„Desert-blues…for fans of Can and Pink Floyd to sink their teeth into” so MOJO über Tamikrest. Am 27.03.2020 wird das neue Album „Tamotaït“ veröffentlicht und es ist ein klarer Schritt in Richtung Rock’n’Roll.
Das Album entstand in einer politisch weiterhin brisanten und entzündlichen Situation in der Sahara, aber steht auch für den Traum auf eine bessere Zukunft, wie Sänger, Gitarrist und Songschreiber Ousmane Ag Mossa erklärt: „Das Album definiert sich über seinen Titel. Tamotaït bedeutet die Hoffnung auf positiven Wandel“. Ein Wandel wie ein Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen im Norden Malis und der gesamten Region, ein Wandel wie die Chance, mit den Plänen für ein eigenes Heimatland namens Azawad der Kel Tamasheq wie schon für eine kurze Zeit im Jahr 2012 voranzukommen.
Tamikrests Musik wird von Gedanken, Träumen, Inspirationen und gemeinsamen Experimenten geformt: „Wir sind eine Band und wenn wir zusammen spielen, bringt jeder seine eigene Spielweise mit“, so Ag Mossa, „Manche Kompositionen haben ihren Ursprung in einem Riff, andere in einem Melodieteil oder Rhythmus und jeder Musiker fügt seinen Input hinzu. Unsere Idee war es, einen roten Faden aus der Tamasheq-Musik durch andere Welten zu tragen, ob sie unseren eigenen Einflüssen oder den Begegnungen auf unseren Reisen entstammen.“ Der rote Faden ist die Leidenschaft. Man kann sie in der allerersten Note des Eröffnungsstücks „Awnafin“ mit seinem von Trotz befeuerten Gesang hören bis hin zu den fließend-luftigen Melodien von „Tabsit“ am Ende des Albums. Es ist „assouf“, im Exil entstehende Musik. Durch die toxischen politischen Zustände in ihrer Heimat leben die Gründungsmitglieder von Tamikrest schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr in der malischen Stadt Kidal, wo Tamikrest im Jahr 2007 gegründet wurde, sondern im algerischen Tamanrasset, in Paris und manchmal auch im Grenzland zwischen Algerien und Mali.
Der größte Teil von Tamotaït entstand in David Odlums (Glen Hansard, Gemma Hayes, Tinariwen) Studio in Frankreich; beim letzten Album Kidal war Odlum als Mixer dabei, beim neuen Album als Produzent. „Wir wollten ein modernes Album machen, aber mit Vintage-Sounds, und verliebten uns vor ein paar Jahren in sein Studio Black Box“ erklärt Ag Mossa. „Wir wollten vorab so viel wie möglich an den Sounds arbeiten und nicht alles dem Mischvorgang überlassen. So verbrachten wir Zeit mit ihm und arbeiteten die Arrangements aus, bevor wir mit den Aufnahmen begannen, und er half uns auch sehr bei der Auswahl der Amps und Mikrophone.“
Als Gast ist die marokkanische Sängerin Hindi Zahra bei dem wundervollen „Timtarin“ dabei – sie hat schon mehrfach mit Tamikrest auf der Bühne gestanden und Gitarrist Paul Salvagnac spielte für einige Jahre in Zahras Band.
Auf Tamotaït geht die Band einen großen Schritt weiter in Richtung Klangabenteuer und erforscht jeden einzelnen Winkel ihres Sounds – sogar Musik, die weit weg von der Sahara in Japan entstanden ist. Während einer Tournee war Ag Mossa begeistert vom Klang traditioneller japanischer Instrumente: „Ich beschloss zurückzukehren, um mehr über die Kultur und die Musik zu erfahren. Während meines Besuchs komponierte ich einige Stücke auf einer der abgelegenen japanischen Inseln. Und da das erste Songwriting für dieses Album in der Wüste stattfand und auf den Inseln in Japan endete, wollten wir dies auf dem Album widerspiegeln.“ Die in Japan geplanten Aufnahmen wurden fast durch einen Taifun verhindert, aber ein Stück ist nun doch auf dem Album enthalten. In „Tabsit“ mit seiner hauchzarten Melodie gleiten die Shamisen und die 5-saitige Tonkori der Gastmusiker Atsushi Sakta und Oki Kano nur so um die Gitarren. In ihm trifft die Wüste auf die aufgehende Sonne.
Der Odlum-Effekt macht sich am meisten im Stück „Anha Achal Wad Namda“ bemerkbar. Es gibt da diesen einen Moment, in dem die straffe Rhythmusgruppe von Ag Mohamedine, Cheikh Ag Tiglia (Bass) und Nicolas Grupp (Schlagzeug) einsetzt und den puren, perfekten Rock’n’Roll-Track in die Stratosphäre schießt. Ein Jahrzehnt nach Gründung der Band ist Tamikrest eine der besten Rock‘n‘Roll-Bands der Welt.
Besetzung:
Ousmane Ag Mossa – Vocals, Gitarre
Aghaly Ag Mohamedine – Vocals, Percussion
Cheick Ag Tiglia – Bass, Backing Vocals
Paul Salvagnac – Gitarre
Nicolas Grupp – Schlagzeug, Percussion
Tourdaten:
03.05.2020 Bremen / Tower
11.05.2020 Mannheim / Alte Feuerwache
12.05.2020 München / Ampere
13.05.2020 Nürnberg / Z-Bau
14.05.2020 Köln / Bumann & Sohn
15.05.2020 Berlin / Lido
16.05.2020 Hamburg / Knust
01.06.2020 CH-Winterthur / Afro Pfingsten