The Pretty Things haben’s immer noch drauf

The Pretty Things im Kölner Yardclub. FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Zeitreise. The Pretty Things haben’s immer noch drauf. Davon überzeugten sich die Fans am Sonntagabend im Kölner Yardclub. Den Autokennzeichen zu urteilen, kamen die Musikfreunde überwiegend aus dem Ruhrgebiet.

Von Dylan Cem Akalin

Dick Taylor: The Pretty Things im Kölner Yardclub. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Das kommt vor. Es gibt eine kurze Pause. Der Bass-Verstärker hat den Geist aufgegeben, wurde mit dem Gitarrenverstärker getauscht, und Dick Taylor erhält einen anderen. George Woosey kann den Viersaiter weiter spielen.

50 Jahre hat ihre ihrer Rockoper „S.F. Sorrow“ mittlerweile auf dem Buckel, aber von der Intensivität nichts eingebüßt. Natürlich hat die Band daraus gespielt. Und natürlich auch wieder die Bo Diddley-Nummer „Mama Keep Your Big Mouth Shut“. Das Stück ist in den Jahren sowas wie ein Pflichtprogrammpunkt der Briten geworden. Und es hat ja auch was: Die starken Referenzen an die Sixties, an den ungeschliffenen Blues mit leichten psychedelischen Momenten.

Und auch Willie Dixons „Little Red Rooster“ ist Sänger Phil May ja geradezu auf den Leib geschrieben. Sparsam instrumentiert wird es von einer gewissen Melancholie getragen.

Phil May: The Pretty Things im Kölner Yardclub. FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

The Pretty Things ist eine Band, die auf all ihre Erfahrung zurückgreifen kann, und die beiden Gründungsmitglieder Phil May und Dick Taylor erinnern an diesem Abend mal wieder, warum sie so eine dauerhafte Band sind und ihr Platz in der Musikgeschichte auf jeden Fall Bestand hat: nicht nur durch ihre R & B-Hits und Stones-Verbindungen, sondern auch aufgrund ihrer bedeutenden Rolle im Psychedelic Rock, was sie heute Abend wieder mal beweisen.

Es sind vor allem Dick Taylors psychedelisch betonten Gitarrenfiguren, die die Band immer wieder befeuert. Er ist aber irgendwie durchgängig großartig. Seine Soli sind prägnant und hochmodern, während sie gleichzeitig melodisch genug sind, um die tonale Tiefe zu nuancieren.

Und auch Phil scheint in seinem Element zu sein. Er strahlt einen zurückhaltenden Charme aus, während er zwischen Maracas und Tamburin wechselt, während er ruhig mit seiner 55-jährigen Band groovt.

Und noch so ein Höhepunkt: eine Homage an Robert Johnson mit Akustikgitarre, Schlagzeug und Gesang. Ein tolles Konzert.