The Dean Ween Group „Rock 2“ ist nicht ganz so beißend, aber dennoch ein Spaß

The Dean Ween Group: Rock 2
VÖ: 27. April 2018
Label: Schnitzel (Indigo)

Alternative Fans waren geschockt, als sich Ween 2012 löste. Obwohl die Trennung glücklicherweise kurzlebig war, erlaubte die Trennung Mickey „Dean Ween“ Melchiondo, sich in neues musikalisches Territorium auszubreiten. Nachdem sich der Staub gelegt hatte, startete er sein neues Soloprojekt, die Dean Ween Group, in Zusammenarbeit mit den Ween-Mitgliedern Claude Coleman Jr., Dave Dreiwitz und Glenn McClelland sowie Bill Fowler. Zwei Jahre veröffentlichten sie ihr Debütalbum !The Deaner Album“. An diesem Freitag  erscheint „Rock 2“.

Von Mike H. Claan

Schon beim ersten Track von „Rock 2“ starten Dean und Kohorten den Spießrutenlauf mit der Zeile “We got a showstopper/that’s out of site”. Die dröhnenden Gitarren und Drums, der gleitende Bass sind funky, der Groove komprimiert. Melchiondo und seine Crew sind zuversichtlich, dass die Riffs und Ohrwürmer fließen, denn die Musiker haben ihre Live-Show-Energie genutzt und sie aufgezeichnet. Abgefahrene Gitarrenexplosionen, die die Basis von „Waste Station 9“, „Love Theme From Skinheads Kicking Your Ass“ oder dem fünfminütigen anspruchsvollen Piano- und Vibraphon-geschnürten Instrumental „The Ritz Carlton“ sind, beweisen, dass Deaner durchaus ein Gitarren-Axt-Mann ist, der es gerne in Richtung P-Funk und Zappa fließen lässt.

Aber er ist eben Dean Ween und kanalisiert Zappas Gitarrenkünste eher in eine ironische Richtung, so wie auch  den bluesigen Lounge-Rock „Someone Greased The Fatman“ oder die Teenieverarsche   „Fingerbangin“. Und „Yellow Pontiac“ soll wohl auch eher ein spöttischer Fingerzeig in Richtung Heavy-Metal sein. So wie auch das Country-beeinflusste „Pussy On My Pillow“ mit den mexikanisch klingende Bläsern.

Persiflage auf die 1970er Jahre

Indes kommt der Sarkasmus nicht mehr so beißend rüber, wie es Ween in den 90er Jahren schafften, als sie einer ganzen Generation von jungen, gradlinigen Grunge-Fans den ehrwürdigen Ernst der neuen Rockrichtung auf die Schippe nahmen und sie mit ihrem humorvollen Ketzertum konfrontierten. Heute, gut ein Vierteljahrhundert  später, gelingt das auf „Rock2“ nicht ganz so überzeugend.

„Rock2“ konzentriert sich mit seiner Persiflage auf die 1970er Jahre, der schräge Witz kommt indes nur auf leisen Sohlen. Dennoch: Die elf Songs sind durchaus kurzweilig, und die Band arbeitet sich nach wie vor  einfallsreich in bewährter Ween-Manier durch die Pop- und Rockgeschichte. Gut 50 Gastmusiker – neben den Ween-Tourband-Mitgliedern Claude Coleman Jr., Dave Dreiwitz und Glenn McClelland  Bill Fowler, Mike Dillon, Scott Rednor und Ray Kubian  — haben dabei hörbar Spaß, Metal, Classic Rock, P-Funk, Country  bis hin zu Hawaii-Surf durch den musikalischen Kakao zu ziehen. Ween-Fans werden jedenfalls ihren Spaß daran haben.