy“ ist genau der richtige Song, auf dem dann alle Gitarristen ihre eigene Note einbringen können. Da stehen mittlerweile vier Saitenvirtuosen auf der Bühne, acht Musiker und lassen sich von der tollen Stimmung auf dem KunstRasen treiben. Getriebene Rhythmen und jazzige Akkorde bestimmen „Go Away Satan“, eine Soloperformance von J.D. Zu den verzerrten Gitarrenakkorden singt er leise die Texte dieses wirklich hypnotischen, funky, trippigen Songs.
Als letzte Nummer des knapp einstündigen Sets gibt es dann mit „Midnight Rider“ noch einen alten ABB-Klassiker, vielleicht sogar etwas rockiger als die Urfassung. Ich muss zugeben, ich kriege kaum genug von dieser Band!