The Jeremy Days waren Ende der 80er-Jahre eine der wenigen Bands aus Deutschland, die es in einer Zeit auf MTV schafften, als das noch den ganz großen Acts vorbehalten war. Mit „Brand New Toy“ hatten sie eine Art Evergreen gelandet, der bis heute gerne im Radio gespielt wird. Ihre Mischung aus britischem Pop und amerikanischem Art-Rock brachte sie in zehn Jahren und fünf Alben mit Produzentenlegenden wie Clive Langer, Alan Winstanley (u.a. für Madness, Elvis Costello) und Fred Maher (u.a. für Lou Reed, Lloyd Cole) zusammen und durch die großen Clubs des Landes. Am Ende hatten sie 1995 über eine halbe Millionen Platten verkauft.
Niemand hatte mehr an eine Reunion zu glauben gewagt, als The Jeremy Days nach 24 Jahren Funkstille 2019 plötzlich auf der Bühne des ausverkauften Hamburger Docks standen und sich durch einen berauschenden Konzertabend »für die Geschichtsbücher der Popmusik« spielten, wie es das NDR Fernsehen kommentierte. Die Band um Sänger Dirk Darmstaedter war zurück. Im Frühjahr erschien ihr starkes Comebackalbum „Beauty in Broken“ (VÖ: 25.3.22) – die erste Neuveröffentlichung der Gruppe seit 1995.
Jetzt sollte die Deutschlandtour starten. Doch die Band sagt ihre komplette „Beauty In Broken“ Tour 2022 ab. Am 18. August sollte es in Remscheid losgehen. Weitere Stationen waren Berlin, Dresden, Hannover, Hamburg, Nürnberg, München und Stuttgart. Während andere Bands und Künstler von „produktions-technischen Problemen“ sprechen, wenn sie eine Tour absagen, nennen die Jeremy Days die Gründe beim Namen: „Für diejenigen, die aktuell die Kultur- und Live-Branche ein wenig verfolgen, mag das nicht ganz überraschend kommen. Nach den Konzert- und Tournee-Absagen einiger Bands und Kolleg*innen in den letzten Wochen sehen auch wir uns leider gezwungen, die Segel zu streichen und unsere für August/September geplante Tournee abzusagen.“ Tatsächlich vermitteln die ausverkauften Mega-Events der Stones, Lady Gaga, Sting oder Rock am Ring den falschen Eindruck, es würde in der Musikszene längst wieder Normalbetrieb herrschen.Doch dem ist längst nicht so.
Die Gründe seien vielfältig, schreibt die Band: „es ist eine bunte Melange aus explodierenden Kosten (Benzin, Flüge, Tourbus etc.), Techniker- und Crew- Mangel, und ja, auch wir selbst haben natürlich Respekt vor Corona…aber ein weiterer wichtiger Grund ist der teils erschreckend magere Vorverkauf für die Shows.“
Und weiter: „Wir können das ja auch gut verstehen. Jeder von uns hat vermutlich noch ein paar Konzerttickets am Kühlschrank kleben von Shows, die schon 3-Mal verschoben wurden. Da muss man nicht unbedingt wieder gleich neue kaufen. Insgesamt bedeutet das für uns als Band (und für Booker, Veranstalter, Klubs) aber ein unkalkulierbares Risiko, viel, viel Geld zu verlieren. Das macht so einfach keinen Sinn!
Wir brauchen euch ja wahrscheinlich nicht zu sagen, was für ein Nackenschlag diese Absage für uns als Band ist. Nach 27 Jahren ein gemeinsames Album gemacht mit dem wir nun endlich, endlich losfahren können, um mit euch zu feiern, tanzen und zu singen, danach am Merch Stand drei Stunden rumstehen und quatschen… wie haben wir das vermisst in den letzten Jahren!
Jetzt heißt es aber, diese Entscheidung erstmal zu verdauen und möglichst positiv in die Zukunft zu schauen. Dafür wollen wir einen klaren Strich ziehen, anstatt rumzueiern und die Konzerte zu verschieben (d.h. wir behalten euer Geld bis wir vielleicht einen neuen Termin gefunden haben bla bla): Die Tour wird abgesagt, ihr bekommt euer Geld zurück. Eure Tickets bekommt ihr also zurückerstattet dort, wo ihr sie gekauft habt.„