Die Jungs haben den Southern Rock ihrer Väter wohl mit der Muttermilch eingesogen. The Allman Betts Band liefert bei gefühlten 42,5 Grad im Yard Club Köln ein tolles, gut zweistündiges Konzert ab – wenn es auch an ihr Konzert vom Vorjahr nicht heranreicht.
Von Dylan Akalin
Unter den heißen Scheinwerfern auf der Bühne müssen Saunatemperaturen herrschen. Doch die sieben Musiker der Allman Betts Band lassen sich nichts anmerken. Vielleicht sind sie die Hitze aus Texas und Florida gewohnt. Erst nach vier Stücken meint Devon Allman: „Hard Times in the summertime“, um dann eine „herbstliche Brise“ anzukündigen. „Autumn Breeze“ war denn auch eines der Highlights dieses Abends und das erste, zu dem Allman endlich ein Gitarrensolo spielte.
Rund 300 Fans hat es trotz der tropischen Temperaturen in den Yard Club gezogen. Im Vorjahr waren die Söhne von Gregg Allmann und Dickey Betts noch mit ihren eigenen Bands in Köln und hatten sich spontan am Ende des Auftritts der Devon Allman Band zu einem großen Southern Rock-Orchester zusammengeschlossen. Da standen dann vier Gitarristen und spielten sich die Seele aus dem Leib. Die Geburtsstunde der Allman Betts Band. Die Präsentationen an diesem Abend waren einfach unübertroffen.
„Down To The River“
Jetzt ist die Band auf Welttournee mit ihrem gerade erschienenen Album „Down To The River“, das auch hauptsächlich die Setlist bestimmte. Der Shuffle „All Night“ war ein guter Einstieg in den Abend, bei dem Duane Betts sein erstes noch etwas zurückhaltendes Solo spielte, Johnny Stachela lässt seine Slide Guitar heulen.
„Shinin‘“ ist schon im ziemlichen Allman-Brothers-Stil, wobei Betts seinen Country & Western-Einfluss stark einfließen lässt. Wobei ja auch der Allman-Brothers-Klassiker „Blue Sky“ auch Countrymoods hat. Das Stück ihrer Väter spielt die Band überzeugend, wobei der Countrygesang von Betts, unisono gespielte Gitarren sowie Soloeinlagen von Betts und Stachela bestimmend sind. Devon lächelt zufrieden. Es läuft. Wenn es auch soundmäßig nicht optimal ist, jedenfalls was den Gesang betrifft. das ändert sich dann aber im Laufe des Abends.
Betts hat einen aufgeräumten, aber fließend-tänzelnden Gitarrenstil, der Sound seiner Les Paul einen schmeichelnden Violinenklang. Der in Sarasota, Florida, geborene Betts zog der Musik wegen nach Südkalifornien und leitete Malibu-Rock-Bands wie Backbone69 und Whitestarr. Danach spielte er fast zehn Jahre lang neben seinem Vater Dickey Betts in der Gruppe Great Southern. Ob als Tourgitarrist für Folk-Rocker Dawes oder auf der Bühne mit Größen wie Jack Johnson und G. Love, Kid Rock und Phil Lesh, Betts wurde ein gefragter Musiker.
Zu wenig Devon-Guitar
Stachela ist der Mann für Slide-Stimmungen – irgendwie immer da, immer präsent. Devon Allman ist indes der, der diesen stetigen Fluss aufbricht. Sein Sound an der Gitarre, gerne mal die Tele, ist klar, auf aufgeweckte Art scharf und unmissverständlich in der Präsenz, und doch liebt es der Mann aus Corpus Christi, die Farbtöne auszukosten, Klangfarben zu modellieren, mit Laut-und-Leise-Ausdrücken zu spielen. Der Wechsel von linearen Singlenotes und Akkorden machen seine Soli abwechslungsreich. Aber gerade in den leisen Passagen merkt man seine Ausdruckskraft. Schade, dass er an diesem Abend zu wenig davon gezeigt hat. Erst in der zweiten Hälfte des Konzertes ließ er seinem Spiel freien Lauf.
Beim Allman-Brothers-Evergreen „Jessica“ überlässt er den anderen das Feld. Und die bestellen es ordentlich – mit einer langen Version des Instrumentalstücks mit wunderbaren Einlagen und einem dramatisch gespannten Schluss. Die Band ist klasse: Auf ihrer Tour werden Allman und Betts außerdem noch von Berry Duane Oakley Jr. (Sohn des Allman Brothers Band-Bassisten Berry Oakley), den Drummer/Percussionisten R. Scott Bryan (Sheryl Crow) und John Lum sowie dem Keyboarder John Ginty unterstützt. Ginty kam leider etwas zu kurz mit seinem Orgelspiel. Und ich habe wirklich Nicholas David vermisst, der im vergangenen Jahr eine sagenhafte Performance an den Keyboards hatte.
Mittlerweile fester Bestandteil der Setliste: „Purple Rain“ von Prince, das mit drei Gitarristen einfach hinreißend ist. Zur Zugabe gibt es mit „Southern Accents“ und „Long Gone“ zwei ruhigere Stücke für den Nachhauseweg. Ein guter Konzertabend, bei dem indes in der ersten Hälfte das Feuer fehlte – trotz der Bullenhitze im Club.