Thorbjørn Risager & The Black Tornado bringen in der Harmonie Bonn ihren Blues zum Lodern – psychedelisch, druckvoll, voller Leidenschaft. Zwischen rauem Gesang, virtuosen Gitarrensoli und satten Bläsersätzen zeigt die Band, warum sie solch einen guten Ruf als Live-Act hat.
Von Dylan Akalin
Mit einem grollenden, fast unheilvollen Klang beginnt „Never Givin’ In“ – Joachim Svensmark streicht den Gitarrenhals mit dem Bogen, bis der Ton sich zu einem düsteren Dröhnen verdichtet. Dann setzen die Drums ein, und das Riff entfaltet seine ganze Wucht. Der längste Song des Abends wächst zu einem brodelnden Psychedelic-Blues-Monolithen heran, getragen von Risagers kehliger, erdiger Stimme. Ein echt packender Song, der von Spannung lebt, von der Reibung zwischen Kontrolle und Ekstase, mit einem überraschenden Break am Ende, doch der Song schraubt sich noch weiter in unsere Ohren. Ein Highlight an diesem Samstagabend in der Bonner Harmonie.
Tolle Stimmung im Saal
Thorbjørn Risager & The Black Tornado zeigen wieder einmal eindrucksvoll, warum sie den Ruf einer starken Liveband haben. Mehr als 300 Menschen füllen den Saal, und vom ersten Stück an herrscht eine gespannte, fast elektrische Atmosphäre. Der Opener „Already Gone“ rollt mit einem satten Groove an, bleibt aber noch eher im althergebrachten Aufbau, „Long Time Ago“ klingt wie ein verlorener Song aus der goldenen Ära des Rhythm’n’Blues, bei dem der Bandleader sein nach Melodien suchendes Konzept beim Gitarrensolo einsetzt, die Bläser schöne Akzente setzen. Und im „Insomniac Boogie“ mit dem flotten Pianointro von Emil Balsgaard bringt Risager das Publikum mit seinem rauen Gesang und funkiger Gitarrenarbeit zum Tanzen.

Die Stärke dieser Band liegt in ihrem kollektiven Zusammenspiel. Risager steht nicht im Zentrum als klassischer Frontmann – er ist das Gravitationszentrum eines präzise arbeitenden Ensembles, das jeden Song mit Leben füllt. Joachim Svensmark liefert an der Gitarre ein Wechselspiel aus glühenden Soli und atmosphärischen Zwischentönen, er setzt mit seinen bisweilen recht abstrakten und virtuosen Soli einen attraktiven Gegenpart zu den eher gelassenen und pointierten Gitarreneinlagen des Chefs.
Präzise, druckvoll, immer in Bewegung
Emil Balsgaard sorgt mit Orgel und Piano für Wärme, Tiefe und einen Hauch von Soul. Saxofonist Hans Nybo und Trompeter Peter W. Kehl steuern kraftvolle, treibende Bläsersätze bei, die dem Sound eine unverkennbare Fülle verleihen. Aber auch als Solisten sorgen sie für feurige Momente. Søren Bøjgaard am Bass und Martin Seidelin am Schlagzeug bilden das Rückgrat – präzise, druckvoll, immer in Bewegung.

„Sin City“ verbindet den Delta Blues mit Americana und macht doch einen eigenen Bluesstil aus diesen Elementen, wenn Svensmark Sounds aus seiner Gitarre Sounds zaubert, die wie computergenerierte Arpeggios klingen, über die die Trompete in hohen Tönen ein Solo spielt. Hypnotisch!
Wie eine gut geölte Maschine
In „Come On In“ stampft wie eine gut geölte Maschine durch den Saal – das ist ein moderner, genreübergreifender Sound mit Seele und Substanz. Auch die weiteren Stücke zeigen, wie vielfältig die Band klingt: „House of Sticks“ und „Said I Was Hurt“ verbinden bluesige Erdigkeit mit einem Hauch Coolness und Southern Rock, während „Headed for the Stars“ und „Inner Light“ im zweiten Set mit gospelhaften Harmonien glänzen. In „Train“ treibt das Rhythmusduo den Song nach vorne, bis das Publikum förmlich mitgerissen wird.

Thorbjørn Risager & The Black Tornado sind keine Nostalgiker. Sie holen den Blues ins Hier und Jetzt, ohne seine Wurzeln zu verleugnen. In der Harmonie Bonn verwandeln sie Tradition in Leidenschaft, Struktur in Energie, und Musik in pure Emotion – mit sehr viel Spaß. Nach fast zwei Stunden tobt der Applaus – Thorbjørn Risager & The Black Tornado kommen sicher wieder.

















