Die Melancholie einsamer Musiker
TALKIN‘ JAZZ Der Trompeter Till Brönner trifft den Chansonnier Klaus Hoffmann und pflegt die Distanz
Von Cem Akalin
Deutlich mehr Musik gab es diesmal zu hören, bei Till Brönners zweiter Runde von Talkin` Jazz im Forum der Bundeskunsthalle. Ob’s an seinem Gast lag? Ein gut aufgelegter Klaus Hoffmann, ein charmanter Geschichtenerzähler, der immer wieder in seinen reichen Liederfundus griff. Oder lag’s am Gastgeber, dem oft im Talk die Puste ausging?
Mit einer Huldigung an seine Fans, „Wegen Dir“ aus seinem 1993er Album „Sänger“, eröffnete Hoffmann den Freitagabend, gefolgt von „In meinem Kiez“, eine seiner vielen Liebeserklärungen an seine Heimatstadt Berlin und ihre menschlichen Kleinbiotope. Das sind die Momente, in denen Hoffmann wirklich stark ist. Texte, in denen er Alltäglichem Poesie einhaucht, und immer schwingt diese leichte Melancholie mit. Einsame Menschen, nicht unähnlich den „Nighthawks“ in Edward Hoppers Nachtszene eines amerikanischen Coffee Shops, sind seine Protagonisten, jene, die irgendwie am Rande mitziehen im gleichmäßigen Strom des Lebens.
Und so startet Brönner dann auch mit der nahe liegenden Frage: „Für wen machst du deine Musik?“ Hoffmann gibt zu, dass der Drang zum Texten und zum Komponieren „aus einer tiefen Einsamkeit“ gekommen sei. Für die Musik gab der gelernte Außenhandelskaufmann nach einem viel versprechenden Start sogar die Schauspielerei auf – trotz etlicher Preise etwa für seine Darstellung des Edgar Wibeau in Plenzdorfs „Die neuen Leiden des jungen W.“ (1976). Doch Hoffmann kann nur in der Musik „echt“ sein. Klar, dass an diesem Abend auch „Einsam sind alle Sänger“ zur Aufführung kommt.
Hoffmann spielt gerne mit Zungenbrechern und begleitet jede Zeile mit betonter Gestik. Er tänzelt, zieht Grimassen, nutzt jeden Meter Freifläche für sein Körperspiel, er lungert auf dem Sofa, rückt seinem Gastgeber auch mal auf die Pelle, so dass dieser flüchtet: „Ich muss mal Distanz schaffen“, so Brönner, und das sagt alles. Ebenso wie sein Bekenntnis, froh zu sein, sich auf der Bühne hinter seiner Trompete verstecken zu können. In solchen Momenten, wenn der Zuschauer sich auf ein tiefer gehendes Gespräch freut, greift Brönner lieber zum Horn. Und damit versteht er in der Tat zu kommunizieren. Mit seinem Flügelhorn oder der Trompete setzt Brönner starke musikalische Akzente, die Hoffmanns Lieder aus dem Sog der gefälligen Arrangements herausholen. Also wieder ein Abend voller musikalischer Genüsse.